Die ketogene Ernährung ist nicht nur äußerst vorteilhaft für die Gehirnfunktion und das Gedächtnis im Alter, sie fördert auch die allgemeine Gesundheit und erhöht die Lebenserwartung. Die ersten Vorteile stellen sich bereits nach einer Woche ketogener Ernährung ein.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der Universität von Chile wurde untersucht, wie sich eine kurzzeitige zyklische ketogene Ernährung auf die Gehirnfunktion von Mäusen im Alter auswirkt. Die Ergebnisse sind in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Cell Reports Medicine“ veröffentlicht.
Ketogene Ernährung verbessert Gedächtnis
Frühere Studien der selben Forschungsgruppe hatten bereits gezeigt, dass eine ketogene Ernährung die Gesundheit und das Gedächtnis alternder Mäuse verbessert und dass erhöhte Mengen an sogenannten Ketonkörpern dazu beitragen, ihre Lebenserwartung zu erhöhen und generell gesünder zu altern.
Ziel der neuen Untersuchung war es, herauszufinden, wie genau die ketogene Ernährung das Gehirn auf molekularer Ebene beeinflusst, so dass das Gedächtnis profitiert. Hierfür wurden Mäuse im fortgeschrittenen Alter mit einer ketogene Ernährung gefüttert, bei der 90 Prozent der Kalorien aus Fett und 10 Prozent aus Eiweiß stammten.
Zusätzlich gab es noch eine Kontrollgruppe von Tieren, die die gleiche Menge Protein, aber nur 13 Prozent Fett zu sich nahmen, erläutert das Team.
Die Fachleute führten verschiedene neurophysiologische Tests und Verhaltensexperimente durch, um mögliche Auswirkungen einer ketogenen Ernährung zu identifizieren.
In diesen Experimenten wurde getestet, wie gut die Mechanismen der Gedächtnisbildung, -speicherung und -abrufung bei älteren Tieren funktionieren, so der Studienautor Professor Dr. Christian González-Billault.
Veränderte Proteinzusammensetzung der Synapsen
Nachdem sich herausgestellt hatte, dass die ketogene Ernährung offenbar die Funktion der für das Gedächtnis verantwortlichen Synapsen verbessert, analysierten die Fachleute die Proteinzusammensetzung dieser Synapsen im Hippocampus.
„Überraschenderweise stellten wir fest, dass die ketogene Ernährung dramatische Veränderungen in den Proteinen der Synapsen verursacht“, fügt die Studienautorin Professorin Dr. Birgit Schilling in einer Pressemitteilung hinzu.
Vorteile bereits nach einer Woche
Noch überraschender war laut der Medizinerin, dass die Veränderungen an den Synapsen bereits nach einer relativ kurzen Zeit der ketogenen Ernährung (nach nur einer Woche) auftraten. Und die Vorteile der Ernährungsumstellung verstärkten sich im Laufe der Zeit, wie Messungen nach sechs Wochen und nach einem Jahr ergaben.
Darüber hinaus zeigte sich, dass die ketogene Ernährung einen bestimmten Signalweg in den Synapsen aktiviert, die Proteinkinase A, von der bekannt ist, dass sie eine entscheidende Rolle für die Aktivität der Synapsen spielt, berichtet das Team.
Welche Rolle spielt β-Hydroxybutyrat?
Mit Hilfe isolierter Zellen konnten die Forschenden zeigen, dass β-Hydroxybutyrat, der wichtigste Ketonkörper, der bei einer ketogenen Ernährung gebildet wird, diesen Signalweg zu aktivieren scheint.
Diese Erkenntnis lässt die Fachleute vermuten, dass Ketonkörper und insbesondere β-Hydroxybutyrat nicht nur eine Energiequelle darstellen, sondern auch als Signalmolekül eine entscheidende Rolle spielen.
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Die Ergebnisse helfen zu verstehen, wie ketogene Ernährung und Ketonkörper funktionieren. „Dies ist die erste Studie, die die tiefen molekularen Mechanismen der Ketonkörper bis hin zur Verbesserung des alternden Gehirns aufzeigt“, erläutert Professorin Dr. Schilling.
Hilft β-Hydroxybutyrat auch alleine?
Als nächster Schritt sollte nach Ansicht des Teams untersucht werden, ob die gleichen Vorteile für das Gedächtnis auch durch den Einsatz von β-Hydroxybutyrat allein erreicht werden können, vielleicht sogar noch gezielter, wenn der Signalweg der Proteinkinase A direkt manipuliert wird.
Damit wäre es möglich, verschiedene Gedächtnisvorteile zu erzielen, ohne überhaupt auf eine ketogene Ernährung angewiesen zu sein, so das Forschungsteam. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Diego Acuña-Catalán Samah Shah Cameron Wehrfritz Mitsunori Nomura Alejandro Acevedo, et al.: Ketogenic diet administration later in life improves memory by modifying the synaptic cortical proteome via the PKA signaling pathway in aging mice; in: Cell Reports Medicine (veröffentlicht 05.06.2024), Cell Reports Medicine
- Buck Institute for Research on Aging: How the ketogenic diet improves healthspan and memory in aging mice (veröffentlicht 17.06.2024), Buck Institute for Research on Aging
Wichtiger Hinweis:
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