Laut einer neuen Studie kann der Verzehr von mehr Ballaststoffen zur Vorbeugung von Typ-2-Diabetes beitragen, indem nützliche Darmbakterien und Substanzen gefördert werden, die während des Stoffwechsels entstehen.
Eine neue Studie liefert Hinweise darauf, wie sich das Diabetes-Risiko senken lässt: Die Forschenden haben herausgefunden, dass durch eine vermehrte Ballaststoffaufnahme nützliche Darmbakterien gefördert werden. Die Studienergebnisse wurden kürzlich in der Fachzeitschrift „Circulation Research“ der American Heart Association (AHA) veröffentlicht.
Vor Diabetes schützende Wirkungen
„Konsistente Beweise deuten darauf hin, dass die Aufnahme von Ballaststoffen vor Diabetes schützende Wirkungen hat, aber wie dieser Schutz genau zustande kommt, bleibt unklar“, erläutert Dr. Zheng Wang, Co-Autor der Studie und wissenschaftlicher Assistenzprofessor in der Abteilung für Epidemiologie und Bevölkerungsgesundheit am Albert Einstein College der Medizin in New York City, in einer Mitteilung.
Die Entdeckung der Zusammenhänge zwischen Ballaststoffen, Darmbakterien, Metaboliten und Typ-2-Diabetes – einem führenden Risikofaktor für Herzerkrankungen, Schlaganfall und Nierenerkrankungen – könnte zu einer wirksameren Prävention der Erkrankung führen, sagt Wang.
Beispielsweise ebne die Identifizierung, welche Bakterien und Metaboliten im Körper mit dem Risiko für Typ-2-Diabetes in Zusammenhang stehen, den Weg für personalisierte Diäten und Behandlungen zur Verbesserung der Darm- und Stoffwechselgesundheit gefährdeter Menschen.
„Gute“ Darmbakterien
Die Studie untersuchte Daten von mehr als 11.000 Teilnehmenden der laufenden Hispanic Community Health Study/Study of Latinos. Laut den Centers for Disease Control and Prevention (CDC haben hispanische Erwachsene in den USA ein höheres Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken als die Gesamtbevölkerung.
Die Forschenden fanden heraus, dass eine höhere Ballaststoffaufnahme mit bestimmten „guten“ Darmbakterien und bestimmten günstigen Metaboliten im Blut verbunden war – von denen einige tatsächlich von Darmbakterien produziert wurden.
Diese Darmmikroben und Metaboliten waren während einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von sechs Jahren mit einem geringeren Risiko für die Entwicklung von Typ-2-Diabetes verbunden.
Mehr Ballaststoffe aufnehmen
„Dies ist ein neuer Beweis dafür, warum eine höhere Aufnahme von Ballaststoffen vorteilhaft ist, insbesondere um die Inzidenz von neu auftretendem Typ-2-Diabetes bei hispanischen Erwachsenen zu verringern“, so Dr. Robert H. Eckel, emeritierter Professor der Abteilung für Endokrinologie. Stoffwechsel und Diabetes und Abteilung für Kardiologie am Anschutz Medical Campus der University of Colorado in Aurora. Der Mediziner war an der nun publizierten Studie nicht beteiligt.
„Die Empfehlungen für eine höhere Ballaststoffaufnahme können auf der Grundlage dieser Studie weiter gefördert werden“, sagt Eckel.
Ballaststoffe kommen vor allem in Obst, Gemüse, Nüssen, Vollkornprodukten und Getreide vor. Sie können im Magen-Darm-Trakt nicht abgebaut werden und ein Großteil davon gelangt unverdaut durch den Körper. Ihre bekannteste Aufgabe ist die Förderung des regelmäßigen Stuhlgangs.
Komplexe Kommunikation
Die neuen Forschungsergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass Ballaststoffe möglicherweise auch Bakterien im Darm ernähren.
„Was uns wirklich überraschte – und sich als der interessanteste Teil unserer Studie herausstellte – war, wie komplex die Kommunikation zwischen Darmbakterien und ihren menschlichen Wirten ist“, so Wang.
„Wir haben gelernt, dass Bakterien das Krankheitsrisiko durch eine Vielzahl von Mechanismen beeinflussen können. Die Komplexität war sowohl überraschend als auch faszinierend und offenbarte die tiefgreifenden und differenzierten Wechselwirkungen innerhalb unseres Darmmikrobioms.“
Laut dem Experten seien Laborstudien erforderlich, um die zugrunde liegenden Mechanismen zu untersuchen.
„Wichtig für die Gesundheit des Stoffwechsels“
Obwohl das Beobachtungsdesign der Studie bedeutet, dass Ursache und Wirkung nicht nachgewiesen werden konnten, meint Wang: „Die Ergebnisse besitzen eine hohe biologische Plausibilität, da einige der in dieser Studie hervorgehobenen spezifischen Metaboliten nur von Bakterien und nicht vom menschlichen Körper produziert werden können.“
Die Studie stützte sich auch auf die von den Teilnehmenden selbst gemeldete Ballaststoffaufnahme, was die Ergebnisse beeinflussen kann, da sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer möglicherweise nicht immer perfekt an ihre Ernährung erinnern oder diese nicht genau beschreiben können.
Eckel zufolge sollten zukünftige Forschungen untersuchen, wie Ballaststoffe sonst noch ihre wohltuende Wirkung im Körper entfalten könnten, möglicherweise im Zusammenhang mit der Verringerung von Entzündungen, der Verbesserung des Stoffwechsels sowie der Sekretion und Wirkung von Insulin, einem Hormon, das den Blutzucker im Körper reguliert.
„Ballaststoffe sind wichtig für die Gesundheit des Stoffwechsels, und wir beginnen zu verstehen, warum“, sagt Eckel. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- American Heart Association: How might fiber lower diabetes risk? Your gut could hold the clues, (Abruf: 07.04.2024), www.heart.org
- Zheng Wang, et al.: Gut Microbiota and Blood Metabolites Related to Fiber Intake and Type 2 Diabetes; in: Circulation Research, (veröffentlicht: 28.03.2024), www.ahajournals.org
- National Heart, Lung, and Blood Institute: Hispanic Community Health Study/Study of Latinos (HCHS/SOL), (Abruf: 07.04.2024), www.nhlbi.nih.gov
- Centers for Disease Control and Prevention: Hispanic and Asian Subgroups Are at Higher Risk for Diabetes (letzter Abruf: 13.06.2024)
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.