Ein Abstrich aus dem hinteren Teil des Rachens kann auf eine erhöhte Anfälligkeit für Gesundheitsbeschwerden hinweisen. So werden Veränderungen der Bakteriengemeinschaft im Rachen bei älteren Menschen mit einem erhöhten Risiko für Krankheiten und Gebrechlichkeit in Verbindung gebracht.
In einer neuen Studie, an der auch Fachleute der Flinders University in Australien beteiligt waren, wurde der Zusammenhang zwischen den Merkmalen des oropharyngealen Mikrobioms (der Gesamtheit der Mikroorganismen in Mund und Rachen) und der Gesamtmortalität untersucht. Die Ergebnisse sind in dem Fachjournal „Age and Ageing“ nachzulesen.
Tests zur Identifizierung von Gesundheitsproblemen
Bisher wurden beispielsweise Tests der Griffkraft und andere körperliche Untersuchungen von Fachleuten eingesetzt, um ältere Menschen mit Gesundheitsproblemen oder Gebrechlichkeit zu identifizieren. Die neue Studie liefert nun einen potenziellen neuen Marker, der den Gesundheitszustand älterer Erwachsener anzeigen kann.
Die Forschenden nahmen Abstriche vom hinteren Teil des Rachens (Oropharynx) bei insgesamt 190 Bewohnern von fünf Altenpflegeheimen. So war es möglich, die Zusammensetzung der Mikrobiota der Teilnehmenden zu bestimmen und deren Zusammenhang mit der Gesundheit während einer Nachbeobachtungszeit von 12 Monaten zu ermitteln.
Veränderungen der Mikroorganismen
Es zeigte sich, dass bestimmte Bakterien im hinteren Teil des Rachenraums auf eine erhöhte gesundheitliche Anfälligkeit bei älteren Menschen hinweisen können. Mit zunehmendem Alter veränderte sich die Gemeinschaft von Bakterien und anderen Mikroorganismen im Rachen.
Solche Veränderungen können die Anfälligkeit für Krankheiten und Gebrechlichkeit erhöhen, erläutern die Forschenden. „Faktoren wie die Einnahme mehrerer Medikamente und häufigere Arztbesuche, die im höheren Lebensalter üblich sind, können dieses Gleichgewicht (der Mikroorganismen) beeinträchtigen“, berichtet Studienautorin Sophie Miller in einer aktuellen Pressemitteilung.
Einfluss von Staphylococcus aureus
Die Fachleute stellten fest, dass insbesondere das Bakterium Staphylococcus aureus (S. Aureus) mit schlechteren Gesundheitsergebnissen assoziiert war. Staphylococcus aureus wird normalerweise mit Infektionen in Verbindung gebracht, aber das war im Kontext der neuen Studien nicht der Fall.
Hier war das Vorhandensein von Staphylococcus aureus nicht mit Infektionen, sondern mit allgemeinen Gesundheitsproblemen verbunden, berichtet das Team.
Erhöhtes früheitiges Sterberisiko
Teilnehmende, die dieses Bakterium in sich trugen, hatten ein fast zehnmal höheres Risiko, innerhalb eines Jahres vorzeitig zu sterben, als Personen, die keinen Staphylococcus aureus in sich trugen, so die Forschenden weiter.
In der Studie litten Teilnehmende, die positiv auf S. aureus getestet wurden, in der Regel an einer größeren Anzahl von Gesundheitsproblemen. Und „es wurde festgestellt, dass das Vorhandensein von S. aureus ein stärkerer Prädiktor für das Sterberisiko ist als die Anzahl der Komorbiditäten einer Person, die üblicherweise zur Bewertung des allgemeinen Gesundheitszustands älterer Menschen herangezogen wird“, erklärt Miller.
Gesundheitsrisiko unabhängig von Infektionen
Da es keine eindeutigen Anzeichen für eine Infektion im Zusammenhang mit S. aureus gab, kann man davon ausgehen, dass das Vorhandensein der Bakterien ein Indikator für eine allgemeine Verschlechterung des Gesundheitszustands sein könnte, anstatt direkt mit einer Infektion in Verbindung gebracht zu werden, ergänzt Studienautor Professor Geraint Rogers.
Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass ein Abstrich aus dem hinteren Teil des Rachens gesundheitliche Probleme bei älteren Menschen anzeigen und auf ein erhöhtes frühzeitiges Sterberisiko hinweisen kann. Dies könnte nach Ansicht des Forschungsteams die Gesundheitsversorgung älterer Menschen, zum Beispiel in Pflegeheimen, deutlich verbessern. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Sophie J. Miller, Frank Zhang, Steven Taylor, Richard Woodman, Andrew P. Shoubridge, et al.: Oropharyngeal Staphylococcus aureus is linked to higher mortality in long-term aged care residents; in: Age and Ageing (veröffentlicht 03.03.2025), Age and Ageing
- Flinders University: Throat microbiome holds clues to older Australians’ health (veröffentlicht 05.03.2025), Flinders University
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.