Wie leicht es fällt, einen Kilometer in einem angenehmen Tempo zu gehen, kann darauf hinweisen, ob in den nächsten Jahren ein erhöhtes Risiko für Knochenbrüche besteht. Gehschwierigkeiten sind dabei mit einem generell erhöhten Frakturrisiko verbunden und ein Warnsignal, die Knochengesundheit zu überprüfen.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der University of Sydney (UNSW) wurde untersucht, ob Menschen ab 45 Jahren, die unter Einschränkungen beim Gehen leiden, innerhalb von fünf Jahren ein erhöhtes Frakturrisiko aufweisen. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift „JAMA Network Open“ veröffentlicht.
Über 260.000 Personen untersucht
Für die Studie wurden die Daten von insgesamt 266.912 Teilnehmenden im Alter von mindestens 45 Jahren ausgewertet, die an der sogenannten 45 and Up Study teilgenommen hatten.
Diese wurden zu gesundheitlichen Problemen befragt und gaben an, inwiefern ihre Fähigkeit, bestimmte Strecken zu Fuß zurückzulegen, eingeschränkt war. Die möglichen Antworten lauteten: gar nicht, ein wenig oder sehr.
Die Befragung ergab, dass jeder fünfte Teilnehmende zu Beginn der Studie unter einer gewissen Einschränkung beim Gehen litt, berichtet das Team.
Einfluss auf das Frakturrisiko?
Die Forschenden verglichen die Auswirkungen auf das Frakturrisiko bei Teilnehmenden mit unterschiedlich stark eingeschränkter Gehfähigkeit auf 1000 Metern Strecken (leicht und stark eingeschränkt) und Personen ohne jegliche Einschränkung. Dabei wurden Alter, Stürze, frühere Frakturen und Gewicht berücksichtigt.
„Wir haben herausgefunden, dass Schwierigkeiten beim Gehen, selbst bei kurzen Strecken, eng mit einem höheren Frakturrisiko in den folgenden fünf Jahren verbunden zu sein scheinen. Ein paar einfache Fragen dazu, wie weit jemand gehen kann, könnten Ärzten ein frühes Warnsignal geben, um die Knochengesundheit zu überprüfen“, berichtet Studienautorin Professorin Jacqueline Center in einer Pressemitteilung.
Teilnehmenden, die Schwierigkeiten hatten, eine Strecke von einem Kilometer zu gehen, hatten laut den Forschenden ein deutlich erhöhtes Risiko, während der Nachbeobachtungszeit eine Fraktur zu erleiden.
Beispielsweise zeigten Frauen, die angaben, bei der Bewältigung dieser Strecke stark eingeschränkt zu sein, ein um 60 Prozent höheres Frakturrisiko als Teilnehmerinnen ohne Einschränkungen bei der gleichen Strecke. Bei Männern sei das Risiko sogar über 100 Prozent erhöht.
Viele Frakturen auf Gehbehinderungen zurückzuführen
Im Allgemeinen waren etwa 60 Prozent der erlittenen Frakturen auf ein gewisses Maß an Gehbehinderung zurückzuführen, wobei die Ergebnisse für verschiedene Frakturstellen wie Hüfte, Wirbelkörper, Arme und Beine konsistent waren, so die Forschenden.
Durch eine einfache Bewertung der Gehschwierigkeiten über eine Distanz von einem Kilometer könnten viel mehr Menschen mit einem erhöhten Frakturrisiko identifiziert werden, die von einer Knochendichtemessung oder einer präventiven Behandlung profitieren könnten, ergänzt Professorin Center.
„Die Frage nach der Gehfähigkeit dauert nur wenige Sekunden und könnte ein kostenloser, nicht-invasiver Weg sein, um festzustellen, ob jemand seine Knochen überprüfen lassen muss“, betont Center.
„Wir hoffen, dass diese Ergebnisse Ärzte dazu ermutigen werden, die Gehfähigkeit als Warnzeichen für mögliche Probleme mit der Knochengesundheit zu betrachten. Patienten, die nicht in der Lage sind, einen ganzen Kilometer bequem zu gehen, sollten ihren Arzt bitten, ihre Knochen untersuchen zu lassen“, fügt Dr. Bliuc hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Dana Bliuc, Thach Tran, Dunia Alarkawi, Weiwen Chen, Dima A. Alajlouni, et al.: Patient Self-Assessment of Walking Ability and Fracture Risk in Older Australian Adults; in: JAMA Network Open (veröffentlicht 23.012024), JAMA Network Open
- University of Sydney: Can you walk a kilometre?' The question that predicts fracture risk (veröffentlicht 24.01.2024), UNSW
Wichtiger Hinweis:
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