Darmkrebs: Kleine Darmspiegelung zur Vorsorge effektiver als ihr Ruf

Die sogenannte Koloskopie gilt als beste Methode der Darmkrebsvorsorge, doch auch die „kleine Darmspiegelung” (flexible Sigmoidoskopie) kann einen maßgeblichen Beitrag zur Prävention von Darmkrebs leisten. Sie scheint dabei deutlich effektiver, als bislang angenommen.

Ein Forschungsteam des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) hat in einer aktuellen Studie den Nutzen der kleine Darmspiegelung bei der Darmkrebsprävention untersucht und dabei eine deutlich bessere Wirkung festgestellt, als bisher vermutet. Die entsprechenden Studienergebnisse sind in dem „European Journal of Epidemiology“ veröffentlicht.

Vorteile der kleinen Darmspiegelung

Bei der kleinen Darmspiegelung beschränkt sich die Untersuchung auf den Mastdarm und untere Dickdarmabschnitte, wodurch sie weniger aufwendig und für die Patientinnen und die Patienten weniger belastend ist. Insbesondere sind keine aufwändigen vorbereitenden Maßnahmen zur kompletten Darmentleerung erforderlich, erläutert das Team.

Bislang werde die flexible Sigmoidoskopie allerdings nur wenig zur Darmkrebsvorsorge eingesetzt, obwohl sie weniger aufwendig und weniger kostenintensiv als die endoskopische Untersuchung des gesamten Dickdarms (Koloskopie) sei. Zur Darmkrebsvorsorge werden hierzulande bisher nur der Test auf Blut im Stuhl und die Koloskopie angeboten.

Um den tatsächlichen Nutzen der kleinen Darmspiegelung zu erfassen, hat das Forschungsteam nun eine erneute Auswertung der verfügbaren prospektiven randomisierten kontrollierten Studien vorgenommen und dabei bislang außer Acht gelassene mögliche Verzerrungen berücksichtigt.

Verzerrung früherer Studienergebnisse

Zur präventiven Wirksamkeit der Sigmoidoskopie seien insgesamt vier prospektive randomisierte kontrollierte Studien verfügbar, die alle zu ähnlichen Ergebnissen kamen und laut einer früheren Analyse der zusammengefassten Studiendaten das Risiko tödlicher Darmkrebserkrankungen um bis zu 20 Prozent reduzieren.

Diese Zahlen müssen laut den Forschenden allerdings nach der neuen Auswertung nach oben korrigiert werden, da beispielsweise das Problem der Prävalenz-Verzerrung durch unentdeckte Darmkrebserkrankungen in den früheren Analysen keine Berücksichtigung fand.

Zwei von drei Krebsfällen verhinderbar

„Diese Ergebnisse deuten auf eine viel stärkere Wirkung hin, als in den ursprünglichen Berichten angenommen wurde, und implizieren, dass eine einzige Screening-Sigmoidoskopie etwa zwei von drei distalen Darmkrebsfällen innerhalb einer Nachbeobachtungszeit von 15 Jahren verhindern kann“, berichtet das Team.

Die kleine Darmspiegelung habe das Darmkrebsrisiko insgesamt um bis zu 41 Prozent reduziert und noch deutlicher sei der präventive Nutzen bezüglich Tumoren der unteren Dickdarmabschnitte ausgefallen.

„Unsere Analyse spricht für eine deutlich größere präventive Wirksamkeit, als es die Originalpublikationen nahelegen. Sie untermauert die Effektivität auch der Sigmoidoskopie in der Darmkrebsvorsorge”, fasst Studienautor Professor Dr. Hermann Brenner zusammen.

Effektive Methode zur Darmkrebsprävention

Dies seien hochrelevante Zahlen, die zeigen, dass nicht nur die Koloskopie, sondern auch die Sigmoidoskopie deutlich stärkere präventive Effekte hat, als es die bisherigen Auswertungen nahelegten.

Beides sind hoch effektive Verfahren, mit denen ein Großteil der Darmkrebserkrankungen verhütet oder zumindest früh erkannt werden kann. Und da die Sigmoidoskopie in der Vorbereitung und Durchführung deutlich weniger Aufwand erfordere als eine komplette Darmspiegelung, könnten auch Menschen, die vor einer Koloskopie zurückscheuen, ihr Darmkrebsrisiko deutlich verringern.

Diese Chance sollten wir ermöglichen und den erwiesenen Nutzen auch der Sigmoidoskopie besser kommunizieren, so das Fazit des Forschungsteams. „Würde man die Sigmoidoskopie als weitere Option für die Darmkrebsvorsorge anbieten, würden wahrscheinlich deutlich mehr Menschen die Darmkrebsvorsorge nutzen“, betont Brenner. (fp)