Weltweites Projekt zur Verbesserung des Infektionsschutzes startet in Berlin
Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze sind zum Teil lebensnotwendig, machen aber häufig auch krank. Sie sind überall in unserer Umwelt und sogar unser Körper ist von Millionen dieser Kleinstlebewesen bevölkert. Im Rahmen eines weltweiten Forschungsprojekts wollen Wissenschaftler des Robert-Koch-Instituts (RKI) nun herausfinden, welche Mikroben sich in den Berliner U-Bahnen tummeln. Die Ergebnisse sollen dazu beitragen, Wissenslücken zu schließen und neue Erkenntnisse für den Infektionsschutz zu gewinnen.
Mikroorganismen befinden sich überall in der Umwelt
Ob im Wasser, der Erde oder der Luft: Mikroorganismen sind überall und bevölkern sogar unseren Körper und unsere Haut. Einige der winzig kleinen Mikroben verursachen Krankheiten, andere wiederum sind wichtig für unsere Gesundheit. Am häufigsten handelt es sich dabei um Bakterien, Viren und Pilze. Mikroben bilden unter sich eine komplexe Welt mit eigenen Gemeinschaften (Mikrobiome), die für uns unsichtbar und größtenteils noch unbekannt ist. Aus diesem Grund haben sich Wissenschaftler aus der ganzen Welt auf den Weg gemacht, um mehr über das Leben der Mikrobiome zu erfahren. Seit 2013 läuft das in New York gestartete Projekt, welches zum Ziel hat, die Gemeinschaft der Mikroorganismen auf der ganzen Welt vergleichend zu erfassen und in einer Art Weltkarte zu dokumentieren.
U-Bahnsysteme sind idealer Ort für Probenentnahme
Nachdem bislang rund 40 Städte wie z.B. New York, Moskau und Mexiko City untersucht wurden, startet das Projekt nun auch in Berlin. Forscher des RKI um den Projektleiter Torsten Semmler wollen zu diesem Zweck in den nächsten Wochen im gesamten U-Bahnnetz der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) Proben von allen relevanten Oberflächen nehmen, so eine gemeinsame Mitteilung der BVG und des RKI. Doch warum werden die Proben ausgerechnet in U-Bahnen genommen? „U-Bahnsysteme eignen sich in besonderer Weise, um in diese Welt vorzudringen. Sie sind gleichermaßen hoch frequentierter öffentlicher Raum und ein wesentlicher Faktor für die Verbreitung von Organismen“, erklärt Lothar H. Wieler, Präsident des RKI. „Gleichzeitig sind sie aber durch ihre unterirdische Bauweise weitgehend unbeeinflusst von Umwelt- und Witterungseinflüssen“, so der Experte weiter.
Projekt soll weltweiten Infektionsschutz fördern
Die gewonnenen Ergebnisse sollen laut dem Bericht dazu beitragen, Wissenslücken zu schließen und im internationalen Forschungsnetzwerk „MetaSub“ neue Erkenntnisse für den weltweiten Infektionsschutz zu gewinnen. „Tatsächlich wissen wir noch relativ wenig über diese Mikrobiome und wie sie funktionieren”, sagte der Präsident des RKI. „Wie sieht das Mikrobiom Berlins im Vergleich zu anderen Städten aus?“ „Gibt es unbekannte Mikroben?“ – Fragen wie diese sollen nun im Rahmen des Forschungsprojekts geklärt werden. „Bis 2020 werden für dieses Projekt jährlich Proben in unseren Bahnhöfen genommen. Wie die Wissenschaftler sind wir gespannt auf die Ergebnisse“, erklärte Dr. Sigrid Evelyn Nikutta, Vorstandsvorsitzende und Vorstand Betrieb der BVG. (nr)
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