Erwachsene mit einer akuten durch das respiratorische Synzytialvirus (RSV) verursachten Atemwegsinfektion haben ein 2,7-fach höheres Risiko, innerhalb eines Jahres zu sterben, verglichen mit der Allgemeinbevölkerung.
In einer neuen Kohortenstudie wurde untersucht, wie durch das respiratorische Synzytialvirus (RSV) hervorgerufene akute Atemwegsinfektion die Lebenserwartung beeinflussen. Die Ergebnisse wurden auf der ESCMID Global 2025 präsentiert.
Was ist RSV?
Das respiratorische Synzytialvirus ist ein weit verbreitetes und hoch ansteckendes Virus, das hauptsächlich die Atemwege betrifft. Die Auswirkungen auf Säuglinge und Kleinkinder sind dabei relativ gut dokumentiert, doch können auch Erwachsene erkranken und ernsthafte Komplikationen entwickeln, darunter eine Pneumonie und chronische Atemwegserkrankungen.
Das Ausmaß der Belastung durch RSV-Infektionen bei Erwachsenen ist bisher nur wenig erforscht. Zwar hatten frühere Studien bereits auf die Gefahren hingewiesen, die RSV für gefährdete Gruppen darstellt, jedoch blieben die langfristigen Folgen der Infektion weitgehend unklar.
Knapp 5.300 Teilnehmende untersucht
Das Team analysierte daher die Daten von 5.289 erwachsenen Teilnehmenden, bei denen zwischen dem Jahr 2011 und 2022 RSV-assoziierte akute Atemwegsinfektionen diagnostiziert wurden. Zusätzlich gab es eine Kontrollgruppe, die aus 15.867 Personen bestand.
Die Forschenden bewerteten die klinischen und wirtschaftlichen Ergebnisse unter den Teilnehmenden bis zu 365 Tage nach dem Auftreten der RSV-Infektion. Dabei wurden nicht nur die Sterblichkeitsraten, sondern auch die Häufigkeit von Krankenhausaufenthalten und die wirtschaftlichen Auswirkungen der Erkrankung berücksichtigt.
Gesundheitliche Auswirkungen
Die Ergebnisse zeigen, dass Teilnehmende mit RSV-Infektionen signifikant schlechtere gesundheitliche Auswirkungen aufwiesen: Exazerbationen von COPD und Asthma traten bei diesen Personen 3,1 bzw. 4,6 Mal häufiger auf, die Hospitalisierungsraten lagen bei 57 Prozent im Vergleich zu 28 Prozent in der Kontrollgruppe, und die Aufnahmen auf Intensivstationen waren fast viermal höher, berichtet das Team.
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„Exazerbationen von COPD und Asthma waren die häufigsten unerwünschten klinischen Folgen. Diese Vorerkrankungen sind an sich schon eine Herausforderung, und akute RSV-Infektionen verschlimmern ihren Schweregrad. Daher ist es wichtig, Personen mit diesen Vorerkrankungen genauer zu beobachten, um weitere, potenziell lebensbedrohliche Komplikationen zu verhindern“, erläutert die Studienautorin Maria João Fonseca in einer aktuellen Pressemitteilung.
Zudem habe nicht nur ein erhöhtes Sterberisiko vorgelegen, sondern die RSV-Infektionen bedeuteten laut den Forschenden auch erhebliche wirtschaftliche Belastungen. Die direkten Gesundheitskosten für die Betroffenen hätten sich auf insgesamt 20.181 Euro während des 365-tägigen Follow-ups belaufen, mehr als doppelt so viel wie die 8.085 Euro, die für die Kontrollgruppe ausgegeben wurden.
„Wir hoffen, dass unsere Ergebnisse weitere Forschungen zur allgemeinen klinischen und gesellschaftlichen Belastung durch RSV, insbesondere in Hochrisikogruppen, anregen werden. Dies wird dazu beitragen, gezieltere Präventionsstrategien zu entwickeln und rechtzeitige Interventionen für diejenigen sicherzustellen, die sie am dringendsten benötigen“, fügt die Medizinerin hinzu.
Die Studie verdeutliche die erhebliche, oft unterschätzte langfristige gesundheitliche und wirtschaftliche Belastung durch RSV-Infektionen bei Erwachsenen, insbesondere bei Personen mit Vorerkrankungen wie chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) und Asthma. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Beyond: Common respiratory condition nearly triples the risk of death in adults, new study finds (veröffentlicht 11.04.2025), Beyond
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