Viele Langzeit-Veganerinnen und -Veganer konsumieren zwar ausreichend Protein, nehmen jedoch nicht die erforderliche Menge an Lysin und Leucin zu sich, zwei wichtige Aminosäuren, die erheblichen Einfluss auf die Gesundheit haben.
In einer neuen Studie von Fachleuten der Massey University in Neuseeland wurde die Aminosäureaufnahme bei Menschen mit langfristigen veganen Ernährungsweisen analysiert und überprüft, inwieweit diese die täglichen Anforderungen erfüllt. Die Ergebnisse sind in dem Fachjournal „PLOS One“ nachzulesen.
Wie wichtig sind Aminosäuren?
Proteine bestehen aus verschiedenen Bausteinen, den sogenannten Aminosäuren. Während der menschliche Körper die meisten Aminosäuren selbst herstellen kann, ist er auf Nahrung angewiesen, um neun essenzielle Aminosäuren zu erhalten, die er nicht selbst synthetisieren kann.
Besonders pflanzliche Lebensmittel weisen oft variierende Mengen dieser Aminosäuren auf, was sie in veganen Ernährungsformen zu einem kritischen Punkt macht.
Aufnahme von Aminosäuren analysiert
Das Team analysierte detaillierte, vier Tage umfassende Ernährungstagebücher von 193 Teilnehmenden, die sich schon lange vegan ernährten. Auf Basis der Daten des US-Landwirtschaftsministeriums und der neuseeländischen FoodFiles-Datenbank wurde dann anhand der konsumierten Lebensmitteln die Aufnahme verschiedener Aminosäuren berechnet.
Dabei stellte sich heraus, dass etwa drei Viertel der Teilnehmendem die täglichen Gesamtproteinanforderungen erfüllten, berichten die Fachleute. Auch die Aufnahme der meisten unentbehrlichen (essenziellen) Aminosäuren habe bei ihnen den Anforderungen entsprochen.
Zu wenig Lysin und Leucin
Allerdings erfüllte laut dem Team nur etwa die Hälfte der Teilnehmenden die täglichen Anforderungen an die Aufnahme von Lysin und Leucin, was die beiden Aminosäuren zu den am häufigsten limitierten Nährstoffen in der Studie machte.
So bedeutet die Erfüllung der Gesamtproteinanforderungen nicht automatisch, dass auch die Anforderungen an die unentbehrlichen Aminosäuren gedeckt sind, betonen die Forschenden.
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„Um eine hohe Proteinqualität bei veganer Ernährung zu erreichen, ist mehr als nur ausreichend Protein erforderlich – es kommt auch auf die richtige Balance und Vielfalt pflanzlicher Lebensmittel an, um alle Aminosäuren in der benötigten Menge zu erhalten“, erläutern die Fachleute in einer aktuellen Pressemitteilung.
Bedeutung der Erkenntnisse
Die Ergebnisse seien von großer Bedeutung, da sie auf die potenziellen Mängel in der veganen Ernährung hinweisen und langfristige Defizite in diesen essentiellen Nährstoffen können negative Auswirkungen auf den Proteinhaushalt, die Muskeln und andere physiologische Funktionen haben, insbesondere bei vulnerablen Bevölkerungsgruppen, warnen die Fachleute.
Für alle, die sich vegan ernähren oder darüber nachdenken, sei es wichtig, auf eine abwechslungsreiche Ernährung zu achten. Die Integration von Hülsenfrüchten, Nüssen und Samen kann dabei nicht nur die Gesamtproteinaufnahme unterstützen, sondern auch gezielt die Mengen an Lysin und Leucin erhöhen. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Bi Xue Patricia Soh, Matthieu Vignes, Nick W. Smith, Pamela R. von Hurst, Warren C. McNabb: Evaluation of protein intake and protein quality in New Zealand vegans; in: PLOS One (veröffentlicht 16.04.2025), PLOS One
- PLOS: Even vegans who get enough total protein may fall short for some essential amino acids (veröffentlicht 16.04.2025), PLOS
Wichtiger Hinweis:
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