Mikroplastik gelangt auf unterschiedlichen Wegen in den menschlichen Organismus und ist bei Männern auch im Sperma nachweisbar. Dies scheint eine signifikante Beeinträchtigung der Spermien mit sich zu bringen und könnte die Fortpflanzungsfähigkeit nachhaltig beeinträchtigen.
Ein chinesische Forschungsteam hat in einer aktuellen Studie die Mikroplastikpartikel in menschlichem Sperma und Urin ermittelt und deren Auswirkungen auf die Spermienqualität analysiert. Die Studienergebnisse sind in dem Fachmagazin „eBio Medicine“ veröffentlicht.
Mikroplastik ein Gesundheitsrisiko
Die Umweltverschmutzung mit winzigen Plastikpartikeln hat ein extremes Ausmaß angenommen. Nahezu überall auf der Welt findet sich heute sogenanntes Mikroplastik, das als Umweltschadstoff auch vom Menschen aufgenommen wird und ein nicht zu unterschätzendes Gesundheitsrisiko darstellt.
So haben frühere Studien bereits gezeigt, dass wir wöchentlich Mikroplastik in Menge einer Kreditkarte einatmen, aber auch über die Ernährung gelangt das Mikroplastik in unseren Körper.
Dies kann der Gesundheit auf vielfältige Weise schaden. So belegt zum Beispiel eine in dem „New England Journal of Medicine“ veröffentlichte Forschungsarbeit, dass das aufgenommene Mikro- und Nanoplastik das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht.
Auch ein Zusammenhang zwischen entzündliche Darmerkrankungen und Mikroplastik wurde bereits nachgewiesen und neuere Forschungsarbeiten deuten darauf hin, dass die Kombination mit anderen Schadstoffen Mikroplastik noch schädlicher für Darm und Gehirn macht.
Obwohl bereits viel über potenzielle Risiken für die menschliche Gesundheit durch die Exposition gegenüber Mikroplastik bekannt ist, bleiben die Belastungen im männlichen Fortpflanzungssystem und die damit verbundenen Auswirkungen jedoch weitgehend unklar, erläutert das chinesische Forschungsteam.
Auswirkungen auf die Spermien?
An 113 Männern aus drei Regionen Chinas analysierten die Forschenden daher das Vorhandensein von Mikroplastikpartikeln im Sperma und Urin sowie die Auswirkungen auf die Spermienqualität.
Die Sperma- und Urinproben der Teilnehmenden wurden hierfür auf acht Arten von Mikroplastik untersucht: Polystyrol (PS), Polypropylen (PP), Polycarbonat (PC), Polyethylen (PE), Polyvinylchlorid (PVC), Polytetrafluorethylen (PTFE), Polyethylenterephthalat (PET) und Acrylnitril-Butadien-Styrol (ABS).
Weiterhin wurden auch Parameter der Spermienqualität einschließlich der Gesamtspermienzahl, der Konzentration, der Motilität (Beweglichkeit) und Morphologie (Größe und Aussehen) bewertet, berichtet das Team.
Spermien signifikant beeinträchtigt
Laut den Forschenden wurde in allen Sperma- und Urinproben Mikroplastik nachgewiesen, wobei typischerweise drei bis fünf verschiedene Arten von Mikroplastik auftraten. Am häufigsten seien dabei Belastungen mit Polystyrol, Polypropylen und Polyethylen gewesen.
Die weiteren Analysen ergaben, dass jede zusätzliche Art der Mikroplastikexposition mit einer signifikanten Abnahme der Gesamtspermienzahl, der Spermienkonzentration und der Spermien-Motilität verbunden war, berichtet das Team.
Vor allem die Belastung mit Polytetrafluorethylen (PTFE) habe die Spermienqualität deutlich beeinträchtigt.
„Unsere Ergebnisse unterstreichen die potenziellen Risiken für die reproduktive Gesundheit, die durch Mikroplastikkontaminationen entstehen, insbesondere durch PTFE“, resümieren die Forschenden. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Chen Zhang, Guanghui Zhang, Kuan Sun, Jingchao Ren, Jiaming Zhou, Xuan Liu, Fenglong Lin, Huijun Yang, Jinhu Cao, Lin Nie, Pingyang Zhang, Lin Zhang, Ziqian Wang, Haibin Guo, Xianhua Lin, Shuyin Duan, Jia Cao, Hefeng Huang: Association of mixed exposure to microplastics with sperm dysfunction: a multi-site study in China; in: eBio Medicine (veröffentlicht 28.09.2024), thelancet.com
- Si-Qi Zhang, Ping Li, Shu-Wen He, Shao-Ying Xing, Zhi-Han Cao, Xue-Li Zhao, Cuici Sun, Zhi-Hua Li: Combined effect of microplastic and triphenyltin: Insights from the gut-brain axis; in: Environmental Science and Ecotechnology (veröffentlicht 23.03.2023), sciencedirect.com
- Raffaele Marfella, Francesco Prattichizzo, Celestino Sardu, Gianluca Fulgenzi, Laura Graciotti, et al.: Microplastics and Nanoplastics in Atheromas and Cardiovascular Events; in: New England Journal of Medicine (veröffentlicht 07.03.2024), nejm.org
- Zehua Yan, Yafei Liu, Ting Zhang, Faming Zhang, Hongqiang Ren, Yan Zhang: Analysis of Microplastics in Human Feces Reveals a Correlation between Fecal Microplastics and Inflammatory Bowel Disease Status; in: Environmental Science & Technology (veröffentlicht 22.12.2021), pubs.acs.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.