Bei einer vorliegenden Schlafapnoe steigt das Risiko für Demenz signifikant. Zudem ist bei Frauen mit bekannter oder vermuteter Schlafapnoe die Wahrscheinlichkeit einer Demenzdiagnose deutlich höher als als bei Männern.
Ein Forschungsteam der University of Michigan hat die geschlechtsspezifischen Zusammenhänge zwischen bekannter oder vermuteter Schlafapnoe und dem Demenzrisiko bei älteren Frauen und Männern untersucht. Die Ergebnisse sind in dem Fachmagazin „SLEEP Advances“ veröffentlicht.
Schlaf und Demenz verbunden
Verschiedene frühere Studien hatten bereits auf mögliche Zusammenhänge zwischen der Schlafqualität und dem Risiko für Demenzerkrankungen hingedeutet. So zeigte beispielsweise eine vor gut zwei Jahren in der Fachzeitschrift „Aging“ veröffentlichte Studie wie die Schlafqualität, Demenz und das Sterberisiko verbunden sind.
Die obstruktive Schlafapnoe bildet ihrerseits eine Form chronischer Schlafstörungen, die durch kurze Atemaussetzer im Schlaf gekennzeichnet ist und die weitreichende negative Effekte auf die Gesundheit haben kann.
Erhöht Schlafapnoe das Risiko?
In der neuen Studie untersuchten die Forschenden daher, ob das Vorliegen einer Schlafapnoe möglicherweise einen Einfluss auf das Demenzrisiko hat.
Hierfür nutzten die Forschenden die Daten von 18.815 Frauen und Männer im Alter von über 50 Jahren aus der Health and Retirement Study, einer landesweit repräsentativen Kohorte von Erwachsenen in den USA. Alle Teilnehmenden waren zu Beginn der Studie nicht an Demenz erkrankt.
Das Vorliegen von Schlafapnoe wurde anhand der bestätigten Diagnosen und auf Basis typischer Schlafapnoe-Symptome ermittelt, da vielen Betroffenen nicht bewusst ist, dass sie an der besonderen Form von Schlafstörungen leiden, berichten die Forschenden.
Die Fälle von Demenz ermittelten die Fachleute anhand objektiver Bewertungen der kognitiven Fähigkeiten in der Health and Retirement Study und anschließend analysierten sie mögliche geschlechts- und altersspezifische Zusammenhänge zwischen den beiden Beschwerdebildern.
Signifikant höheres Demenzrisiko
Laut dem Forschungsteam war das Auftreten obstruktiver Schlafapnoe oder ihrer Symptome im Alter ab 50 Jahren grundsätzlich mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für Anzeichen oder eine Diagnose von Demenz in den kommenden zehn Jahren verbunden.
Zwar litten Männer insgesamt häufiger an Schlafapnoe, doch war diese bei Frauen im Alter von 60 bis 84 Jahren mit einem stärkeren Anstieg des Demenzrisikos verbunden, berichten die Forschenden weiter.
Häufig übersehener Risikofaktor
Insgesamt verdeutliche die Studie, dass eine vorliegende Schlafapnoe das Demenzrisiko bei älteren Erwachsenen erhöht – insbesondere bei Frauen. Damit erscheine die spezielle Form der Schlafstörungen als potenziell veränderbarer, jedoch häufig übersehener Demenz-Risikofaktors.
„Unsere Erkenntnisse bieten neue Einblicke in die Rolle einer behandelbaren Schlafstörung für die langfristige kognitive Gesundheit auf Bevölkerungsebene sowohl bei Frauen als auch bei Männern“, betont die Erstautorin Tiffany J. Braley in einer Pressemitteilung.
Wieso sind Frauen besonders gefährdet?
Zwar sind die Gründe für die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei dem Zusammenhang zwischen Demenz und Schlafapnoe bisher unklar, eine mögliche Erklärung bildet jedoch das höhere Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Frauen mit Schlafapnoe, berichten die Forschenden.
Denn Herz-Kreislauf-Erkrankungen können sich ebenfalls negativ auf die kognitiven Funktion auswirken. Auch könnte der abnehmende Östrogenspiegel mit dem Übergang in die Wechseljahre eine Rolle spielen, ergänzt die Studienautorin Prof. Dr. Galit Levi Dunietz.
Der abnehmende Östrogenspiegel habe direkte Auswirkungen auf die kognitiven Fähigkeiten und auch das Auftreten von Schlafapnoe nehme nach den Wechseljahren deutlich zu.
Schlafapnoe ein Risikofaktor
Obwohl Beeinträchtigungen des Schlafs bisher nicht als offizieller Risikofaktor für Demenz gelten, sei bei Schlafapnoe eine signifikante Verbindung feststellbar.
Und eine unbehandelte Schlafapnoe bilde zudem einen Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und psychische Probleme, die ebenfalls kognitive Leistungsfähigkeit beeinträchtigen können, was die Bedeutung einer frühen Diagnose und Behandlung unterstreiche, so Braley.
Die Schlafapnoe und daraus resultierender Schlafmangel sowie die Schlaffragmentierung seien des Weiteren mit entzündlichen Veränderungen im Gehirn verbunden, die zu kognitiven Beeinträchtigungen beitragen können.
Obwohl das Studiendesign nicht direkt beweisen kann, dass Schlafapnoe Demenz verursacht, weisen die Ergebnisse deutlich darauf hin, dass unbehandelte Schlafapnoe Demenz verursachen oder verschlimmern kann, resümiert Co-Autor Ronald D. Chervin. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Tiffany J. Braley, Xiru Lyu, Galit Levi Dunietz, Paul C. Schulz, Riley Bove, Ronald D. Chervin, Henry L. Paulson, Kerby Shedden: Sex-specific dementia risk in known or suspected obstructive sleep apnea: A 10-year longitudinal population-based study; in: SLEEP Advances (veröffentlicht 22.10.2024), academic.oup.com
- Michigan Medicine - University of Michigan: Sleep apnea contributes to dementia in older adults, especially women (veröffentlicht 29.10.2024), michiganmedicine.org
- May A. Beydoun, Rio Tate, Michael F. Georgescu, Alyssa A. Gamaldo, Christian A. Maino Vieytes, Hind A. Beydoun, Nicole Noren Hooten, Michele K. Evans, Alan B. Zonderman: Poor sleep quality, dementia status and their association with all-cause mortality among older US adults (veröffentlicht 04.10.2024), aging-us.com
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