Kaffee zählt zu beliebtesten Getränken weltweit, wobei die Vorliebe zum Kaffeekonsum offenbar erblich veranlagt ist. Inwiefern ein genetischer Zusammenhang mit positiven oder negativen Gesundheitseffekten besteht, ist allerdings weniger eindeutig.
In einer genomweiten Assoziationsstudie hat ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung von Fachleuten der University of California – San Diego untersucht, ob eine genetische Veranlagung für Kaffeekonsum besteht und ob ein Zusammenhang mit positive beziehungsweise negativen Gesundheitseffekten vorliegt. Die Studienergebnisse sind in dem Fachmagazin „Neuropsychopharmacology“ veröffentlicht.
Daten aus Großbritannien und USA
Anhand eines Datensatzes von 130.153 Personen aus den USA (23andMe) und von 334.659 Personen aus Großbritannien (UK Biobank) analysierten die Forschenden die kohortenspezifischen genetischen Assoziationen mit dem Kaffeekonsum.
„Wir haben diese Daten verwendet, um Regionen im Genom zu identifizieren, die damit in Zusammenhang stehen, ob jemand eher oder weniger wahrscheinlich Kaffee trinkt“, erklärt die Hauptautorin Dr. Hayley H. A. Thorpe von der Western University in Ontario.
Kaffeekonsum genetisch veranlagt
Und tatsächlich konnten die Forschenden genetische Merkmale identifizieren, die offenbar eine Veranlagung für den Kaffeekonsum bedingt. Die Vorliebe für Kaffee scheint demnach vererbbar.
„Mit anderen Worten, bestimmte Genvarianten, die Sie von Ihren Eltern erben, beeinflussen, wie viel Kaffee Sie wahrscheinlich konsumieren“, betont der Studienautor Dr. Abraham Palmer von der University of California – San Diego.
Es mag die meisten Menschen überraschen, dass es einen genetischen Einfluss auf den Kaffeekonsum gibt, aber wir hatten dieses Ergebnis aufgrund früherer Studien durchaus erwartet, so Dr. Palmer weiter.
Schlecht oder gut für die Gesundheit?
Die spannendere Frage war für die Forschenden daher, ob ein Zusammenhang zwischen den genetischen Veranlagungen für den Kaffeekonsum und gesundheitlichen Aspekten besteht. So ermittelten sie die genetischen Assoziationen mit hunderten Biomarkern, Gesundheits- und Lebensstilmerkmalen.
Eine positive genetische Assoziation beschreibt dabei ein erhöhtes Risiko für eine Erkrankung (Phänotyp) bei einer bestimmten Genvariante (Genotyp), während umgekehrt eine negative genetische Assoziation eine scheinbar schützende Eigenschaft beschreibt, erläutern die Forschenden.
Widersprüchliche Ergebnisse
In beiden Kohorten beobachteten die Fachleute durchgängig positive genetische Assoziationen zwischen dem Kaffeekonsum und Adipositas (Fettleibigkeit). Ebenfalls wurde in beiden Datensätzen ein solcher Zusammenhang mit der Neigung zum Drogenkonsum festgestellt.
Bei anderen Gesundheitsaspekten waren die Daten jedoch weniger eindeutig. So zeigten sich in den USA zum Beispiel positive genetische Korrelationen zwischen Kaffeekonsum und psychischen Erkrankungen, Schmerzen und gastrointestinalen Merkmalen.
In Großbritannien waren die Zusammenhänge jedoch nicht feststellbar oder es wurde sogar eine negative genetische Korrelationen beobachtet. Ebenso zeigten sich den USA negative genetische Korrelationen des Kaffeekonsums mit den kognitiven Fähigkeiten, die in Großbritannien jedoch positiv waren, berichtet das Team.
„Sehen Sie sich zum Beispiel die Genetik von Angstzuständen oder bipolaren Störungen und Depressionen an: Im 23andMe-Datensatz tendieren sie dazu, eine positive genetische Korrelation mit der Genetik des Kaffeekonsums aufzuweisen“, erläutert Dr. Thorpe.
„Aber dann sehen Sie in der UK Biobank das umgekehrte Muster, wo sie eine negative genetische Korrelation aufweisen. Das ist nicht das, was wir erwartet hatten“, so die Studienautorin weiter.
Woher kommen die Abweichungen?
Eine mögliche Erklärung für die Unterschiede zwischen den beiden Datensätzen bietet laut den Forschenden möglicherweise die unterschiedliche Fragestellung.
So wurde in der 23andMe-Umfrage beispielsweise gefragt „Wie viele 5-Unzen-Portionen (Tassengröße) koffeinhaltigen Kaffee trinken Sie täglich?“, während in der UK Biobank die Frage gestellt wurde „Wie viele Tassen Kaffee trinken Sie täglich? (Entkoffeinierten Kaffee einschließen)“.
Zudem fanden in den Umfragen die verschiedenen Arten des Kaffeekonsums keine Berücksichtigung, erläutern die Forschenden. Beispielsweise werde in Großbritannien mehr Instantkaffee getrunken, während in den USA gemahlener Kaffee bevorzugt werde.
„Und dann sind da noch die Frappuccinos“, ergänzt die Studienautorin Dr. Sandra Sanchez-Roige von der University of California – San Diego. Sie verweist damit auf den amerikanischen Trend, Kaffee mit zuckerhaltigen Zusatzstoffen zu trinken, wodurch die gesundheitlichen Auswirkungen beeinflusst werden können.
So zeigt die neue Studie am Ende vor allem, dass genetische Assoziationen, die in verschiedenen Populationen untersucht werden, auch abhängig von den kulturellen Unterschieden sein können, weshalb gegebenenfalls eine gesonderte Betrachtung erfolgen sollte. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- University of California - San Diego: Is coffee good for you or bad for you? (veröffentlicht 18.06.2024), eurekalert.org
- Hayley H. A. Thorpe, Pierre Fontanillas, Benjamin K. Pham, John J. Meredith, Mariela V. Jennings, Natasia S. Courchesne-Krak, Laura Vilar-Ribó, Sevim B. Bianchi, Julian Mutz, 23andMe Research Team, Sarah L. Elson, Jibran Y. Khokhar, Abdel Abdellaoui, Lea K. Davis, Abraham A. Palmer, Sandra Sanchez-Roige: Genome-wide association studies of coffee intake in UK/US participants of European ancestry uncover cohort-specific genetic associations ;in: Neuropsychopharmacology (veröffentlicht 11.06.2024), nature.com
Wichtiger Hinweis:
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