Herpesvirus-Infektionen bilden einen signifikanten Risikofaktor für die spätere Entwicklung einer Demenzerkrankung. Nach einer Infektion mit dem Herpes-simplex-Virus ist die Wahrscheinlichkeit, an Demenz zu erkranken, doppelt so hoch wie bei Menschen, die noch nie infiziert waren.
Ein schwedisches Forschungsteam um Erika Vestin und Dr. Bodil Weidung von der Universität Uppsala hat in einer aktuellen Studie untersucht, ob ein Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein von Antikörpern gegen das Herpesvirus und dem Alzheimer- und Demenzrisiko besteht. Die Ergebnisse sind in dem „Journal of Alzheimer’s Disease“ veröffentlicht.
Hinweise auf einen Zusammenhang
Seit einigen Jahren häufen sich die Hinweise auf einen potenziellen Zusammenhang zwischen Herpesvirus-Infektionen und Demenzerkrankungen. So hatten Forschende der Icahn School of Medicine at Mount Sinai (USA) bereits 2018 in einer Studie eine Verbindung zwischen Herpes-Viren und Alzheimer festgestellt.
In dem gleichen Jahr kamen Forschende der University of Manchester und der University of Oxford sogar zu dem Schluss, dass die Hälfte der Alzheimer-Erkrankungen durch Herpes-Viren bedingt sein könnte, und dass antivirale Therapie möglicherweise vorbeugend wirken.
In der neuen Studie hat das schwedische Team nun die Daten von 1.002 70-Jährigen auswertet, die zwischen 2001 und 2005 in die Studie aufgenommen und für 15 Jahre begleitet wurden, um mögliche Zusammenhänge zwischen auftretenden Demenzerkrankungen und Infektionen mit dem Herpes-simplex-Virus zu ermitteln.
Demenz-Risiko verdoppelt
Bei der Datenauswertung wurde deutlich dass Teilnehmende, die sich irgendwann in ihrem Leben mit dem Herpes-simplex-Virus infiziert hatten, doppelt so häufig an Demenz erkrankten wie die Teilnehmenden, die noch nie infiziert waren, berichtet das Team. Zudem seien keine positiven Effekte antiviraler Therapien feststellbar gewesen.
„Das Besondere an dieser Studie ist, dass die Teilnehmenden etwa gleich alt waren, was die Ergebnisse noch zuverlässiger macht, da Altersunterschiede, die sonst mit der Entstehung einer Demenz einhergehen, die Ergebnisse nicht verfälschen können“, betont die Studienautorin Erika Vestin.
Weitere Studien erforderlich
In zukünftigen Forschungsarbeiten gelte es nun, die Zusammenhänge weiter zu untersuchen und zu überprüfen, ob andere bereits bekannte Medikamente gegen das Herpes-simplex-Virus das Demenzrisiko verringern können. Denn möglicherweise lässt sich die Erkrankung auf diese Weise verhindern, so die Hoffnung des Forschungsteams. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Erika Vestin, Gustaf Boström, Jan Olsson, Fredrik Elgh, Lars Lind, Lena Kilander, Hugo Lövheim, Bodil Weidung: Herpes Simplex Viral Infection Doubles the Risk of Dementia in a Contemporary Cohort of Older Adults: A Prospective Study; in: Journal of Alzheimer's Disease (veröffentlicht 13.02.2024), content.iospress.com
- Universität Uppsala: Double risk of dementia after mouth ulcer virus (veröffentlicht 15.02.2024), uu.se
- Ruth F. Itzhaki: Corroboration of a Major Role for Herpes Simplex Virus Type 1 in Alzheimer’s Disease; in: Frontiers in Aging Neuroscience (veröffentlicht 19.10.2018), frontiersin.org
- Ben Readhead, Jean-Vianney Haure-Mirande, Cory C. Funk, Matthew A. Richards, Paul Shannon, Vahram Haroutunian, Mary Sano, Winnie S. Liang, Noam D. Beckmann, Nathan D. Price, Eric M. Reiman, Eric E. Schadt, Michelle E. Ehrlich, Sam Gandy, Joel T. Dudley: Multiscale Analysis of Independent Alzheimer’s Cohorts Finds Disruption of Molecular, Genetic, and Clinical Networks by Human Herpesvirus; in: Neuron (veröffentlicht 21.06.2018), cell.com
Wichtiger Hinweis:
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