Die Einschätzung der Eltern beeinflusst das tatsächliche Gewicht der Kinder
Die meisten Eltern versuchen zu vermeiden, dass ihre Kinder übergewichtig werden. Mediziner fanden jetzt heraus, dass bereits die Annahme der Eltern, dass ihre Kinder übergewichtig sind, ausreichen kann, um die Kinder wirklich zum Zunehmen zu bringen. Somit bewirkt schon die Sorger der Eltern vor Übergewicht des Nachwuchses, dass ihre Kinder zunehmen.
Forscher stellten jetzt bei einer Untersuchung fest, dass es ernsthafte Auswirkungen haben kann, wenn Eltern glauben, dass ihre Kinder übergewichtig sind. Unabhängig vom wirklichen Gewicht der Kinder, reicht diese Annahme aus, um betroffene Kinder wirklich zunehmen zu lassen. Die Wissenschaftler vom Florida State University College of Medicine veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der Fachzeitschrift „Pediatrics“.
Studie untersucht 3.500 Kinder über einen Zeitraum von mehreren Jahren
Die Wahrnehmung der Eltern scheint so etwas wie eine selbsterfüllende Prophezeiung zu sein, sagt die Co-Autorin Angelina Sutin vom Florida State University College of Medicine. Sollten Eltern normalerweise nicht Maßnahmen ergreifen, wenn ihre Kinder zu viel wiegen? Nicht unbedingt. Kinder die übergewichtig waren, nahmen in der aktuellen Studie an Gewicht ab, wenn die Eltern der Meinung waren, dass ihre Kinder ein normales Körpergewicht hatten, erläutert Sutin. In diesem Fall kann eine Fehleinschätzung der Eltern sogar eine schützende Wirkung für die Kinder haben. Die Studie fand zwar einen Zusammenhang zwischen der Wahrnehmung der Eltern und dem Gewicht ihrer Kinder, konnte aber keine Ursache-Wirkung-Beziehung herausfinden, sagen die Forscher. Die Untersuchung wurde von älteren Studien inspiriert, welche zuvor festgestellt hatten, dass Erwachsene, die sich selber als übergewichtig empfanden, mehr an Gewicht zunahmen, als sie es unter normalen Umständen getan hätten, fügt Sutin hinzu. Die neue Studie beobachtete jetzt mehr als 3.500 Kinder und deren Eltern. Die Mediziner untersuchten die Kindern regelmäßig alle zwei Jahre, vom vierten Lebensjahr bis zum 12 Lebensjahr oder vom fünften Lebensjahr bis zum 13 Lebensjahr. Die Eltern mussten bei der Untersuchung Fragen beantworten, wie sie das Gewicht ihres Kindes wahrnahmen. 97 Prozent der Befragten waren dabei Mütter, sagen die Forscher.
Untersuchung baut auf dem Body-Mass-Index auf
Im Alter von vier bis fünf Jahren hatten noch drei Viertel der Kinder ein normales gesundes Gewicht. Zwanzig Prozent der untersuchten Kinder waren tatsächlich übergewichtig oder sogar fettleibig, doch in der Regel hielten die Eltern der Betroffenen das Gewicht für normal, erklären die Wissenschaftler. Im Laufe der Zeit konnte dann von den Medizinern festgestellt werden, dass diese übergewichtigen Kinder weiter zunahmen, wenn die Eltern sie als übergewichtig wahrnahmen, erklärt Sutin. Es war in der Studie schwer zu quantifizieren, wie viel Übergewicht die Kinder entwickelt hatten, weil die Kinder noch im Wachstum waren. Die Bedeutung der Gewichtszunahme variiert in der Kindheit je nach der Größe, fügt Sutin hinzu. Dabei stützte sich die Untersuchung auf die häufig verwendete Messung, den sogenannten Body-Mass-Index (BMI). Der BMI biete eine grobe Schätzung des Körperfetts, basierend auf Größe und Gewicht. Bei Kindern berücksichtigt der BMI auch zusätzlich Alter und Geschlecht, erläutern die Experten. Die Studie konnte nicht feststellen, wie stark sich der BMI erhöhte, wenn Eltern annahmen, dass ihre Kinder übergewichtig sind. Die Mediziner konnten auch keine direkte Verbindung zum Gewicht der Eltern feststellen. Allerdings gab es auch keine Angaben darüber, wie die Eltern ihr eigenes Gewicht wahrnahmen, fügen die Experten hinzu.
Warum hat die Einschätzung solche Auswirkungen auf das Gewicht der Kinder?
Eine Erklärung, warum die Annahme der Eltern solche Folgen haben kann, könnte eine Überwachung der Nahrungsaufnahme und der körperlichen Aktivitäten sein, sagt Sutin. Wenn sich erwachsene Personen aufgrund ihres Gewichts stigmatisiert fühlen, neigen sie dazu, viel zu essen und körperliche Aktivität zu vermeiden. Ähnliche Auswirkungen könnten auch betroffene Kinder beeinflussen, vermuten die Forscher. Außerdem seien einige Kinder rebellisch in ihrer Einstellung. Der Versuch der Eltern, die Nahrungsaufnahme zu begrenzen, könnte bei solchen Kindern durchaus dazu führen, dass sie anschließend tatsächlich mehr essen, erklärt Sutin.
Kinder brauchen eine gesunde Ernährung und körperliche Aktivität
Möglicherweise überträgt sich die elterliche Obsession über das Gewicht auf ihre Kinder, dass könnte zu einer schlechteren psychischen Gesundheit führen und sogenannte Bewältigungsstrategien hervorrufen, wie beispielsweise übermäßiges Essen, erläutern die Experten. Es gibt wenige Untersuchungen, die sich damit befassen, wie Eltern ihre Kinder am besten auf Gewichtsprobleme ansprechen sollten. Weitere Forschung ist nötig, um herauszufinden, wie Eltern am besten mit ihren Kindern über deren Gewicht kommunizieren sollten, sagen die Mediziner. Eltern sollten nach Ansicht der Forscher ihre Kinder generell darüber aufklären, was für eine Bedeutung gesunde Ernährung und körperliche Aktivität für die allgemeine Gesundheit haben, anstatt sich speziell auf das Gewicht zu konzentrieren, erklärt Sutin. Es könne effektiver sein, wenn sich Eltern auf die Bedeutung der gesunden Ernährung und körperlichen Aktivität für die allgemeine Gesundheit fokussieren und im täglichen Leben ihren Kinder viele Möglichkeiten für gesunde Ernährung und Bewegung bieten, fügt Sutin hinzu. (as)
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