Der Geruch des Urins wird durch viele verschiedene Faktoren beeinflusst, zum Beispiel durch die Ernährung, die Flüssigkeitszufuhr, aber auch durch bestehende Gesundheitsprobleme und Krankheiten. Der Urologe Dr. Petar Bajic von der Cleveland Clinic (USA) erklärt, wie der Geruch des Urins Aufschluss darüber geben kann, was im Körper vor sich geht.
Urin kann sehr unterschiedlich riechen, was aber nicht unbedingt bedeutet, dass man krank ist. Im Folgenden wird erklärt, welche Gerüche auf welche Ursachen zurückzuführen sind und bei welchen Gerüchen eine ärztliche Untersuchung sinnvoll ist.
Ammoniakgeruch bei Harnwegsinfektion
Riecht der Urin zum Beispiel nach Ammoniak, kann dies ein Hinweis auf eine Harnwegsinfektion sein, so Bajic. Ursache seien Bakterien in der Harnröhre, den Nieren oder der Blase.
Darüber hinaus könne sich eine Harnwegsinfektion auch dadurch bemerkbar machen, dass sich der Urin trüb färbt oder sogar Blut im Urin enthalten ist.
Eine Harnwegsinfektion führe oftmals auch dazu, dass man häufiger Wasser lassen muss, was mit Schmerzen verbunden sein könne. Ebenso seien Fieber und geistige Verwirrtheit mögliche Hinweise auf einen Harnwegsinfekt. Wenn diese Symptome auftreten, sollte man sich unbedingt ärztlich untersuchen lassen, so Dr. Bajic.
Ob Harnwegsinfektionen wirksam über den Geruch des Urins erkannt werden können, wurde auch in einer Studie untersucht. Die Forschenden überprüften Uringeruch ein genauer Prädiktor für eine Harnwegsinfektion bei inkontinenten älteren Menschen in Pflegeheimen ist.
Dabei stellten die beteiligten Fachleute allerdings fest, dass die Verwendung des Uringeruchs zur Identifizierung einer Harnwegsinfektion in einem Drittel der Fälle zu einem Fehler führte. Dies zeigt, dass der Geruch des Urins bei älteren Menschen zur Erkennung von Harnwegsinfektionen irreführend sein kann.
Weitere Gründe für Ammoniakgeruch
Zudem gibt es laut Dr. Bajic noch andere Gründe, warum der Urin nach Ammoniak riechen kann. So könne der Geruch zum Beispiel von Nierensteinen, Nieren- oder Lebererkrankungen herrühren. Auch die Wechseljahre, Infektionen der Prostata und sexuell übertragbare Infektionen (z. B. Chlamydien) seien mögliche Ursachen des Ammoniakgeruchs.
Ein Ammoniakgeruch beim Urinieren, der plötzlich auftritt und schnell wieder verschwindet, könne des Weiteren durch Flüssigkeitsmangel, bestimmte Nahrungsmittel und Vitamine ausgelöst werden, so der Mediziner.
Der Urin riecht fruchtig oder süßlich
Ein süßlicher oder fruchtiger Geruch des Urins kann auf Diabetes oder hohen Blutzucker hinweisen. Der Geruch entsteht, weil der Körper überschüssige Glukose (Zucker) ausscheidet, erläutert Dr. Bajic in einer aktuellen Pressemitteilung.
Bei Kindern und Neugeborenen könne ein süßlicher Geruch des Urins auch auf eine seltene, aber lebensbedrohliche Stoffwechselstörung, die so genannte Ahornsirupkrankheit, hinweisen. In diesem Fall entstehe der Geruch, weil der Körper bestimmte Aminosäuren, die mit der Nahrung aufgenommen werden, nicht abbauen kann.
Urin riecht nach Schwefel
Riecht der Urin dagegen nach Schwefel, könne dies eine Folge des Verzehrs von Spargel, Knoblauch oder Zwiebeln sein. Es sei aber auch möglich, dass ein solcher Geruch auf eine von zwei seltenen Stoffwechselstörungen hinweist.
Zum einen handele es sich um das sogenannte Fischgeruchssyndrom (Trimethylaminurie), bei dem der Körper Trimethylamin nicht verarbeiten kann und Urin, Atem und Schweiß nach verwesendem Fisch riechen. Obwohl der Geruch sehr unangenehm ist, besteht nach Aussage des Mediziners hier keine besondere Gesundheitsgefahr.
Ein unangenehmer Geruch des Urins bei Kindern und Säuglingen könne aber auch auf eine Tyrosinämie zurückzuführen sein – eine sehr seltene Erbkrankheit von der es drei verschiedene Typen (Typ I, II und III) gibt.
Bei dieser Erkrankung kann der Körper die Aminosäure Tyrosin, die für die meisten Eiweiße essentiell ist, nicht abbauen, was zu einer Vielzahl schwerer gesundheitlicher Probleme führt, erläutert der Experte. Bei Verdacht sollte daher unbedingt eine ärztliche Untersuchung erfolgen.
Weitere Einflussfaktoren
Bei Dehydrierung sinkt der Wasseranteil im Urin. In diesem Fall riecht der Urin aufgrund der gefilterten Abfallprodukte stärker, berichtet der Experte.
Zudem könne nicht nur Spargel den Uringeruch verändern, sondern auch Rosenkohl, Fisch, Kümmel, Zwiebeln und Knoblauch beeinflussen laut Bajic den Geruch des Urins. Ebenso könne der Urin nach dem Trinken von Kaffee, Limonade oder Alkohol verändert riechen.
Nicht zuletzt können dem Experten zufolge Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel den Geruch des Urins beeinflussen. Vitamin B6 und Chemotherapeutika lassen den Urin beispielsweise nach Moschus riechen und Nahrungsergänzungsmittel mit viel Vitamin B1 oder Cholin haben einen ähnlichen Effekt, erläutert Bajic.
Ebenso sei bei Krankheiten wie Blasenentzündungen, bakterieller Vaginose und vaginalen Hefepilzinfektionen der Geruch des Urins mitunter verändert. Und manchmal verändert auch eine Schwangerschaft den Geruch des Urins, so der Experte.
So müsse übel riechender Urin nicht unbedingt auf eine Erkrankung hinweisen, doch wer wegen eines ungewöhnlichen Uringeruchs beunruhigt ist, sollte sich einer ärztlichen Untersuchung unterziehen, rät Bajic. Dabei sei es wichtig, auch die begleitenden Symptome zu erwähnen. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Cleveland Clinic: Smelly Pee? Here’s What It Means (veröffentlicht 11.09.2024), Cleveland Clinic
- Susan J. Midthun, Ruth Paur, Glenda Lindseth: Urinary Tract Infections: Does the Smell Really Tell?; in: Journal of Gerontological Nursing (abgefragt 12.09.2024), Journal of Gerontological Nursing
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.