Das Nachlassen der Sehschärfe kann einen Abbau der kognitiven Funktionen zuverlässig vorhersagen. Regelmäßige Sehtests scheinen daher sinnvoll, um einen drohenden kognitiven Abbau und ein damit verbundenes Demenzrisiko frühzeitig zu erkennen.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der University of New South Wales wurde der Zusammenhang zwischen der Veränderung der Sehschärfe und dem Abbau der kognitiven Funktionen untersucht. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift „Aging & Mental Health“ nachzulesen.
Augenerkrankungen mit Demenzrisiko verbunden
Bereits im Jahr 2021 zeigte eine im „British Journal of Ophthalmology“ veröffentlichte Forschungsarbeit, dass verschiedene altersbedingte Erkrankungen der Augen mit einem erhöhten Demenzrisiko verbunden sind.
Die beteiligten Fachleute berichteten, dass altersbedingte Makuladegeneration, grauer Star und durch Diabetes bedingte Augenerkrankungen mit einem erhöhten Risiko für Demenzerkrankungen aller Art in Zusammenhang stehen.
Dass Beeinträchtigungen des Sehvermögens eines der ersten Anzeichen für einen Abbau der kognitiven Funktionen sein können, wurde auch in einer weiteren Studie bestätigt, deren Ergebnisse in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Scientific Reports“ nachzulesen sind.
Die Untersuchung weist darauf hin, dass der Verlust der Sehschärfe eine Demenz bereits zwölf Jahre vor der eigentlichen Diagnose vorhersagen kann. Des Weiteren hat eine Anfang dieses Jahres veröffentlichte Forschungsarbeit gezeigt, dass bestimmte visuellen Symptome ein Alzheimer-Frühwarnzeichen sind.
Einen Zusammenhang zwischen Demenz und der Sehschärfe hat nun auch die neue Studie festgestellt. Bei insgesamt 2.281 Teilnehmenden wurden mögliche Verbindungen zwischen Veränderungen der Sehschärfe und dem kognitiven Abbau untersucht. Anschließend wurde analysiert, welchen Einfluss das soziale Netzwerk der Teilnehmenden auf diesen Zusammenhang hat.
Sehschärfe ein verlässlicher Indikator
Die Ergebnisse zeigen, dass eine reduzierte Sehschärfe eine Verschlechterung der Kognition in allen Bereichen mit signifikanter Genauigkeit vorhersagen kann. Dabei spielte der indirekte Effekt des sozialen Netzwerks der Teilnehmenden laut dem Team lediglich eine schwach signifikante Rolle.
Diese Ergebnisse deuten nach Ansicht der Forschenden darauf hin, dass regelmäßige Sehtests und eine erfolgreiche Behandlung von Sehschwäche eine sehr wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung der Kognition spielen können.
Einfluss von sozialem Engagement
Die Forschenden fügen hinzu, dass soziales Engagement zumindest teilweise die Beziehung zwischen Veränderungen der Sehkraft und der allgemeinen Kognition beeinflusst. Dies deutet darauf hin, dass psychosoziale Faktoren dazu beitragen können, die Auswirkungen des Sehkraftverlustes zu verringern. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Nikki-Anne Wilson, Nicolas Cherbuin, Kim Kiely, Kaarin J. Anstey: Change in visual acuity over a 12-year period predicts cognitive decline in older adults: identifying social engagement as a potential mediator; in: Aging & Mental Health (veröffentlicht 20.11.2024), Aging & Mental Health
- Yu Huang, Xueli Zhang, Wei Wang, Danli Shi, Yu Jiang, et al.: Associations of ophthalmic and systemic conditions with incident dementia in the UK Biobank; in: British Journal of Ophthalmology (veröffentlicht 13.09.2021), British Journal of Ophthalmology
- Ahmet Begde, Thomas Wilcockson, Carol Brayne, Eef Hogervorst: Visual processing speed and its association with future dementia development in a population-based prospective cohort: EPIC-Norfolk; in: Scientific Reports (veröffentlicht 29.02.2024), Scientific Reports
- Marianne Chapleau, Renaud La Joie, Keir Yong, Federica Agosta, Isabel Elaine Allen, Prof. Liana Apostolova, John Best, Baayla D. C. Boon, Sebastian Crutch, Prof. Massimo Filippi, Giorgio Giulio Fumagalli, Daniela Galimberti, Jonathan Graff-Radford, Prof. Lea T. Grinberg, Prof. David J. Irwin, Prof. Keith A. Josephs, Prof Mario F. Mendez, Patricio Chrem Mendez, Raffaella Migliaccio, Zachary A. Miller, Maxime Montembeault, Melissa E Murray, Sára Nemes, Prof. Victoria Pelak, Prof. Daniela Perani, Jeffrey Phillips, Prof. Yolande Pijnenburg, Emily Rogalski, Prof. Jonathan M. Schott, Prof. William Seeley, A. Campbell Sullivan, Salvatore Spina, Jeremy Tanner, Jamie Walker, Jennifer L Whitwell, Prof. David A. Wolk, Rik Ossenkoppele, Prof. Gil D. Rabinovici: Demographic, clinical, biomarker, and neuropathological correlates of posterior cortical atrophy: an international cohort study and individual participant data meta-analysis; in: The Lancet Neurology (veröffentlicht 22.02.2024), thelancet.com
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