Entzündliche Gelenkerkrankung: Naturheilverfahren bei Rheuma lindern Schmerzen
Ist von Rheuma die Rede, ist meist die Krankheit rheumatoide Arthritis gemeint. Über eine Viertelmillion Deutsche leiden darunter. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. Die meisten Patienten nehmen Arzneimittel gegen ihre Beschwerden ein. Doch auch Naturheilverfahren können bei Rheuma helfen.
Über eine Viertelmillion Deutsche haben rheumatoide Arthritis
Unter dem Oberbegriff „Rheuma“ sind mehrere Hundert Erkrankungen zusammengefasst, die sich teils sehr ähnlich sind. Die Rheumatoide Arthritis (RA) ist laut der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie die häufigste entzündliche Gelenkerkrankung. Rund 550.000 Bundesbürger leiden demnach daran. Frauen sind dreifach häufiger betroffen. Der Erkrankungsbeginn ist in jedem Lebensalter möglich, liegt meist zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr. Allerdings trifft Rheuma auch viele Kinder. So leiden allein in Deutschland rund 20.000 Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren an der sogenannten „Juvenilen Idiopathischen Arthritis“ (kurz JIA).
Dauerhafte Gelenkschäden verhindern
Mit Rheuma zu leben heißt meist auch, mit Medikamenten zu leben. Insbesondere bei rheumatoider Arthritis haben die Medikamente neben der Schmerzlinderung die wichtige Funktion, dauerhafte Schäden an den Gelenken zu verhindern oder zumindest zu verlangsamen, berichtet die Nachrichtenagentur dpa. Heilen können sie die Krankheit allerdings nicht. „Und manche Patienten müssen erfahren, dass die Beschwerden trotz einer erfolgreichen medikamentösen Therapie zunächst andauern“, sagte Reinhard Hein, niedergelassener Rheumatologe und Arzt für Naturheilverfahren in Nienburg/Weser gegenüber der Agentur. Das ist frustrierend und macht es schwierig, die chronische Krankheit als Teil des Lebens zu akzeptieren. „Die Diagnose Rheuma bedeutet immer einen großen Einschnitt“, meinte Cornelia Baltscheit. Die Psychologin, die Vorstandsmitglied im Berliner Landesverband der Deutschen Rheuma-Liga (Selbsthilfeorganisation für Rheuma-Patienten) ist, hat selbst Rheuma.
Alternative Behandlungsmethoden sind sanfter
Zusätzlich zu den Medikamenten können alternative Behandlungsmethoden wie die Radonwärmetherapie in warmen Heilstollen Patienten Linderung verschaffen. Ganz allgemein erscheinen Naturheilverfahren als eine verlockende Alternative. Sie sind in der Regel nicht nur sanfter, sondern auch von weniger oder keinen Nebenwirkungen begleitet. Auch Hein meint in der dpa-Meldung, dass sie in der Rheuma-Therapie einen Blick Wert sind – nicht als Alternative, aber als Ergänzung zur Schulmedizin.
Besserung der Symptome
In einer älteren Studie zeigte sich, dass die chinesische Heilpflanze Tripterygium wilfordii Hook F (deutsch: Wilfords Dreiflügelfrucht) rheumatoide Arthritis lindert. Neben der Behandlung mit Heilpflanzen wie Borretsch, Brennnessel oder Krallendorn und Nachtkerzenöl sind auch Wasseranwendungen, Ernährungs- oder Bewegungstherapien als mögliche Alternativen zu nennen. Wie der Leiter des Uni-Zentrums Naturheilkunde am Universitätsklinikum Freiburg, Roman Huber, erklärte, erlebten einzelne Patienten dadurch eine Besserung der Symptome. Er schränkte aber ein: „Insgesamt ist die Wirksamkeit der bisher in Deutschland verfügbaren Phytotherapeutika sowohl von der Studienlage wie auch von der klinischen Erfahrung her bei der rheumatoiden Arthritis als eher gering einzuschätzen.“
Vegane Ernährung brachte Erfolge
Der Experte beobachtete aber größere Erfolge, wenn die Patienten auf eine vegane Ernährung umstellen. Allerdings zeigte auch diese Erfahrung, dass es keine „Rheuma-Ernährung“ gibt, die jedem Betroffenen hilft. Die einzige Möglichkeit, um herauszufinden, wie der Körper reagiert, ist also Ausprobieren. „Wir empfehlen den Patienten, die vegane Ernährung drei Wochen lang zu praktizieren. Ein erster Effekt stellt sich nach drei Tagen ein, die maximale Wirkung nach drei Wochen. Die Patienten können dann selbst entscheiden, wie sie mit dieser Erfahrung umgehen“, so Huber. Ein wesentlicher Aspekt der naturheilkundlichen Therapien bei Rheuma sei es, dass der Patient Möglichkeiten kennenlernt, auf das eigene Befinden Einfluss zu nehmen. Mitunter kann das auch ein kalter Quarkwickel sein, der die akuten Schmerzen lindert.
Naturheilkundliche Behandlungen nach Rücksprache mit dem Arzt
Patienten wird geraten keine naturheilkundliche Behandlung ohne Rücksprache mit dem behandelnden Arzt zu beginnen. „Die Naturheilverfahren dürfen nicht isoliert von der übrigen Therapie oder sogar als Ersatz von wissenschaftlich notwendigen Behandlungsmaßnahmen angewendet werden“, sagte Hein. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass nicht wieder gut zu machenden Gelenk- oder Gewebeschäden bleiben. Zusätzlich helfen Betroffenen oft auch Entspannungsübungen zu Hause. Autogenes Training, Meditation, Yoga oder Tai Chi lassen sich laut Experten gut nutzen, um die Kontrolle über Schmerzen wieder zu erlangen und Blockaden in Muskeln zu lösen.
Rheuma ist nicht heilbar
Sowohl Ärzte mit einer Zusatzausbildung als auch einige Kliniken verbinden Schulmedizin und Naturheilkunde. In vielen Fällen werden die Kosten von den Krankenkassen übernommen. Da die Erstattung bei ambulanten Anwendungen aber unterschiedlich gehandhabt wird, sollte man sich schon vorab bei seiner Kasse informieren. „Auf der Suche nach Linderung greifen viele Patienten zu jedem Strohhalm“, meinte Baltscheit. Weil das den Markt auch für unseriöse Anbieter interessant macht, wappnet man sich am besten, indem man nach Studien fragt und sich mit Betroffenen austauscht. „Besondere Vorsicht ist immer geboten, wenn jemand verspricht, entzündliches Rheuma zu heilen, denn Rheuma ist bisher nicht heilbar.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.