Blutungen können aufgrund eines angeborenen Syndroms nicht gestoppt werden
Eine junge Australierin hat einen wahren Albtraum hinter sich: Fünf Jahre am Stück hatte die 27-jährige Chloe Christos ununterbrochen ihre Tage. Der Grund für die Dauerblutung ist das so genannte „Von-Willebrand-Syndrom“, eine erblich bedingte Störung, durch welche Blutungen nicht richtig gestoppt werden können. Zudem blutete die Frau ungewöhnlich stark, denn während bei einer normalen Periode ca. 20 bis 60 ml Blut verloren werden, waren es bei Chloe schon innerhalb von wenigen Tagen mehr als ein halber Liter.
Von-Willebrand-Syndrom betrifft Frauen und Männer
Die Geschichte von Chloe Christos aus dem australischen Perth klingt für die meisten Frauen vermutlich wie der blanke Horror. Denn die junge Frau hatte über fünf Jahre hinweg ihre Regel. Doch nicht nur das, denn zudem verlor die heute 27-jährige währenddessen auch deutlich mehr Blut als es bei einer normalen Regelblutung der Fall ist. Verursacht wurde das außergewöhnliche Phänomen durch das Von-Willebrand-Syndrom, einer angeborenen Blutstillungsstörung. Im Gespräch mit der Tageszeitung „Daily Mail Australia“ berichtet Chloe von ihrer Leidenszeit und macht anderen Betroffenen Mut.
Ein halber Liter Blut in vier Tagen
Als bei der jungen Frau mit 14 Jahren das erste Mal die Regel einsetzte, merkte sie schnell, dass etwas nicht in Ordnung war. Denn die Blutung hörte einfach nicht mehr auf. „Ich konnte gar nichts mehr machen. Ich fiel oft in Ohnmacht, hatte einen gefährlich niedrigen Blutdruck und konnte nie Auto fahren oder mal ausgehen“, so Christos in dem Interview. Das ausbleibende Ende der Periode war dabei nicht alles, denn zusätzlich war die Blutung auch noch extrem stark. Während Frauen im Durchschnitt zwischen 20 und 60 Milliliter Blut im Laufe ihrer Regel verlieren, kam Chloe bereits innerhalb von vier Tagen auf mehr als 500 ml.
Häufiges Nasenbluten und Hämatome
Ausgelöst wurde die Dauer-Menstruation durch das „Von-Willebrand-Syndrom“. Bei dieser handelt es sich laut der Deutschen Hämophiliegesellschaft zur Bekämpfung von Blutungskrankheiten e.V. (DHG) mit einer Häufigkeit von etwa 1% um die häufigste angeborene Blutstillungsstörung, die Männer und Frauen gleichermaßen betrifft. Die Erkrankung wird durch einen Mangel oder eine Funktionsstörung des Von-Willebrand-Faktors (vWF) verursacht, einem Protein, dem im Blutgerinnungsprozess eine zentrale Rolle zukommt. Denn bei einer Verletzung sorgt dieses dafür, dass sich Blutplättchen (Thrombozyten) an die betroffene Stelle anheften und dadurch eine Schließung der Wunde sowie die Blutgerinnung bewirken.
Fehlt dieses Protein, kann die Blutung dementsprechend nicht vollständig gestoppt werden. Menschen mit dem Syndrom haben eine erhöhte Blutungsneigung, wobei am häufigsten Nasenbluten, oberflächliche blaue Flecken sowie eine verlängerte und verstärkte Periode bei der Frau auftreten.
Medikamente mit schweren Nebenwirkungen
Die junge Australierin gab sich alle Mühe, mit der Erkrankung umzugehen, doch die Belastung war immens: Sie bekam über sieben Jahre hinweg ein synthetisches Medikament, das ihr zwar den Alltag erleichtern sollte – aber auch nach all den Jahren noch schreckliche Nebenwirkungen hatte. Schließlich suchte Christos Hilfe bei einem „Haemophilia Centre“ in Adelaide und bekam dort ein Mittel, welches normalerweise Männern mit Hämophilie („Bluterkrankheit“) verschrieben wird.
Die Behandlung – die sie zu Beginn eines jeden Zyklus anwendet – funktionierte und vor weniger als einem Monat hatte sie ihre erste regelmäßige Periode, die nur vier bis fünf Tage dauerte. „Es ist der Unterschied zwischen zwei Wochen im Monat im Krankenhaus zu liegen und zwei Paracetamol und eine Wärmepackung für nur einen Tag zu nehmen”, sagte sie der „Daily Mail“. Nun sei es ihr Ziel, stärker auf die Krankheit aufmerksam zu machen und dafür zu sorgen, dass betroffene Frauen weltweit Zugang zu wirkungsvollen Behandlungsmöglichkeiten erhalten.
Ärzte oft zurückhaltend bei Männer-Medikamenten
Es sei oft nicht bekannt, dass Medikamente. die zuvor nur Männern verschrieben wurden, auch bei Frauen mit ähnlichen Blutungsstörungen geeignet sind, erklärte die 27-jährige weiter. Daher seien die Ärzte zurückhaltend, die Mittel auch von Frauen testen zu lassen. „Zunächst die richtige Diagnose zu stellen, ist eine Sache.für sich. Menschen zu helfen, einen adäquaten Behandlungsplan zu finden, das ist eine andere Sache“, so Christos. (nr)
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.