Menschen mit einem erhöhten Risiko sollten bei Arztbesuchen gezielt auf Vorhofflimmern untersucht werden, um schwerwiegendere gesundheitlichen Folgen zu vermeiden. Dies könnte zudem im Gesundheitssystem hohe Kosten einsparen.
Die Ergebnisse des sogenannten AFFECT-EU-Projekts zeigen, dass Menschen mit einem erhöhten Risiko für Vorhofflimmern bei jedem Arztbesuch auf Vorhofflimmern getestet werden sollten. Das Projekt arbeitet an der Entwicklung einer risikobasierten Screening-Strategie für Vorhofflimmern in der Europäischen Gemeinschaft mit dem Ziel, spätere Schlaganfälle und vorzeitige Todesfälle zu verhindern.
Vorhofflimmern-Fälle steigen weiter an
Vorhofflimmern ist weltweit die häufigste Herzrhythmusstörung. Ab einem Alter von 55 Jahren steigt das Risiko stark an und im Jahr 2060 werden nach Einschätzung von Fachleuten voraussichtlich mehr als 17,9 Millionen Menschen betroffen sein.
Manche Menschen haben ein deutlich erhöhtes Risiko, an Vorhofflimmern zu erkranken, zum Beispiel Personen mit Herzinsuffizienz oder Menschen, die bereits einen Schlaganfall erlitten haben, erläutern die Forschenden.
Erhöhtes Schlaganfall-Risiko
Menschen mit Vorhofflimmern wiederum haben ein bis zu fünfmal höheres Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, als gesunde Menschen. Besonders gefährlich ist laut dem Team, dass Vorhofflimmern oft keine Symptome verursacht und daher häufig nicht diagnostiziert wird, bis es schließlich zu einem Schlaganfall kommt.
Laut dem AFFECT-EU-Projekt ist daher ein sogenanntes opportunistisches Screening für Menschen mit einem Risiko für Vorhofflimmern angebracht, wenn sie mit dem Gesundheitssystem in Kontakt kommen. Darüber hinaus sollten Personen mit erhöhtem Risiko gezielt angesprochen und zu einem Screening ermutigt werden.
Ein einfaches Screening auf Vorhofflimmern kann Schlaganfälle wirksam reduzieren, berichten die Fachleute des AFFECT-EU-Projekts basierend auf einer aktuellen Metaanalyse mit 35.836 Teilnehmenden. Eine weitere Recherche des Konsortiums in elf europäischen Ländern ergab, dass es dort keinerlei nationale Screening-Programme für Vorhofflimmern gibt.
Risikofaktoren für Vorhofflimmern
Bei der Frage, wer ein erhöhtes Risiko für Vorhofflimmern oder einen Schlaganfall hat und deshalb gescreent werden sollte, kristallisierten sich den Forschenden zufolge folgende Risikofaktoren heraus: fortgeschrittenes Alter, Übergewicht, Bluthochdruck sowie ein erhöhter Blutspiegel des N-terminalen natriuretischen Peptids vom B-Typ (NT-proBNP), das zur Diagnose einer Herzinsuffizienz eingesetzt wird.
Mit Gerinnungshemmern Schlaganfällen vorbeugen
„Ein Screening auf Vorhofflimmern kann nicht diagnostiziertes Vorhofflimmern aufdecken, so dass die Erkrankung leitliniengerecht behandelt werden kann, einschließlich der Einleitung einer gerinnungshemmenden Medikation zur Verhinderung von Schlaganfällen“, erläutert Professorin Renate Schnabel, Koorinatorin des EU-Projekts vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), in einer aktuellen Pressemitteilung der European Society of Cardiology (ESC).
Vorhofflimmern erhöht im Vergleich zu gesunden Menschen das Risiko, eine schwere Behinderung zu entwickeln oder an einem Schlaganfall oder einer Herzinsuffizienz zu sterben, ergänzt Projektleiter Daniel Engler. Dies mache deutlich, dass Prävention notwendig sei, um die mit Vorhofflimmern verbundene Morbidität zu reduzieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu erhalten. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- European Society of Cardiology: Five-minute test during routine GP appointments could prevent stroke (veröffentlicht 18.03.2024), ESC
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.