„Zwei Eier am Tag sind genug!“: Mit diesem Leitsatz sind viele von uns aufgewachsen, denn das Ei hatte lange Jahre keinen besonders guten Ruf. Hierfür gab und gibt es viele Gründe, angefangen von zu viel Cholesterin und Kalorien bis hin zu Verunreinigungen durch Salmonellen oder Dioxin.
Experten rudern mittlerweile jedoch zurück und gehen davon aus, dass auch der Verzehr von mehreren Eier am Tag kein Problem ist. Daher kann das Rührei beim Oster-Frühstück gerne auch aus drei statt zwei Eiern bestehen.
Eier zählen zu den nährstoffreichsten Lebensmitteln
Ob vermeintlich ungesundes Cholesterin, zu viele Kalorien oder Verunreinigungen durch Salmonellen: Viele Menschen essen aus Angst vor gesundheitlichen Schädigungen nach wie vor nur wenig Eier. Experten betonen jedoch immer wieder, dass die Sorge übertrieben ist und das Ei längst nicht so schlimm wie sein Ruf. Denn es zählt zu den nährstoffreichsten Lebensmitteln überhaupt, indem es neben Fett und wertvollen Proteinen reich an lebenswichtigen Vitaminen (D, B, K), Mineralstoffen (z.B. Calcium, Phosphor, Eisen) und Spurenelementen ist. Das ebenfalls enthaltene Lecithin schützt zudem unter anderem die Leber, fördert die Nervenstärke und verbessert die Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnisleistung.
„Eier sind ja der Nährstoffvorrat für das neugeborene Küken. Deshalb ist es auch nachvollziehbar, dass sie sehr viele gute Nährstoffe beinhalten”, erklärt Berthold Koletzko gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“. Die gängige Warnung vor der hohen Menge an „bösem“ Cholesterin sei demnach genau so wenig wahr wie die Annahme, dass Spinat besonders viel Eisen enthält, so der Leiter der Abteilung Stoffwechsel- und Ernährungsmedizin im Dr. von Haunerschen Kinderspital der Universität München.
Körper nimmt nur einen Teil des Cholesterins auf
Die Rolle des Hühnereies für den Cholesterinstoffwechsel sei demnach weniger bedeutend als vielfach vermutet: „Viel wichtiger ist es, ob wir Eier in ungesättigtem Fett aus Pflanzenöl oder in gesättigtem Fett zum Beispiel aus Schmalz braten, wodurch das Cholesterin im Blut viel stärker ansteigt.” Ein Ei habe demnach etwa 400 Milligramm Cholesterin, „das hört sich viel an”, sagt Koletzko. Doch diese Menge kann dem Körper normalerweise nicht gefährlich werden, denn spezielle Mechanismen im Verdauungssystem sorgen dafür, dass dieser nicht zu viel Cholesterin aus der Nahrung ins Blut aufnimmt.
Zudem produziert der Körper den größten Anteil der fettähnlichen Substanz selbst, denn sie wird unter anderem für die Produktion von Gallenflüssigkeit, Hormonen und Vitamin D benötigt und stellt zudem einen wichtigen Baustein der Zellwände dar. „Von allem Cholesterin, das wir in den Blutgefäßen ablagern, sind zwei Drittel hausgemacht. Nur ein Drittel kommt aus der Nahrung“, erläutert Koletzko. Doch hier spielen nicht nur Eier eine Rolle, stattdessen ist auch in anderen Lebensmitteln wie z.B. Milch, Butter, Fleisch und Wurst viel Cholesterin enthalten.
Schlechte Fette in Leberwurst und Chips
Wird über die Nahrung vermehrt Cholesterin aufgenommen, mindert der Körper automatisch die eigene Produktion, um die Cholesterinwerte im Blut stabil zu halten. Negativ auf den Bluttfettspiegel wirken sich hingegen gesättigte Fettsäuren aus, die sich beispielsweise in Leberwurst, Schweinebraten, Pommes und Chips finden. Denn durch diese steigt der Wert des “schlechten” LDL-Cholesterins, welches bei sich bei einer zu hohen Konzentration im Blut an den Gefäßwänden ablagert und dadurch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht.
Die übertriebene Sorge vor der vermeintlich ungesunden Cholesterinbombe Ei scheint also unbegründet. In den USA wurde angesichts der neuesten Erkenntnisse die Cholesterin-Warnung für Lebensmittel wie Eier und Butter bereits aufgehoben. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt hingegen weiterhin einen moderaten Verzehr von maximal drei Eiern pro Woche. Dabei sei verarbeitetes Ei in Lebensmitteln wie Mayonnaise, Nudeln, Suppen, Soßen und Backwaren bereits eingerechnet, erklärt Silke Restemeyer von der DGE im Gespräch mit der „dpa“. Doch auch diese Einschätzung scheint nicht in Stein gemeißelt: „Das Thema Ei steht hier ein bisschen auf dem Prüfstand“, so die Expertin weiter.
Skandal-Unternehmen ruft Eier wegen Salmonellen zurück
Neben dem Cholesterin gibt es jedoch noch andere Aspekte, die viele Verbraucher verunsichern. Erst im Sommer letzten Jahres startete beispielsweise das umstrittene Unternehmen „Bayern-Ei“ einen erneuten Rückruf wegen Salmonellen-Verdacht. Der Betrieb stand schon zuvor unter dem Verdacht, 2014 für einen europaweiten Salmonellen-Ausbruch verantwortlich gewesen sein, bei welchem hunderte Menschen an Salmonellose erkrankten und mindestens zwei Betroffene verstarben. Ebenfalls 2014 wurden Hühnereier mit Dioxin in Niedersachsen entdeckt, welches zu Störungen des Hormonhaushalts oder sogar Krebs führen kann.
Allerdings bedeuten auch Fälle wie diese nicht, dass Eier per se eine Gesundheitsgefahr darstellen. Denn da Dioxine z.B. bei der Verbrennung entstehen und sich auch in Böden ablagern, können Hühner in Bio-Haltung dieses unter Umständen ebenso aufnehmen. Auch können sich Bio-Hühner theoretisch schneller mit Salmonellen infizieren, da sie im Vergleich zu Käfighühnern weniger steril gehalten werden und keine vorsorglichen Medikamente erhalten.
Doch Forscher der Technischen Universität München stellten laut der „dpa“ fest, dass sowohl die Tiere als auch die Eier aus biologischer Haltung nicht stärker mit Keimen belastet sind als die aus konventionellen Betrieben. Aus Sicht von Koletzko seien sogar mehr als zwei Eier täglich nicht problematisch, „und zu Ostern dürfen es auch drei sein.” Dies scheinen viele Verbraucher ohnehin zu beherzigen: Denn während in anderen Monaten pro Kopf durchschnittlich etwa neun bis zehn Eier gekauft werden, steige die Anzahl im Ostermonat auf etwa elf bis zwölf, informiert Margit Beck vom Brancheninformationsdienst Marktinfo Eier und Geflügel (MEG). „Die Versorgungslage der europäischen Eiermärkte ist so gut, dass wir den Mehrkonsum locker decken können”, so die Marktanalystin gegenüber der Nachrichtenagentur. (nr)
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