Nicht nur verpönt und hinterhältig: Petzende Kinder brauchen manchmal Hilfe
Viele Menschen reagieren zunächst genervt, wenn ein Kind andere verpetzt. Experten weisen darauf hin, dass Petzen nicht nur hinterhältig sein muss, sondern auch ein Hinweis darauf sein kann, dass die Kleinen Hilfe brauchen. Eltern sollten sich dessen stets bewusst sein.
Petze ist nicht immer hinterhältig
„Marie hat meine Puppe weggenommen“ oder „Paul hat den Bagger kaputt gemacht“: Mit solchen und ähnlichen Sätzen schwärzen manche Kinder ihre Spielgefährten bei Erwachsenen an. Experten raten, Petze nicht automatisch als hinterhältig zu betrachten. Eltern sollten nicht gleich los schimpfen und ermahnen, sondern genau hinschauen und sich fragen, warum das Kind petzt oder auch ob es wegen Kleinigkeiten oder doch wegen etwas ganz Gemeinem passiert? Wenn eine Kleinigkeit der Grund für das Anschwärzen war, sollte das Kind aus Expertensicht am besten dazu motiviert werden, das Problem selbst in die Hand zu nehmen.
Genaues Hinschauen wichtig
Wenn Kinder andere anschwärzen, sollten Eltern laut Ulric Ritzer-Sachs nicht mit dem Kind schimpfen. Stattdessen sei es wichtig, genau hinzuschauen und die Situation zu verstehen, so der Experte von der Onlineberatung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke) gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“. Ging es um eine „Kleinigkeit“ wie die weg genommene Schaufel? Oder war doch eine ernstere Angelegenheit der Grund für das Petzen? Statt zu schimpfen, sollte das Kind besser gefragt werden, ob es Hilfe bzw. Beistand brauche. „Wichtig ist, dass das Kind die Sicherheit hat: Wenn etwas ist oder ich beunruhigt bin, kann ich um Hilfe bitten“, erklärt der Experte. Fragen wie „Wer hat denn angefangen?“ sollten hingegen vermieden werden, denn meist könne das Kind die konkrete Situation gar nicht mehr rekonstruieren. Kommt das Petzen aufgrund von Kleinigkeiten öfter vor, sei es sinnvoll, das Kind zu ermutigen, diese einfachen Dinge selbst zu klären. Auch hierbei gelte es jedoch, nicht zu schimpfen, fügt Ritzer-Sachs hinzu.
Bei Überforderung unbedingt einschreitenAuch der Erziehungsberater und Autor Jan-Uwe Rogge empfiehlt Eltern in seinem Buch „Erziehung: Die 111 häufigsten Fragen und Antworten“, sich die Situation und die Motive für das Petzen gut anzusehen. Denn „Petzen ist nicht gleich Petzen“, betont der Experte, daher könne es auch keinen universal gültigen Tipp für einen angemessenen Umgang damit geben. Genaues Zuhören helfe aber, die Hintergründe zu verstehen. Besteht Gefahr im Verzug, müsse jedoch eingegriffen werden – insbesondere, „wenn Kinder bei eigenständigen Konfliktlösungen überfordert sind und Begleitung brauchen“, so Rogge weiter. Ebenso wichtig sei es aber, die Selbständigkeit zu fördern und dem Kind das Gefühl zu geben, viele Konflikte selbst lösen zu können. (nr, ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
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