Insulinresistenz scheint ein wichtiger Risikofaktor für die Entwicklung der weltweit häufigsten Herzklappenerkrankung (Aortenstenose) zu sein. Diese Erkenntnis könnte neue Möglichkeiten zur Vorbeugung der Erkrankung eröffnen.
In einer neuen Studie haben Fachleuten der University of Eastern Finland den Zusammenhang zwischen verschiedenen Biomarkern und dem Risiko einer Aortenstenose untersucht. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift „Annals of Medicine” nachzulesen.
Über 10.000 Männer untersucht
Das Team wertete die Daten von insgesamt 10.144 Männern im Alter von 45 bis 73 Jahren aus, die alle an der Metabolic Syndrome in Men-Studie teilnahmen und zu Beginn der Untersuchung nicht an einer Aortenstenose litten.
Für alle Teilnehmenden lagen auch Daten zu verschiedenen Biomarkern vor, von denen einige mit Hyperinsulinämie und/oder Insulinresistenz in Zusammenhang stehen, berichtet das Team.
Nach einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 10,8 Jahren hatten 116 Teilnehmende eine Aortenstenose entwickelt, so die Forschenden weiter.
Insulinresistenz ein wichtiger Risikofaktor
Die Fachleute identifizierten verschiedene Biomarker der Insulinresistenz (z.B. Nüchtern-Insulin, Pro-Insulin und Serum-C-Peptid), die mit einem erhöhten Risiko für eine Aortenstenose assoziiert waren.
Dieser Zusammenhang blieb auch bestehen, wenn bereits bekannte Risikofaktoren wie zum Beispiel Bluthochdruck berücksichtigt oder Teilnehmende mit Diabetes oder einer Aortenklappenfehlbildung ausgeschlossen wurden, erläutert das Forschungsteam.
Anschließend isolierten die Fachleute wichtige Biomarkerprofile und konnten zwei unterschiedliche Muster identifizieren, die auf eine Insulinresistenz als Prädiktor für eine Aortenstenose hinweisen. Denmach erscheint die Insulinresistenz als ein signifikanter und beeinflussbarer Risikofaktor für die Aortenstenose.
Was ist Insulinresistenz?
Eine Insulinresistenz tritt auf, wenn Zellen nicht effektiv auf das Hormon Insulin reagieren, das für die Regulierung des Blutzuckerspiegels verantwortlich ist. Der Körper produziert dann mehr Insulin, um den normalen Blutzuckerspiegel aufrechtzuerhalten, was zu einem erhöhten Insulinspiegel im Blut führt (Hyperinsulinämie).
Lesen Sie auch:
- Herzmuskelschwäche: Wie eine Entzündung das kranke Herz unterstützt
- Kartoffeln können beim Abnehmen und der Reduzierung der Insulinresistenz helfen
- Diabetes-Forschung: Sind Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse für die Insulinresistenz verantwortlich?
Eine zunehmende Insulinresistenz ist bisher vor allem als wichtiger Krankheitsfaktor bei Diabetes bekannt, doch verdeutlicht die aktuelle Studie, dass diese offenbar auch Auswirkungen auf das Herz haben kann.
Aortenstenose oft spät erkannt
Bei einer Aortenstenose kann es Jahre dauern, bis sich erste Symptome wie Brustschmerzen, Müdigkeit, Kurzatmigkeit und Herzklopfen bemerkbar machen, erläutern die Forschenden.
Bei einigen Betroffenen seien sogar überhaupt keine Symptome bemerkbar. Allerdings bestehe bei einer Aortenstenose ein erhöhtes Risiko für lebensbedrohliche Komplikationen, Herzversagen und einen vorzeitigen Tod. Daher sei es wichtig, die relevanten Risikofaktor möglichst präzise zu identifizieren.
Bisher bekannte Risikofaktoren für Aortenstenose sind laut den Fachleuten der Deutschen Herzstiftung Luftnot, Druckgefühl auf der Brust, Schwindel, Leistungsminderung und Ohnmachtsanfälle.
Neue Behandlungsmöglichkeiten in Aussicht
„Da die Insulinresistenz in der westlichen Bevölkerung weit verbreitet ist, könnte die Behandlung des Stoffwechsels ein neuer Ansatz sein, um das Risiko für Aortenstenose zu reduzieren und die kardiovaskuläre Gesundheit in alternden Bevölkerungsgruppen zu verbessern“, resümiert die Studienautorin Dr. Johanna Kuusisto in einer aktuellen Pressemitteilung. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Maija Sohlmana, Raimo Jauhiainen, Jagadish Vangipurapu, Annamaria Laakso, Mika Ala-Korpela, et al.: Biomarkers reflecting insulin resistance increase the risk of aortic stenosis in a population-based study of 10,144 Finnish men; in: Annals of Medicine (veröffentlicht 26.11.2024), Annals of Medicine
- Deutschen Herzstiftung: Aortenklappenstenose: So stark kann sie unser Herz belasten (abgefragt 28.11.2024), Deutsche Herzstiftung
- Taylor & Francis Group: World’s most common heart valve disease linked to insulin resistance in large national study (veröffentlicht 27.11.2024), Taylor & Francis Group
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.