Optimale Versorgung von Kinder bei Operationen gefährdet
Bei chirurgischen Eingriffen an Kindern bestehen oftmals besondere Herausforderungen, die eigentlich eine spezielle fachliche Ausbildung erforderlich machen. Doch wird ein „Großteil der Operationen bei Minderjährigen in Deutschland nicht von Kinder-, sondern Erwachsenenchirurgen durchgeführt“, so die aktuelle Mitteilung des Universitätsklinikums Frankfurt. Die optimale Versorgung der Kinder bei Operationen scheint demnach nur unzureichend sichergestellt.
Obwohl die Fachgesellschaften davor warnen, ohne spezielle kinderchirurgische Ausbildung Operationen an Minderjährigen durchzuführen, werden viele Eingriffe bei Kindern von Erwachsenenchirurgen vorgenommen. Kinder müssen laut Angaben der Universitätsklinikums Frankfurt „anders operiert werden als Erwachsene“, da sich ihre Erkrankungen von denen Erwachsener unterscheiden, sie anders auf Behandlungen reagieren und anatomische Besonderheiten zu berücksichtigen sind. In Deutschland werde heute ein sehr hoher Anteil der Kinder bei Operationen nicht adäquat behandelt.
Spezifische Ausbildung dringend erforderlich
Die operativen Eingriffe bei Minderjährigen bedürfen „eines gesonderten operativen Vorgehens, für das eine spezifische Ausbildung dringend erforderlich ist“, mahnt das Universitätsklinikum Frankfurt in seiner aktuellen Pressemitteilung. Bis heute würden den Zahlen des statistischen Bundesamtes zufolge „rund ein Viertel der Säuglinge, ein Drittel der Kleinkinder (ein bis fünf Jahre), mehr als die Hälfte der Schulkinder (fünf bis zehn Jahre) und mehr als zwei Drittel der Jugendlichen (zehn bis 15 Jahre) von nicht speziell für diese Altersgruppen ausgebildeten Chirurgen, also nicht von Kinderchirurgen operiert.“ Damit ist die optimale Versorgung der Betroffenen nicht angemessen gewährleistet.
Zertifikat zur Ausbildung von Kinderchirurgen
Das Universitätsklinikum Frankfurt setzt sich angesichts des bestehenden Mangels an qualifizierten Kinderchirurgen umfangreich für die Ausbildung von Kinderchirurgen ein und hat im vergangenen Jahr das europäische UEMS-Zertifikat (European Union of Medical Specialists) erhalten. Für das Zertifikat, welches europaweit zur Ausbildung von Kinderchirurgen befähigt, müssen laut Angaben des Universitätsklinikums sehr strenge Kriterien erfüllt werden, wie beispielsweise eine vorgegebene Mindestanzahl an Indexoperationen und Assistenzärzten, eine erforderliche Ausstattung der Fachlabore und der wissenschaftlichen Bibliothek, feste Weiterbildungspfade für Assistenzärzte und vieles mehr. Das Universitätsklinikum Frankfurt ist derzeit das einzige Weiterbildungszentrum in Deutschland, welches mit dem UEMS-Zertifikat ausgezeichnet wurde.
Mehr als 1.000 Operationen pro Jahr
Das Behandlungsspektrum der Frankfurter universitätsmedizinischen Kinderchirurgie umfasst zahlreiche Fachdisziplinen. Diese reichen laut Mitteilung des Universitätsklinikums „über die operative Versorgung angeborener Fehlbildungen, die Neugeborenenchirurgie, die Viszeralchirurgie des Kindesalters, die onkologische Chirurgie des Kindesalters und die Kinderurologie bis hin zur Chirurgie von Gefäßdeformationen und kindlicher Hämangiome – also sogenannter Blutschwämmchen auf der Haut.“ Mehr als tausend derartiger Operationen werden pro Jahr in Frankfurt durchgeführt. An der Klinik werden „mit Abstand die meisten angeborenen Fehlbildungen in der Region Hessen und nahezu alle kindlichen Tumore“ behandelt, so die Mitteilung des Universitätsklinikums. Einen weiteren Schwerpunkt bilde die Therapie von Kindern mit speziellen kinderurologischen Erkrankungen, zum Beispiel der angeborenen Harntransportstörung. (fp)
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