Chronische Schmerzen sind für Betroffene oft eine enorme Belastung. Sie beeinträchtigen den Alltag und die Lebensqualität erheblich. Viele Menschen suchen nach Alternativen zur klassischen Schmerztherapie. In diesem Zusammenhang rückt Cannabidiol (CBD) zunehmend in den Fokus. Doch kann es wirklich helfen? Dieser Beitrag geht der Frage auf den Grund und beleuchtet aktuelle Erkenntnisse
Inhaltsverzeichnis
Wie wirkt CBD auf den Körper?
CBD ist ein Bestandteil der Hanfpflanze (Cannabis) und beeinflusst das Endocannabinoid-System (ECS). Dieses reguliert verschiedene Körperfunktionen, darunter Schmerzempfinden, Schlaf und Entzündungsreaktionen. CBD interagiert mit bestimmten Rezeptoren, insbesondere den CB1- und CB2-Rezeptoren, die eine wichtige Rolle in der Schmerzverarbeitung spielen.
Mögliche Mechanismen von CBD in der Schmerztherapie:
- Entzündungshemmend: CBD kann Entzündungen reduzieren, die oft mit chronischen Schmerzen einhergehen.
- Schmerzlindernd: Einige Studien legen nahe, dass CBD die Schmerzempfindlichkeit beeinflussen kann.
- Muskelentspannend: Bei Schmerzen durch Muskelverspannungen könnte CBD eine entspannende Wirkung haben.
Wissenschaftliche Erkenntnisse zu CBD bei chronischen Schmerzen
Die Studienlage zu CBD in der Schmerztherapie ist uneinheitlich. Während einige Untersuchungen positive Effekte zeigen, weisen andere darauf hin, dass der Nutzen begrenzt ist. Eine Metaanalyse der Medizinischen Universität Wien (2023) kam zu dem Ergebnis, dass eine klinische Wirksamkeit von CBD als Schmerzmittel nicht eindeutig nachgewiesen werden kann.
Andere Studien zeigen jedoch eine verbesserte Schmerzbewältigung bei bestimmten Erkrankungen wie Arthritis oder neuropathischen Schmerzen. Personen, die CBD verwenden, berichten oft von einer spürbaren Verbesserung. Besonders die Wirkung von CBD-Blüten wird vielfach diskutiert. Nutzer schildern, dass sie entspannend wirken und das Schmerzempfinden verringern können. Dennoch sind weitere wissenschaftliche Studien notwendig, um die genauen Mechanismen und die Wirksamkeit von CBD fundiert zu belegen.
Mögliche Anwendungsgebiete von CBD
CBD wird bei verschiedenen Formen chronischer Schmerzen untersucht. Die Wirkung ist individuell unterschiedlich. Dennoch gibt es Hinweise auf potenzielle Vorteile in bestimmten Bereichen. Besonders im Fokus stehen folgende Anwendungsgebiete.
Neuropathische Schmerzen
Nervenschädigungen können zu starken Schmerzen führen, die oft schwer zu behandeln sind. Einige Studien deuten darauf hin, dass CBD in solchen Fällen hilfreich sein kann, indem es die Schmerzsignale im Nervensystem beeinflusst.
Es wird vermutet, dass CBN (Cannabinol, ein weiterer Bestandteil der Hanfpflanze) entzündungshemmend wirkt und gleichzeitig neuroprotektive Eigenschaften besitzt. Anwenderinnen und Anwender berichten häufig von einer Reduktion brennender oder stechender Nervenschmerzen. Dennoch bleibt die Forschung in diesem Bereich uneindeutig, da größere klinische Studien fehlen, die eine gesicherte Wirksamkeit belegen.
Arthritis und entzündliche Erkrankungen
CBD hat auchentzündungshemmende Eigenschaften, die insbesondere bei Erkrankungen wie Arthritis von Bedeutung sein können. Studien an Tieren haben gezeigt, dass CBD eine Reduzierung von Gelenkschmerzen bewirken kann, indem es entzündliche Prozesse hemmt. Erste Untersuchungen am Menschen deuten ebenfalls darauf hin, dass CBD in Kombination mit anderen Therapien zur Linderung beitragen könnte.
Betroffene berichten von einer verbesserten Beweglichkeit und einer geringeren Morgensteifigkeit. Dennoch bleibt unklar, ob die Wirkung langfristig anhält und in welchem Maß sie sich von Placebo-Effekten unterscheidet.
Fibromyalgie
Die Behandlung von Fibromyalgie ist besonders herausfordernd, da die Erkrankung durch eine Vielzahl von Symptomen wie Muskelschmerzen, Erschöpfung und Schlafstörungen gekennzeichnet ist. Einige Betroffene berichten, dass CBD ihnen dabei hilft, die Intensität ihrer Schmerzen zu reduzieren und die Schlafqualität zu verbessern.
Es gibt Hinweise darauf, dass CBD Einfluss auf das zentrale Nervensystem hat und möglicherweise eine überaktive Schmerzverarbeitung dämpft. Allerdings fehlen fundierte wissenschaftliche Belege, die eine spezifische Wirksamkeit von CBD bei Fibromyalgie bestätigen. Daher bleibt es eine individuelle Entscheidung, CBD als ergänzende Therapie auszuprobieren.
Risiken und Nebenwirkungen
Obwohl CBD als gut verträglich gilt, können Nebenwirkungen auftreten. Dazu zählen:
- Müdigkeit,
- Schwindel
- und Wechselwirkungen mit Medikamenten.
Besonders Patientinnen und Patienten, die blutverdünnende oder andere stark wirksame Medikamente einnehmen, sollten die Anwendung vorher ärztlich abklären. Zudem gibt es Berichte über Appetitveränderungen oder Verdauungsbeschwerden wie Durchfall, die individuell unterschiedlich ausfallen können.
Auch die Qualität und Reinheit der verwendeten CBD-Produkte spielen eine entscheidende Rolle, da unzureichend geprüfte Präparate unerwünschte Substanzen enthalten können. Darüber hinaus bleibt unklar, wie sich eine langfristige Anwendung auf den Körper auswirkt, da dazu bislang wenige Langzeitstudien vorliegen. Daher sollte CBD stets mit Bedacht und unter Berücksichtigung der individuellen gesundheitlichen Situation verwendet werden.
Fazit: Ist CBD eine sinnvolle Ergänzung in der Schmerztherapie?
CBD zeigt vielversprechende Ansätze, doch die wissenschaftliche Lage bleibt noch unklar. Während viele Betroffene positive Effekte beschreiben, fehlen eindeutige klinische Nachweise. Wer CBD als Ergänzung zur Schmerztherapie ausprobieren möchte, sollte sich vorher gut informieren und idealerweise eine fachliche Beratung einholen.
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Sibylle Pramhasa, Teresa Thalhammera, Sebastian Ternera, Daniel Pickelsbergera, Andreas Gleissb, Sabine Satora, et al.: Oral cannabidiol (CBD) as add-on to paracetamol for painful chronic osteoarthritis of the knee: a randomized, double-blind, placebo-controlled clinical trial; in: The Lancet Regional Health – Europe (veröffentlicht 09.11.2023), thelancet.com
- Martin von Wachter: Cannabis in der Schmerzbehandlung (Abruf 19.03.2025), schmerzgesellschaft.de
- Zeeta Bawa, et al.: An open-label feasibility trial of transdermal cannabidiol for hand osteoarthritis, Scientific Reports (veröffentlicht 23.05.2024), nature.com
- Karolina Walczyńska-Dragon, Anna Kurek-Górecka, Wojciech Niemczyk, Zuzanna Nowak, Stefan Baron, Paweł Olczyk, Aleksandra Nitecka-Buchta, Wojciech M. Kempa: Cannabidiol Intervention for Muscular Tension, Pain, and Sleep Bruxism Intensity—A Randomized, Double-Blind Clinical Trial; in: Journal of Clinical Medicine (29.02.2024), mdpi.com
- Andras Bilkei-Gorzo, Onder Albayram, Astrid Draffehn, Kerstin Michel, Anastasia Piyanova, Hannah Oppenheimer, Mona Dvir-Ginzberg, Ildiko Rácz, Thomas Ulas, Sophie Imbeault, Itai Bab, Joachim L Schultze & Andreas Zimmer: A chronic low dose of Δ9-tetrahydrocannabinol (THC) restores cognitive function in old mice; in: Nature Medicine (veröffentlicht 08.05.2017), nature.com
- Medizinische Universität Wien: CBD als Schmerzmittel: Wirksamkeit klinisch nicht nachweisbar (veröffentlicht 14.11.2023), meduniwien.ac.at
- Lukas K. Peltner, Lars Gluthmann, Friedemann Börner, Simona Pace, Robert K. Hoffstetter, Christian Kretzer, Rosella Bilancia, Federica Pollastro, Andreas Koeberle, Giovanni Appendino, Antonietta Rossi, Marcia E. Newcomer, Nathaniel C. Gilbert, Oliver Werz, Paul M. Jordan: Cannabidiol acts as molecular switch in innate immune cells to promote the biosynthesis of inflammation-resolving lipid mediators; in: Cell Chemical Biology (veröffentlicht 21.12.2023), cell.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.