Regelmäßige Bewegung hat viele Vorteile für die Gesundheit und kann auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduzieren. Bezogen auf die Lebenserwartung scheint allerdings weniger die Quantität als die Intensität der Bewegung entscheidend.
Ein Forschungsteam um Fabian Schwendinger von der Universität Basel hat untersucht, wie die Intensität, die Dauer und die Fragmentierung von körperlicher Aktivität das Risiko der Gesamtmortalität und Sterberisiko aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beeinflusst. Die Ergebnisse sind in dem „European Journal of Preventive Cardiology“ veröffentlicht.
Bewegung für die Gesundheit
Viele bewegen sich im Alltag zu wenig und der Bewegungsmangel kann weitreichende nachteilige Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Umgekehrt wird ausreichende körperliche Aktivität mit einer präventiven Wirkung gegenüber zahlreichen Erkrankungen und mit positiven Effekten auf die Lebenserwartung in Zusammenhang gebracht.
Beispielsweise kam eine vor wenigen Monaten veröffentlichte Studie zu dem Schluss, dass ab 8.000 Schritten am Tag die Lebenserwartung signifikant steigt und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt pro Woche:
- mindestens 150 bis 300 Minuten aerobe körperliche Aktivität mittlerer Intensität
- oder mindestens 75 bis 150 Minuten aerobe körperliche Aktivität hoher Intensität
- oder eine gleichwertige Kombination aus Aktivitäten mittlerer und hoher Intensität.
Damit berücksichtigt die WHO bereits, dass nicht nur die Dauer sondern auch die Intensität der Bewegung eine Rolle spielt. In der Öffentlichkeit liegt die Fokus allerdings weiterhin vor allem auf der Bewegungsmenge und weniger auf der Bewegungsintensität.
Auswirkungen auf das Sterberisiko?
In der neuen Studie ermittelten die Forschenden nun auf Basis der Daten von über 7.000 Personen aus der National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES), welche Unterschiede bei der Wirkung von verschiedenen Bewegungsarten auf die kardiovaskuläre Mortalität und die Gesamtmortalität bestehen.
Die Bewegung der Teilnehmenden wurde mittels Beschleunigungsmessern erfasst, so dass relativ präzise Daten zur Dauer und Intensität der Bewegung vorlagen.
Reduzierte Gesamtmortalität
Innerhalb des über sechsjährigen Beobachtungszeitraums war sowohl eine erhöhte Bewegungsdauer als auch eine erhöhte Bewegungsintensität mit einem signifikant reduzierten Risiko der Gesamtmortalität verbunden, berichtet das Team.
Eine höhere Bewegungsintensität hatte dabei laut den Forschenden allerdings deutlich stärkere vorteilhafte Effekte. Zudem konnten die Fachleute bei dem Sterberisiko durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen ausschließlich einen Zusammenhang mit der Bewegungsintensität nachweisen.
Vorteile intensiver Bewegung
„Eine höhere Intensität regt das Herz-Kreislaufsystem stärker an. Dadurch verbessert sich die Gefäßfunktion und die sogenannte kardiorespiratorische Fitness, also die Leistungsfähigkeit des Herz-Kreislauf- und des Atmungssystems“, erläutert Schwendinger in einer aktuellen Mitteilung.
Dies senke auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Schlaganfälle, Bluthochdruck und weitere gesundheitliche Probleme, so dass das frühzeitige Sterberisiko ebenfalls geringer ausfalle.
Allerdings sei es jedoch nicht so, dass nur diejenigen profitieren, die extrem intensiv trainieren. Es könne bereits helfen, die Bewegungen im Alltag intensiver zu gestalten und zum Beispiel ein zügigeres Schritttempo zu wählen oder die Treppe zu nutzen statt den Lift, so der Studienleiter.
Wer bereits regelmäßig Sport treibt, könne beim Joggen das Grundtempo steigern oder auch mal ein intensives Intervalltraining absolvieren, ergänzt Schwendinger.
Die Auswertung der Daten lege außerdem den Schluss nahe, dass intensive körperliche Bewegung viel effektiver sein könnte, wenn sie am Stück und nicht über den Tag verteilt ausgeführt wird, weil dadurch der Blutfluss stärker angeregt werde.
Dies könnte schon bei kleinen Einheiten der Fall sein und daher bringe es vermutlich mehr, sich fünf Minuten lang intensiv zu bewegen, als fünfmal eine Minute, erklären die Forschenden.
Neue Basis für Bewegungsrichtlinien
„Eine der großen Stärken unserer Studie ist, dass sie Personen mit ganz verschiedenen Fitness- und Mobilitätsniveaus miteinbezogen hat. So können alle, egal ob sehr sportlich oder kaum mobil, von der Erkenntnis profitieren, dass Intensität die Sterblichkeit senkt“, betont Schwendinger.
Wenn sich die neuen Erkenntnisse in einer Langzeitstudie reproduzieren lassen, könnte dies beeinflussen, wie Fachpersonen oder die WHO in Zukunft Sport und Bewegung empfehlen, resümiert der Studienleiter. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- World Health Organization (WHO): WHO guidelines on physical activity and sedentary behavior (veröffentlicht 2020), who.int
- Universität Basel: Länger leben dank intensiver Bewegung (veröffentlicht 15.10.2024), unibas.ch
- Fabian Schwendinger, Denis Infanger, Eric Lichtenstein, Timo Hinrichs, Raphael Knaier, Alex V. Rowlands, Arno Schmidt-Trucksäss: Intensity or volume: the role of physical activity in longevity; in: European Journal of Preventive Cardiology (veröffentlicht 14.09.2024), academic.oup.com
Wichtiger Hinweis:
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