Bisphenol A (BPA), das häufig zur Herstellung von Kunststoffprodukten des täglichen Gebrauchs verwendet wird, beeinträchtigt nicht nur die normalen Hormonfunktionen des Körpers, sondern wird auch mit schädlichen Veränderungen der Darmflora bei Kindern in Verbindung gebracht.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der Universität Granada wurde untersucht, wie eine Exposition gegenüber Bisphenol A verschiedene Arten von Mikroorganismen beeinflusst und ob dies zu Veränderungen in der Zusammensetzung und Funktion der Darmflora führt. Die Ergebnisse sind in der englischsprachigen Fachzeitschrift „mSystems“ nachzulesen.
Bisphenol A, Übergewicht und Adipositas
Insgesamt 106 Kinder wurden untersucht, um Mikroben zu identifizieren, die bei der Exposition gegenüber Bisphenol A und dessen Abbau eine Rolle spielen. Auch deren Einfluss auf die gesamte Darmflora und mögliche Zusammenhänge mit einer Dysbiose (Ungleichgewicht der Darmflora) bei Adipositas fanden Berücksichtigung.
Sechzig der Kinder hatten Normalgewicht, während die anderen an Übergewicht oder Fettleibigkeit litten. Die Forschenden setzten Stuhlproben der Kinder unterschiedlichen Konzentrationen von Bisphenol A aus und ließen die Bakterien anschließend drei Tage gedeihen.
Reichhaltigere Darmflora bei Normalgewicht
Mit einer rRNA-Sequenzierung und einer zusätzlichen Amplicon-Sequenzierung
konnten die Forschenden schließlich 333 BPA-resistente Bakterienarten identifizieren.
Zudem stellte das Team fest, dass normalgewichtige Kinder generell ein vielfältigeres und besser strukturiertes Netzwerk von Bakterien aufwiesen als übergewichtige und fettleibige Kinder.
Insbesondere die Bakteriengattungen Clostridium und Romboutsia haben dabei in den mit Bisphenol A kultivierten Proben die Vielfalt der Bakteriengemeinschaften gefördert, fügen die Forschenden hinzu.
Möglicherweise sei die Darmflora von normalgewichtigen Kindern insgesamt widerstandsfähiger gegenüber sogenannten xenobiotischen Substanzen wie Bisphenol A, ergänzt die Studienautorin Dr. Margarita Aguilera in einer Pressemitteilung.
Daher könne die Exposition gegenüber Bisphenol A bei normalgewichtigen Kindern andere mikrobielle Gemeinschaften fördern als bei übergewichtigen oder fettleibigen Kindern.
„Wir haben festgestellt, dass die mikrobielle Gemeinschaft des Darms je nach BMI (Body-Mass-Index) der Person unterschiedlich auf die BPA-Belastung reagiert“, so Dr. Aguilera.
Diese Zusammenhänge verdeutlichen das komplizierte Zusammenspiel zwischen den Darmmikrobiota und der potenziellen Pathophysiologie des Menschen, die sich aus der kumulativen BPA-Exposition ergibt, erläutert die Expertin.
Wenn man wüsste, welche Mikroben an dem komplexen Netzwerk beteiligt sind, das Bisphenol A, Fettleibigkeit und die Darmflora miteinander verbindet, könnte dies auch Hinweise auf mögliche Interventionen geben, um das Risiko von Fettleibigkeit bei Kindern weltweit zu verringern, fügt Dr. Aguilera hinzu.
Die Ergebnisse sollten zudem das Bewusstsein für die Gesundheitsrisiken schärfen, die von Mikroplastik ausgehen, das in unseren Körper gelangt und in der Umwelt zirkuliert, betont die Studienautorin. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Ana Lopez-Moreno, Klara Cerk, Lourdes Rodrigo, Antonio Suarez, Margarita Aguilera, et al.: Bisphenol A exposure affects specific gut taxa and drives microbiota dynamics in childhood obesity; in: mSystems (veröffentlicht 01.03.2024), mSystems
- American Society for Microbiology: BPA Exposure Linked to Gut Microbiota and Childhood Obesity (veröffentlicht 01.03.2024), American Society for Microbiology
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.