Ein in Fulda praktizierender Mediziner soll zahlreiche Kinder mit einem nicht zugelassenen Grippemedikament behandelt haben. Seit Dienstag muss sich der 67-jährige Mediziner daher nun vor dem Landgericht Fulda verantworten. Wie der „Berliner Kurier“ berichtet, werde ihm seitens der Staatsanwaltschaft Betrug und versuchte Körperverletzung in 75 Fällen vorgeworfen.
Knapp 73.000 Euro für wissenschaftliche Erhebungen
Ein aus Petersberg (Hessen) stammender Kinderarzt steht unter dem Verdacht, Dutzende seiner kleinen Patienten im Rahmen einer Studie mit einem nicht zugelassenen Grippemedikament behandelt zu haben. Wie der „Kurier“ berichtet, hatte ein Pharmaunternehmen dem Mediziner 72.800 Euro für wissenschaftliche Erhebungen angeboten. „Es ging um einen saisonalen Grippeimpfstoff, der bereits für Erwachsene zugelassen war. Ob er auch für Kinder geeignet ist, sollte in einer Testphase untersucht werden“, so der Landgerichtssprecher Simon Trost gegenüber der Zeitung. Der 67 Jahre alte Angeklagte hatte sich demnach als Hauptprüfarzt dazu verpflichtet, den Eltern für diese Erhebung Tagebücher auszuhändigen, in denen diese die Reaktion der Kinder auf die Impfung dokumentieren sollten, sagte Trost weiter.
Elten hatten offenbar keine Kenntnis
Doch dies lief offenbar nicht wie geplant: Wie aus der Anklage hervor geht, hatten nicht die Eltern, sondern der Kinderarzt selbst die nötigen Dokumente ausgefüllt – und das auch noch mit frei erfundenen Daten. Der Hersteller selbst hatte den Fall ins Rollen gebracht, nachdem er bei der Auswertung der 152 Protokolle aus den Jahren 2008 bis 2010 misstrauisch geworden war. „Der Mann bestritt zum Prozessauftakt, den Impfstoff überhaupt gespritzt zu haben“, erklärte Trost.
Nun muss sich der Mediziner vor dem Landgericht wegen Betruges verantworten, hinzu kommt eine Anklage der Staatsanwaltschaft wegen versuchter Körperverletzung. Denn dem Mann werde vorgeworfen, dass er die mehr als 150 Kinder ohne Wissen der Eltern mit dem Grippemedikament behandelt habe, so die Zeitung weiter.
Gesunde Kinder gehören nicht zu den Risikogruppen
Die Impfung gegen die saisonale Influenza sorgt immer wieder für Diskussionen unter Eltern und Gesundheitsexperten. Viele Mütter und Väter stellen sich jedes Jahr erneut die Frage „Ist eine Grippe-Impfung sinnvoll?“
Kinder gelten als Hauptüberträger, da sie durch ihre vielfältigen sozialen Kontakte in Kindergarten, Schule etc. die Krankheit schnell verbreiten können. Für die kleinen Patienten ist die Grippeschutzimpfung mittlerweile sogar über ein Nasenspray möglich, Kritiker verweisen jedoch immer wieder auf mögliche Nebenwirkungen wie z.B. Hautrötungen, Frösteln und Müdigkeit. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Schutzimpfung in erster Linie älteren Menschen, chronisch Kranken mit Grundleiden wie z.B. Diabetes, medizinisches Personal und Schwangere. Für gesunde Kinder, Jugendliche und Erwachsene unter 60 Jahren wird sie hingegen „nicht explizit empfohlen“, da eine Influenza-Erkrankung in diesen Bevölkerungsgruppen normalerweise ohne schwerwiegende Komplikationen verläuft, so die STIKO. (nr)
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