Viel Zeit mit Social Media zu verbringen, erhöht die Wahrscheinlichkeit für mit Wahnvorstellungen verbundene psychische Störungen wie Narzissmus und Körperschemastörungen.
In einer neuen systematische Übersichtsarbeit haben Fachleute der Simon Fraser University (SFU) den Zusammenhang zwischen der Social-Media-Nutzung und psychischen Störungen untersucht. Die Ergebnisse sind in dem Fachjournal „BMC Psychiatry“ nachzulesen.
Auswirkungen auf die Psyche
Die Auswirkungen von Social Media auf die psychische Gesundheit sind ein immer wiederkehrendes Thema in der Forschung und frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass die übermäßige Nutzung sozialer Netzwerke mit verschiedenen psychischen Problemen wie Depressionen, Angstzuständen und Schlafstörungen korreliert.
Die neue Untersuchung legte nun den Fokus auf die Frage, ob Wahnvorstellungen durch die Social-Media-Nutzung besonders verstärkt werden. Um dies zu klären, analysierten die Forschenden mehr als 2.500 wissenschaftliche Publikationen mit Fokus auf Erkrankungen, die mit Wahnvorstellungen verbunden sind, wie Narzissmus, körperdysmorphe Störungen, Erotomanie und Anorexie.
Erhöhtes Risiko für Wahnvorstellungen
Die Fachleute fanden heraus, dass das Risiko für Wahnvorstellungen infolge intensiver Social Media-Nutzung deutlich steigt. Besonders betroffen sind dabei Störungen wie Narzissmus (die Vorstellung von Überlegenheit), Erotomanie (die Annahme, dass eine berühmte Person einen liebt) und die Körperdysmorphe Störung (die Wahrnehmung von Fehlern im eigenen Körper), berichtet das Team.
Soziale Medien können demnach zu der Entwicklung von Wahnvorstellungen beitragen und besonders problematisch ist laut den Forschenden, dass Social-Media-Plattformen ein verzerrtes Selbstbild begünstigen – etwa durch stark bearbeitete Bilder oder die Darstellung eines idealisierten Lebens.
„Soziale Medien schaffen Bedingungen, unter denen Wahnvorstellungen leichter entstehen und aufrechterhalten werden können, da es Plattformen und Apps gibt, die die Ursachen der Störungen befördern, und es an einer effektiven Realitätsprüfung mangelt“, betont Studienautor Professor Bernard Crespi in einer aktuellen Pressemitteilung.
Lesen Sie auch:
- Social Media: Vergleich mit anderen erhöht Stress und Unzufriedenheit
- Schon 15 Minuten Social-Media-Verzicht am Tag stärken die Gesundheit
- Social-Media-Pause verbessert Wohlbefinden und psychische Gesundheit
Insbesondere Personen, die zu Wahnvorstellungen neigen, sollten daher gegebenenfalls ihre Social-Media-Nutzung reduzieren, um die negativen Auswirkungen auf ihre psychische Gesundheit zu minimieren.
Die Studie macht deutlich, dass Soziale Medien, wenn sie in exzessivem Maße genutzt werden, eine Gefahr für die psychische Gesundheit darstellen können.
Die Studie zeigt, wie wichtig es ist, auf ein gesundes Gleichgewicht zwischen der digitalen und der realen Welt zu achten, und gleichzeitig wird deutlich, dass dringend mehr Forschung zu den Auswirkungen von Sozialen Medien auf die mentale Gesundheit angebracht ist.
Nun sind weitere Untersuchungen erforderlich, um herauszufinden, welche spezifischen Funktionen sozialer Netzwerke die Entstehung von Wahnvorstellungen begünstigen und wie diese gestoppt oder abgemildert werden können, resümieren die Forschenden. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Bernard Crespi, Nancy Yang: I tweet, therefore I am: a systematic review on social media use and disorders of the social brain; in: BMC Psychiatry (veröffentlicht 03.02.2025), BMC Psychiatry
- Simon Fraser University: Social media use amplifies delusional disorders: SFU study (veröffentlicht 11.03.2025), Simon Fraser University
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.