Frauen, die sich einsam fühlen, zeigen einen erhöhte Aktivität in Regionen des Gehirns, die mit Heißhunger und der Motivation zum Essen verbunden sind. So scheint sich der Zusammenhang zwischen ungesundem Essverhalten und Einsamkeit zu bestätigen.
Ein Forschungsteam von der University of California hat in einer aktuellen Studie untersucht, ob die wahrgenommene soziale Isolation in Zusammenhang mit der Reaktivität des Gehirns auf Nahrungsmittelreize, Fettleibigkeit und psychologischen Symptomen steht. Die Studienergebnisse sind in dem Fachmagazin „JAMA Network Open“ veröffentlicht.
Einsamkeit und Essattacken
Aus früheren Studien war bereits bekannt, dass Fettleibigkeit mit Depressionen und Angstzuständen zusammenhängt und dass Essattacken einen potenziellen Bewältigungsmechanismus gegen Einsamkeit bilden, berichten die Forschenden.
An 93 Frauen überprüfte das Team nun die Zusammenhänge, auch unter Berücksichtigung der zugrundeliegenden Mechanismen im Gehirn. Zunächst wurden die Teilnehmerinnen hierfür zu ihrer sozialen Unterstützung und ihren Gefühlen der Einsamkeit und Isolation befragt.
Auf Basis der Ergebnisse bildeten die Forschenden zwei Gruppen: Eine mit Teilnehmerinnen, die auf der Skala der wahrgenommenen sozialen Isolation hoch abschnitten, und eine mit denjenigen, die niedrig abschnitten.
Die Forschenden fanden heraus, dass Frauen mit einem höheren Maß an sozialer Isolation tendenziell eine höhere Fettmasse, eine geringere Qualität der Ernährung, ein größeres Verlangen nach Essen sowie verstärktes belohnungsbasiertes und unkontrolliertes Essen aufwiesen. Auch zeigten sie ein erhöhtes Maß an Angstzuständen und Depressionen.
Verlangen nach ungesundem Lebensmitteln
Die Untersuchung der Gehirnaktivität der Frauen beim Betrachten von Bildern mit Essen ergab zudem, dass die Gruppe der Frauen, die sich als einsam empfanden, eine erhöhte Aktivierung in Gehirnregionen erlebte, die mit einem größeren Verlangen nach zuckerhaltigen Lebensmitteln verbunden sind.
Zudem zeigten sie eine verminderte Aktivierung in der Gehirnregion, die mit der Selbstkontrolle in Bezug auf Essverhalten verbunden ist, berichten die Forschenden.
Drohender Teufelskreis
„Diese Ergebnisse sind interessant, weil sie Beweise für das liefern, was wir intuitiv wissen“, so Studienautorin Dr. Arpana Gupta. Wenn wir uns einsam fühlen, steigt das Verlangen nach Essen und offenbar insbesondere nach ungesunden Lebensmitteln.
Geben wir dem Heißhunger nach, kann dies wiederum die Psyche beeinträchtigen und ein Teufelskreis zwischen ungesunder Ernährung und psychischen Symptomen entstehen. Ein ganzheitlicher Behandlungsansatz ist hier jedoch möglicherweise die Lösung, um aus dem Kreislauf auszubrechen, erläutert das Team.
Diese Ergebnisse unterstreichen den Bedarf an ganzheitlichen, auf den Körper ausgerichteten Maßnahmen, die die negativen gesundheitlichen Folgen der sozialen Isolation abmildern können, so das Fazit der Forschenden. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Xiaobei Zhang, Soumya Ravichandran, Gilbert C. Gee, Tien S. Dong, Hiram Beltrán-Sánchez, May C. Wang, Lisa A. Kilpatrick, Jennifer S. Labus, Allison Vaughan, Arpana Gupta: Social Isolation, Brain Food Cue Processing, Eating Behaviors, and Mental Health Symptoms; in: JAMA Network Open (veröffentlicht 04.04.2024), jamanetwork.com
- University of California, Los Angeles: Feeding the lonely brain (veröffentlicht 04.04.2024), uclahealth.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.