Experten warnen vor Gesundheitsgefahren durch Keime in Frischmilch
Melkfrische Milch vom Bauernhof liegt voll im Trend. Immer mehr Erzeugerbetriebe ermöglichen es ihren Kunden, sich das Produkt direkt aus einem Rohmilchabgabeautomaten zu zapfen. Doch vor dem Genuss sollte die Milch unbedingt abgekocht werden, denn diese kann mit krankmachenden Keimen kontaminiert sein. Darauf weist das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in einer aktuellen Mitteilung hin. Wird die Milch unbehandelt getrunken, können die Erreger zu schwerwiegenden Erkrankungen führen.
Unbehandelte Milch wird direkt aus dem Automaten gezapft
Frische Milch vom Bauernhof wird immer beliebter. Erst kürzlich berichteten beispielsweise Forscher der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), dass Rohmilch ein guter Schutz vor Asthma bei Kindern sei. Der Trend geht dabei zur sogenannten “Milch-Tankstelle”, an welcher sich Verbraucher rund um die Uhr das melkfrische Produkt selbst aus dem Automaten zapfen können. Die unbehandelte Milch von Rindern, Schafen und Ziegen wird auf diesem Wege ohne Homogenisierung und Wärmebehandlung (z.B. Pasteurisieren) mit dem natürlichen Fettgehalt an die Konsumenten weiter gegeben.
Dadurch kann sie jedoch mit krankmachenden Bakterien wie beispielsweise Salmonellen, Campylobacter oder enterohämorragischen Escherichia coli (EHEC) verunreinigt sein, so der Hinweis des Bundesinstituts für Risikobewertung. Vor allem durch fäkale Verunreinigungen beim Melken könnten die Keime demnach schnell in die Rohmilch gelangen. Die Abgabeautomaten können die Milch zwar kühl halten und eine Vermehrung von Bakterien verhindern, doch waren bereits vorher Keime vorhanden, können diese durch die Kühlung nicht reduziert werden.
Risikogruppen sollten auch Vorzugsmilch unbedingt erhitzen
Das Infektionsrisiko bleibt also bestehen, weshalb die Automaten mit dem Hinweis „Rohmilch, vor dem Verzehr abkochen“ gekennzeichnet sein müssen. Doch vereinzelte Berichte über Lebensmittelinfektionen im Zusammenhang mit dem Produkt würden nahe legen, dass dieser Rat von den Verbrauchern nicht immer befolgt werde, so die Mitteilung des BfR. Dabei stellt das Abkochen des Frische-Produkts einen äußerst wichtigen Vorgang dar, um gesundheitliche Risiken zu vermeiden. Denn bei Säuglingen, Kleinkindern, älteren und immungeschwächten Menschen können die Lebensmittelinfektionen einen besonders schweren Verlauf nehmen. Meist handelt es sich um Infektionen mit Campylobacter, welche mit Fieber, Durchfall und Unterbauchschmerzen einher gehen. In einigen Fällen kann es auch durch EHEC-Bakterien zu schweren Erkrankungen kommen, insbesondere Kleinkinder haben hier ein erhöhtes Risiko für das „hämolytisch-urämische Syndrom“(HUS), welches bleibenden Nierenschäden verursachen kann.
Dementsprechend sollten die genannten Risikogruppen auf Anraten des BfR auch Vorzugsmilch nur abgekocht verzehren. Bei dieser handelt es sich abgepackte Rohmilch, die aus besonders kontrollierten Betrieben stammt und im Einzelhandel erhältlich ist. Für diese gelten zwar strenge Vorschriften in Hinblick auf die Gewinnung und Behandlung, dennoch könne das Vorkommen von Krankheitserregern nicht ausgeschlossen werden, warnt das BfR. Ebenso sei von der Zubereitung und dem Verzehr nicht erhitzter bzw. „kalter“ Kakaogetränke oder anderen Milchmixgetränken (Milchshakes) aus Rohmilch direkt vor Ort oder zu Hause abzuraten, so das Institut weiter. (nr)
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