Mediziner kassiert Geld für gefälschte Daten
Ein 67-jähriger Kinderarzt ist vom Landgericht Fulda wegen Betruges in zwei Fällen zu einer Freiheitsstrafe von anderthalb Jahren auf Bewährung verurteilt worden. Wie das Landgericht in einer aktuellen Pressemitteilung informiert, habe der Mediziner zu Unrecht knapp 73.000 Euro von einem Arzneimittelhersteller bekommen. Dieser hatte das Mittel wissenschaftlich testen lassen wollen – doch anstelle von seriösen Daten schickte der Arzt ausnahmslos selbst ausgedachte Ergebnisse.
Pharmahersteller zahlt knapp 73.000 Euro für Medikamenten-Studie
Das Landgericht Fulda hat einen aus Petersberg (Hessen) stammenden Kinderarzt zu einer Freiheitsstrafe von 18 Monaten auf Bewährung verurteilt. Der Mann hatte von einem Pharmaunternehmen ca. 72.700 Euro erhalten und sollte dafür in seiner Praxis eine wissenschaftliche Erhebung zu einem bislang noch nicht zugelassenen Grippe-Impfstoff durchführen. Der 67 Jahre alte Angeklagte verpflichtete sich, den Eltern für diese Studie Tagebücher auszuhändigen, in denen diese die Reaktion der Kinder auf die Impfung dokumentieren sollten.
Arzt nutzt Daten der Kinder aus Patientenkartei
Doch dem kam der Arzt offenbar nicht nach, sondern übermittelt stattdessen gefälschte Ergebnisse an den Medikamentenhersteller. Damit es den Richter des Landgerichts Fulda zufolge als erwiesen anzusehen, dass der Mann das Geld in den Jahren 2009 und 2010 zu Unrecht bekommen habe. Die Lieferung selbst erdachter Daten stelle demnach einen besonders schweren Fall von Betrug dar, erklärte der Vorsitzende Richter Joachim Becker in seiner Urteilsbegründung: „Denn hierdurch spiegelte der Angeklagte mit Täuschungsabsicht eine ordnungsgemäße Durchführung der Test-Studie vor“, so die Mitteilung des Landgerichts.
Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur „dpa“ hatte der Kinderarzt zugegeben, dass er in die Unterlagen zur Dokumentation einfach Namen aus seiner Patientenkartei eingetragen und sich die Ergebnisse dazu frei ausgedacht habe. Bei der Studie ging um einen saisonalen Grippeimpfstoff, der bereits für Erwachsene zugelassen ist und nun auf seine Verträglichkeit bei Kindern hin untersucht werden sollte. Der Hersteller selbst hatte den Fall ins Rollen gebracht, nachdem er bei der Auswertung der Protokolle misstrauisch geworden war.
Körperverletzung nicht eindeutig nachweisbar
Schließlich musste sich Mediziner vor dem Landgericht wegen Betruges verantworten, hinzu kam eine Anklage der Staatsanwaltschaft wegen Körperverletzung in 75 Fällen. Denn dem Mann wurde vorgeworfen, dass er die Kinder ohne das Wissen der Eltern mit dem Grippemedikament behandelt habe. Doch in diesem Punkt musste das Verfahren eingestellt werden, da nicht aufzuklären gewesen sei, ob der Angeklagte tatsächlich Medikamententests an Kindern durchgeführt habe, so die „dpa“ weiter.
(nr)
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