Fermentierte Lebensmittel werden vor allem wegen ihrer gesundheitlichen Vorteile immer beliebter. Sie tragen beispielsweise zur Senkung der Blutfettwerte und des Blutdrucks bei und verbessern die Zusammensetzung der Darmflora. Doch helfen fermentierte Lebensmittel tatsächlich beim Abnehmen, wie eine aktuelle Studie nahelegt?
Die Medizinerin Dr. Evangeline Mantzioris von der University of South Australia (UniSA) fasst in einem aktuellen Beitrag die bisherigen Ergebnisse verschiedener Studien zur Frage zusammen, ob fermentierte Produkte wie Kimchi tatsächlich beim Abnehmen helfen.
Vorteile fermentierter Lebensmittel
Fermentierten Lebensmitteln wird eine Reihe von Vorteilen zugeschrieben. So sollen sie bei Diabetes den Blutzuckerspiegel senken und bei Diabetes und Übergewicht auch zur Senkung der Blutfettwerte und des Blutdrucks beitragen. Außerdem sollen fermentierte Lebensmittel Durchfall lindern, so die Expertin.
Aber können fermentierte Lebensmittel wirklich beim Abnehmen helfen, wie die Ergebnisse einer aktuellen Studie vermuten lassen?
Was sind fermentierte Lebensmittel?
Fermentierte Lebensmittel entstehen, wenn Mikroben Lebensmittelbestandteile fermentieren, wie es zum Beispiel bei Joghurt, Käse, Kefir, Kombucha, Wein, Bier, Sauerkraut und Kimchi der Fall ist, berichtet Dr. Mantzioris. Durch die Fermentation wird die Haltbarkeit der Lebensmittel verlängert und es entstehen neue Nährstoffe.
Dabei verdauen gesunde Mikroben (Probiotika) Nährstoffe und Bestandteile der Nahrung, um neue bioaktive Komponenten (Postbiotika) zu bilden. Fachleute gehen laut Dr. Mantzioris davon aus, dass diese zusätzlich zu den gesundheitlichen Vorteilen der Bakterien selbst auch gesundheitliche Vorteile bieten.
Geringeres Risiko für Fettleibigkeit dank Kimchi?
In einer Anfang dieses Jahres veröffentlichten Studie wurden Hinweise auf ein geringeres Risiko für Fettleibigkeit durch den Verzehr von Kimchi gefunden, was darauf zurückzuführen zu sein scheint, dass der Verzehr den Gehalt an nützlichen Bakterien in der Darmflora erhöht.
An der Studie nahmen insgesamt 115.726 Personen im Alter von 40 bis 69 Jahren teil, die angaben, wie viel Kimchi sie im vergangenen Jahr verzehrt hatten. Die Fachleute stellten fest, dass der Verzehr von ein bis drei Portionen Kimchi pro Tag bei Männern mit einem geringeren Risiko für Fettleibigkeit verbunden war.
Nahmen Männer mehr als drei Portionen Kimchi (Baechu) pro Tag zu sich nahmen, verringerte sich laut dem Forschungsteam ihr Risiko für Fettleibigkeit und sogenannte abdominale Adipositas. Bei Frauen habe sich das Risiko für Fettleibigkeit und abdominale Fettleibigkeit ab zwei bis drei Portionen Baechu täglich verringert.
Der Verzehr von Rettich-Kimchi (Kkakdugi) war in der Studie sowohl bei Männern als auch bei Frauen ebenfalls mit einem geringeren Risiko für Fettleibigkeit verbunden.
Auch ein Anstieg des Risikos möglich?
Das Team stellte jedoch auch fest, dass Personen, die fünf oder mehr Portionen Kimchi verzehrten, nicht nur einen größeren Taillenumfang aufwiesen, sondern zudem häufiger an Fettleibigkeit litten.
Zudem habe die Studie einige Einschränkungen aufgewiesen. So sei es zum Beispiel aufgrund der verwendeten Fragebögen schwierig gewesen, zu beurteilen, wie viel Kimchi die Teilnehmenden tatsächlich gegessen hatten. Und die Teilnehmenden berichteten selbst über ihre früheren Essgewohnheiten, so dass Verzerrungen durch Erinnerungsproblemen möglich seien.
Aufgrund des Studiendesigns war es nicht möglich, festzustellen, ob Kimchi direkt zu einer Gewichtsabnahme führt, so das Forschungsteam.
Abnehmen durch fermentierte Lebensmittel?
Es bleibt die Frage, welche weiteren experimentellen Beweise die Behauptung stützen, dass fermentierte Lebensmittel Übergewicht entgegenwirken.
Für fermentierte Milchprodukte hat eine Studie bereits nachgewiesen, dass sie die Entleerung des Magens bei Männern verlangsamen können, so dass sie sich länger satt fühlen und weniger Appetit auf andere Lebensmittel entwickeln.
Eine andere Studie hat gezeigt, dass das Trinken eines kleinen Glases Kefir (200 Milliliter) den Appetit nach einer Mahlzeit verringert. Dies war jedoch nur der Fall, wenn die Mahlzeit aus schnell verdaulichen Nahrungsmitteln bestand, die den Blutzuckerspiegel schnell ansteigen lassen können, so Dr. Mantzioris.
In einer weiteren Studie mit fettleibigen jungen indonesischen Frauen war der Verzehr von Tempeh (ein fermentiertes Sojaprodukt) mit Veränderungen des Appetithormons verbunden. Es wurden jedoch keine Auswirkungen auf den Appetit oder das Sättigungsgefühl beobachtet.
Der tägliche Verzehr von etwa 70 Gramm Chungkookjang (fermentierte Sojabohne) wurde in einer
Forschungsarbeit mit verschiedenen Verbesserungen bei Fettleibigkeit in Verbindung gebracht, allerdings konnten die beteiligten Fachleute keine Auswirkungen auf das Gewicht feststellen.
Eine systematische Überprüfung aller Studien, die den Einfluss fermentierter Lebensmittel auf das Sättigungsgefühl (Völlegefühl) untersuchten, ergab keinen solchen Effekt, fügt Dr. Mantzioris hinzu.
Zusammenfassend lasse sich festhalten, dass es bisher nur sehr schwache Beweise dafür gibt, dass fermentierte Lebensmittel eine Gewichtsabnahme unterstützen. Die durchgeführten experimentellen Studien waren nur von kurzer Dauer, und viele von ihnen berichteten über keinerlei Gewichtsveränderungen, resümiert die Epxertin.
Fermentierte Lebensmittel sind gesund
Dennoch bleibe der Verzehr fermentierter Lebensmittel im Rahmen einer gesunden, abwechslungsreichen und ausgewogenen Ernährung durchaus sinnvoll, da sie besonders reich an gesunden Bakterien und Nährstoffen sind. Zu beachten sei allerdings, dass bestimmte fermentierte Lebensmittel wie Kimchi und Sauerkraut einen höheren Salzgehalt aufweisen. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- University of South Australia: Can kimchi really help you lose weight? Hold your pickle. The evidence isn’t looking great (veröffentlicht 20.02.2024), UniSA
- Hyein Jung, Ye-Rang Yun, Sung Wook Hong, Sangah Shin: Association between kimchi consumption and obesity based on BMI and abdominal obesity in Korean adults: a cross-sectional analysis of the Health Examinees study; in: BMJ Open (veröffentlicht 30.01.2024), BMJ Open
- K. M. Sanggaard, J. J. Holst, J. F. Rehfeld, B. Sandström, A. Raben, T. Tholstrup: Different effects of whole milk and a fermented milk with the same fat and lactose content on gastric emptying and postprandial lipaemia, but not on glycaemic response and appetite; in: British Journal of Nutrition (veröffentlicht 09.03.2007), British Journal of Nutrition
- SciELO: The effects of kefir in mixed meals on appetite and food intake: a randomized cross-over trial (veröffentlicht 2021), SciELO
- Etika Ratna Noer, Luthfia Dewi, Chia-Hua Kuo: Fermented soybean enhances post-meal response in appetite-regulating hormones among Indonesian girls with obesity; in: Obesity Research & Clinical Practice (veröffentlicht Volume 15, Issue 4, July–August 2021, Pages 339-344), Obesity Research & Clinical Practice
- M-S Byun, O-K Yu, Y-S Cha, T-S Park: Korean traditional Chungkookjang improves body composition, lipid profiles and atherogenic indices in overweight/obese subjects: a double-blind, randomized, crossover, placebo-controlled clinical trial; in: European Journal of Clinical Nutrition (veröffentlicht 15.06.2016), European Journal of Clinical Nutrition
- Georgia Chatonidi, Jonas Poppe, Kristin Verbeke: Plant-based fermented foods and the satiety cascade: A systematic review of randomized controlled trials; in: Trends in Food Science & Technology (veröffentlicht Volume 133, March 2023, Pages 127-137), Trends in Food Science & Technology
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.