Über Veränderungen der Darmflora und die sogenannte Darm-Hirn-Achse kann unsere Ernährung auch unser psychisches Wohlbefinden beeinflussen. Dabei scheint ein hoher Anteil an ungesunden Fetten Stress und Ängste zu schüren.
Ein Forschungsteam der University of Colorado Boulder hat in einer aktuellen Studie an Ratten untersucht, wie sich eine fettreiche Ernährung auf die Zusammensetzung der Darmflora (Darmmikrobiom) auswirkt,welche Folgen dies für die Genexpression im Gehirn hat und wie die angstbedingten defensiven Verhaltensreaktionen der Tiere hierdurch beeinflusst werden.
Ernährung beeinflusst das Gehirn
Immer mehr Studien haben in den vergangenen Jahren die Zusammenhänge zwischen der Ernährung und dem Gehirn aufgezeigt. Während manche Lebensmittel unser psychisches Wohlbefinden nachweislich verbessern, können andere jedoch problematisch werden.
So kamen Forschende des Kings College London erst Anfang des Monats in einer Studie zu dem Ergebnis, dass eine ungesunde Ernährung mit hohem Anteil an gesättigten Fetten das Gehirn verändert und so auch Ängste und Depressionen fördern kann.
Verbindung über die Darm-Hirn-Achse?
Jüngste Studien deuteten darauf hin, dass die Darmflora über die Darm-Hirn-Achse den Zusammenhang zwischen fettreicher Ernährung und Angstzuständen entscheidend beeinflusst, berichten das Team der University of Colorado Boulder.
In einer neunwöchigen Untersuchung an männlichen Ratten versuchten die Forschenden nun die zugrundeliegenden Mechanismen zu entschlüsseln Hierfür erhielten die Tiere entweder eine Standarddiät mit etwa elf Prozent Fett oder eine fettreiche Ernährung mit 45 Prozent Fett.
Anschließend wurden die Auswirkungen auf die Vielfalt des Darmmikrobioms, die sogenannte serotonergen Genexpression im Hirnstamm und die angstbedingten defensiven Verhaltensreaktionen der Tiere analysiert, erläutert das Team.
Veränderte Darmflora
Zwar nahmen die Tiere mit fettreicher Ernährung im Vergleich zur Kontrollgruppe überraschenderweise nicht besonders stark an Gewicht zu, aber sie wiesen eine deutlich geringere Vielfalt an Darmbakterien auf, berichten die Forschenden.
Außerdem stieg die relative Häufigkeit von Blautia-Bakterien und während die von Prevotella zurückging und das Vorkommen von Firmicutes (auch Bacillota) nahm zu, während weniger Bakterien des Stammes Bacteroidetes (auch Bacteroidota) vorkamen, so die Fachleute weiter.
Ein höheres Verhältnis von Firmicutes zu Bacteroidetes werde mit der typischen industrialisierten Ernährung und mit Fettleibigkeit in Verbindung gebracht und generell gelte eine größere Bakterienvielfalt als vorteilhaft für die Gesundheit.
Anzeichen für verstärkte Ängste
Im Gehirn der Tiere mit einer fettreichen Ernährung stellten die Forschenden auch eine höhere Expression von drei Genen fest, die an der Produktion und Signalisierung des Neurotransmitters Serotonin beteiligt sind.
Betroffen war laut Aussage der Fachleute insbesondere eine Region des Hirnstamms, die mit Stress und Angstzuständen in Verbindung gebracht wird.
„Die Gruppe mit der fettreichen Ernährung hatte im Wesentlichen die molekulare Signatur eines Zustands hoher Angst in ihrem Gehirn“, betont der Studienautor Professor Christopher Lowry. Gleichzeitig beobachtete das Team in der Gruppe mit fettreicher Ernährung auch erhöhte angstbedingte defensive Verhaltensreaktionen.
Verbindung über den Vagusnerv?
Die Forschenden vermuten, dass die Veränderungen der Darmflora infolge der fettreichen Ernährung zu Beeinträchtigungen der Darmschleimhaut führen, so dass Bakterien in den Kreislauf des Körpers gelangen und über den Vagusnerv das Gehirn beeinflussen können.
Im Gehirn erhöhe sich hierdurch die Expression bestimmter Gene, wobei dies insbesondere eine Region im Hirnstamm betrifft, die mit Stress und Ängsten verbunden ist.
Drohender Teufelskreis
Die entdeckten Zusammenhänge könnten zu einen fatalen Teufelskreis führen, da viele von uns in Stresssituationen zu fettreichem Junkfood greifen, das seinerseits offenbar Stress und Ängste fördert, so dass schlimmstenfalls noch mehr ungesunde fettreiche Lebensmittel verzehrt werden.
Es ist allerdings darauf hinzuweisen, dass die fettreiche Ernährung in der Studie zum Großteil auf gesättigten Fetten und tierischen Lebensmitteln bestand. So sind nicht alle Fette schlecht und gesunde Fette, wie sie in Fisch, Olivenöl, Nüssen und Samen vorkommen, können sogar entzündungshemmend und gut für das Gehirn sein, betont Professor Lowry. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Sylvana I. S. Rendeiro de Noronha, Lauro Angelo Gonçalves de Moraes, James E. Hassell Jr., Christopher E. Stamper, Mathew R. Arnold, Jared D. Heinze, Christine L. Foxx, Margaret M. Lieb, Kristin E. Cler, Bree L. Karns, Sophia Jaekel, Kelsey M. Loupy, Fernanda C. S. Silva, Deoclécio Alves Chianca-Jr., Christopher A. Lowry, Rodrigo Cunha de Menezes: High-fat diet, microbiome-gut-brain axis signaling, and anxiety-like behavior in male rats; in: Biological Research (06.05.2024), biolres.biomedcentral.com
- University of Colorado at Boulder: Study shows a high-fat diet may fuel anxiety (17.06.2024), eurekalert.org
Wichtiger Hinweis:
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