Immer mehr Deutsche haben Rücken: Über 60 Millionen Fehltage
Rückenschmerzen sind zu einem wahren Volksleiden geworden. Ursache der Beschwerden sind häufig eine schlechte Körperhaltung und zu wenig Bewegung. Die Zahl der Menschen, die wegen Rückenbeschwerden behandelt werden mussten, ist in den vergangenen Jahren stark angestiegen. Dies führte unter anderem zu rund 60 Millionen Fehltagen.
Rückenschmerzen möglichst vermeiden
Zwar können Kreuzschmerzen in manchen Fällen auch psychische Ursachen haben, doch Gesundheitsexperten zufolge sind über 80 Prozent der Rückenleiden muskulär bedingt. Fachleute raten daher meist zu Übungen zur Vermeidung von Rückenschmerzen. Haben sich Beschwerden erstmal eingestellt, können manchmal spezielle Rückenschmerzen-Übungen oder auch eine Wärmetherapie helfen. In vielen Fällen brauchen Betroffene jedoch ärztliche Hilfe. Im Vorfeld des Tages der Rückengesundheit am 15. März gaben Experten bekannt, dass solche Leiden zu immer mehr Behandlungen und Fehlzeiten führen.
Mehr als 60 Millionen Fehltage wegen Rückenleiden
So teilte etwa das Bayerische Landesamt für Statistik mit, dass die Zahl der Menschen, die sich in den vergangenen Jahren im Freistaat wegen Rückenbeschwerden in stationäre Behandlung begeben haben, stark angestiegen ist. Und die Krankenkasse Barmer GEK gab bekannt, dass Thüringer Arbeitnehmer immer häufiger wegen Rückenbeschwerden ausfallen. Die Techniker Krankenkasse (TK) veröffentlichte anlässlich des Tages der Rückengesundheit erste Vorab-Daten aus ihrem jährlich erscheinenden Gesundheitsreport. Wie aus einer Pressemitteilung der Kasse hervorgeht, zeigt die aktuelle Auswertung, dass Rückenbeschwerden auch im vergangenen Jahr für hohe Fehlzeiten sorgten. Demnach entfielen von den 15,4 Tagen, die die TK-versicherten Erwerbspersonen 2015 durchschnittlich krankgeschrieben waren, fast zehn Prozent (1,4 Tage) allein auf Rückenbeschwerden. Hochgerechnet auf die über 43 Millionen Erwerbspersonen in der Bundesrepublik ergibt das über 60 Millionen Fehltage.
Platz drei der Ursachen für Krankschreibungen
Gudrun Ahlers, die bei der TK für die Gesundheitsberichterstattung zuständig ist, erklärte: „Für einen mittelständischen Betrieb mit 150 Beschäftigten sind das pro Jahr 210 Tage Produktionsausfall. Anders ausgedrückt: Dem Unternehmen entsteht allein durch Rückenbeschwerden ein Schaden in Höhe eines Jahresgehalts.“ Haupteinzeldiagnose unter den Rückenproblemen ist der TK zufolge die sehr unspezifische Diagnose „Rückenschmerzen“, die allein die Hälfte der Beschwerden ausmachen. Rückenschmerzen belegten 2015 Platz drei der Hauptursachen von Krankschreibungen, hinter den Atemwegsinfektionen und depressiven Episoden. Frauen waren im Schnitt länger krankgeschrieben als Männer.
Manche Berufsbranchen stärker betroffen
Eine frühere Studie der Krankenkasse, der TK-Rückenatlas, zeigt, dass es deutliche Unterschiede zwischen den Branchen gibt. „Vor allem Tätigkeiten in der Baubranche, Berufskraftfahrer, Pflege- und Reinigungskräfte gehen überdurchschnittlich mit Rückenproblemen einher“, sagte die TK-Expertin. Zudem gibt es nach Angaben der TK auch regional deutliche Unterschiede: Während die Baden-Württemberger mit 1,1 rückenbedingten Fehltagen pro Kopf am wenigsten Rückenprobleme haben, sind Erwerbspersonen in Mecklenburg-Vorpommern mit knapp zwei Tagen am meisten betroffen. Zur Vorbeugung empfiehlt die TK regelmäßige moderate Bewegung. „Denn genauso wie ungesunde körperliche Belastung ist auch Bewegungsmangel ein Auslöser für Rückenprobleme“, erklärte Ahlers.
Gute medizinische Versorgung für Patienten
Neben dem Engagement für Rückengesundheit im Betrieblichen Gesundheitsmanagement ist es von großer Bedeutung, dass Patienten medizinisch gut versorgt werden, um langwierige und schmerzhafte Krankschreibungen zu vermeiden. Deswegen spricht sich TK-Chef Dr. Jens Baas für mehr Qualität in der medizinischen Versorgung aus, langfristige starre Behandlungsprogramme lehnt er aber ab: „Bei Rückenschmerzen ist die Diagnose unspezifisch, die Ursachen sind vielfältig. Sie betreffen sehr viele Menschen in sehr unterschiedlicher Ausprägung. Deshalb brauchen wir zielgerichtete Angebote, die individuell auf die Patienten zugeschnitten sind“, so Baas.(ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.