Häufiges Rauchen von Cannabis erhöht das Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Besonders gefährlich scheint es zu sein, wenn man täglich Cannabis raucht.
Eine neue Querschnittsstudie unter Beteiligung von Fachleuten der University of California hat die kardiovaskulären Auswirkungen des Cannabiskonsums untersucht. Die Ergebnisse sind im „Journal of the American Heart Association“ (JAHA) nachzulesen.
Daten von mehr als 430.000 Menschen
Insgesamt wurden für die Studie die Daten von 434.104 Personen ausgewertet, die an der sogenannten Behavioral Risk Factor Surveillance Survey teilgenommen hatten. Das Team konzentrierte sich auf den Zusammenhang zwischen dem Cannabiskonsum in den letzten 30 Tagen und Herz-Kreislauf-Beschwerden.
Dabei zeigte sich, dass täglicher Cannabiskonsum mit einem um 25 Prozent erhöhten Risiko für einen Herzinfarkt und einem um 42 Prozent erhöhten Risiko für einen Schlaganfall verbunden war, verglichen mit Teilnehmenden, die kein Cannabis konsumierten.
Die Häufigkeit des Cannabiskonsums spielte eine nicht zu unterschätzende Rolle für das kardiovaskuläre Risiko. So war ein wöchentlicher Cannabiskonsum „nur” mit einem um drei Prozent erhöhten Risiko für einen Herzinfarkt und einem um fünf Prozent erhöhten Risiko für einen Schlaganfall verbunden, berichten die Fachleute.
Unterschätzte Ursache für Herzerkrankungen?
Insgesamt gaben den Forschernden zufolge fast 75 Prozent der Cannabis konsumierenden Teilnehmenden an, dass ihr Konsum hauptsächlich durch Rauchen erfolge und „wir wissen, dass bei der Verbrennung von Cannabis Giftstoffe freigesetzt werden, die denen im Tabakrauch ähneln“, erläutert Studienautorin Dr. Abra Jeffers in einer Pressemitteilung.
Seit langem sei bekannt, dass das Rauchen von Tabak das Risiko für Herzerkrankungen erhöht. Die neue Studie zeige nun, dass offenbar auch das Rauchen von Cannabis ein kardiovaskulärer Risikofaktor ist.
Der Konsum von Cannabis könnte nach Ansicht der Forschenden eine wichtige und bisher unterschätzte Ursache für Herzerkrankungen sein.
Warum erhöht Cannabis das Risiko?
Auch wenn die genauen Mechanismen, über die Cannabis mit Herzkrankheiten in Verbindung steht, noch unklar sind, gehen die Fachleute davon aus, dass die Auswirkungen auf die sogenannten Endocannabinoid-Rezeptoren eine Rolle spielen könnten.
Endocannabinoid-Rezeptoren bezeichnen den Teil der Zellen, der für die Erkennung von Tetrahydrocannabinol (THC) zuständig ist und THC ist der wichtigste psychoaktive Inhaltsstoff von Cannabis, erklärt das Team. Zudem seien die Rezeptoren im Herz-Kreislauf-Gewebe des Körpers weit verbreitet.
Weitere gesundheitsschädliche Auswirkungen
Neben den in dieser Forschungsarbeit festgestellten Auswirkungen von Cannabis auf das Herz wurden in der Vergangenheit bereits Studien durchgeführt, die einen Zusammenhang zwischen regelmäßigem Cannabiskonsum und einer Beeinträchtigung der Hirnentwicklung, Lungenschäden und verschiedenen Herz-Kreislauf-Erkrankungen festgestellt haben, berichtet das Team.
Daher scheine es angebracht, Menschen bei medizinischen Routineuntersuchungen oder körperlichen Tests auch nach ihrem Cannabiskonsum zu fragen, so wie es beim Tabakkonsum der Fall ist. Dies könnte zudem helfen, mehr über die langfristigen Auswirkungen von Cannabis auf den Körper zu erfahren, fügt Dr. Jeffers hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Abra M. Jeffers, Stanton Glantz, Amy L. Byers, Salomeh Keyhani: Association of Cannabis Use With Cardiovascular Outcomes Among US Adults; in: Journal of the American Heart Association (veröffentlicht 28.02.2024), JAHA
- NIH/National Heart, Lung and Blood Institute: Smoking cannabis associated with increased risk of heart attack, stroke (veröffentlicht 28.02.2024), NIH/National Heart, Lung and Blood Institute
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.