Viele Menschen sehen sich in ihrer Freizeit gerne Sportveranstaltungen an. Nun wurde festgestellt, dass das Betrachten von Sport nicht nur der Unterhaltung dient, sondern auch das Wohlbefinden steigern und sogar strukturelle Veränderungen im Belohnungssystem des Gehirns hervorrufen kann, die mit langfristigen gesundheitlichen Vorteilen verbunden sind.
In einer neuen, drei Studien umfassenden Forschungsarbeit unter Beteiligung von Fachleuten der Waseda University in Japan wurden die Auswirkungen des Anschauens von Sport auf das Wohlbefinden untersucht. Die Ergebnisse können in dem englischsprachigen Fachjournal „Sport Management Review“ nachgelesen werden.
Anschauen von Sport und Wohlbefinden verbunden?
Viele Menschen empfinden Freude und Entspannung, wenn sie Sport schauen. Doch wenn es um die Frage geht, wie sich das Betrachten von Sport auf das Wohlbefinden auswirkt, gibt es bislang nur wenige wissenschaftliche Belege, berichten die Forschenden.
Die neue Studie sollte hier helfen, mögliche Belege für einen Zusammenhang zu identifizieren.
Dazu verwendete das Team einen multimethodischen Ansatz, der die Analyse von Sekundärdaten, Selbstberichten und Neuroimaging-Messungen kombinierte, um den Zusammenhang zwischen dem Ansehen von Sport und dem Wohlbefinden in der Allgemeinbevölkerung zu analysieren.
„Eine große Herausforderung bei der Erforschung des Wohlbefindens ist die subjektive Natur der Messverfahren, die möglicherweise zu verzerrten Ergebnissen führen kann. Daher konzentrierten sich unsere Studien sowohl auf subjektive als auch auf objektive Messungen des Wohlbefindens“, erläutert Studienautor Professor Shintaro Sato in einer Pressemitteilung.
Anhaltendes erhöhtes Wohlbefinden
In einer ersten Studie wurden umfangreiche öffentlich zugängliche Daten zum Einfluss des Anschauens von Sport auf Teilnehmende in Japan ausgewertet. Es zeigte sich, dass regelmäßiges Anschauen von Sport mit einem anhaltenden Muster von erhöhtem Wohlbefinden verbunden ist.
Das Team wies jedoch darauf hin, dass die Ergebnisse der Studie keinen tieferen Einblick in den Zusammenhang zwischen dem Anschauen von Sport und dem Wohlbefinden geben können.
Welchen Einfluss hat die betrachtete Sportart?
Mit Hilfe einer Online-Umfrage wurde in einer zweiten Studie untersucht, ob es Unterschiede bei dem Zusammenhang mit dem Wohlbefinden gibt, die von der betrachteten Sportart abhängen.
Die Teilnehmenden wurden gebeten, sich verschiedene Sportvideos anzuschauen und ihr Wohlbefinden vor und nach dem Anschauen zu bewerten. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass weit verbreitete Sportarten (z.B. Baseball) einen stärkeren Einfluss auf das Wohlbefinden haben als weniger populäre Sportarten (z.B. Golf).
Die bahnbrechendsten Ergebnisse wurden nach Ansicht der Fachleute jedoch in der dritten Forschungsarbeit erzielt, in der die Veränderungen der Gehirnaktivität nach dem Anschauen von Sport untersucht wurden.
Aktivierung des Belohnungssystems
Das Team fand heraus, dass das Betrachten von Sport eine Aktivierung des Belohnungssystems im Gehirn auslöst, die auf Glücksgefühle oder Vergnügen hinweist.
Eine strukturelle Bildanalyse ergab ein weiteres bemerkenswertes Ergebnis: Menschen, die häufig Sport schauen, haben ein größeres Volumen der grauen Substanz in Regionen, die mit dem Belohnungssystem in Verbindung stehen.
Dies deutet nach Ansicht der Forschenden darauf hin, dass regelmäßiges Sportschauen mit der Zeit Veränderungen in den Gehirnstrukturen hervorrufen kann.
„Es wurde festgestellt, dass sowohl subjektive als auch objektive Maße des Wohlbefindens durch das Sportschauen positiv beeinflusst werden. Indem es im Laufe der Zeit strukturelle Veränderungen im Belohnungssystem des Gehirns hervorruft, begünstigt es langfristige Vorteile für den Einzelnen“ erklärt Professor Sato.
Daher kann regelmäßiges Sportgucken tatsächlich eine wirksame Methode zur Verbesserung des Wohlbefindens sein, insbesondere wenn es sich um populäre Sportarten wie Baseball oder Fußball handelt, fügt der Mediziner hinzu.
Die Ergebnisse machen klar, wie vorteilhaft es sein kann, regelmäßig Sportschau zu gucken. Zudem liefern sie einen triftigen Grund (oder eine gute Ausrede) dafür, Sportübertragungen in Fernsehen zu verfolgen. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Keita Kinoshita, Kento Nakagawa, Shintaro Sato: Watching sport enhances well-being: evidence from a multi-method approach; in: Sport Management Review (veröffentlicht 22.03.2024), Sport Management Review
- Waseda University: The joy of sports: How watching sports can boost well-being (veröffentlicht 15.04.2024), Waseda University
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.