Erst kürzlich hat der Tod von Musiker Roger Cicero auf schockierende Art und Weise gezeigt, dass ein Schlaganfall nicht nur alte, kranke Menschen treffen kann. Nicht immer liegt die Ursache für einen Hirninfarkt in Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Übergewicht oder Rauchen. Diese schmerzliche Erfahrung musste auch die heute 29-jährige Meike Mittmeyer Riehl aus dem südhessischen Münster machen. Im März 2012 bricht sie nach dem Tennisspielen mit einer halbseitigen Lähmung zusammen. Im Klinikum Darmstadt bestätigt sich der schlimme Verdacht: Es ist ein Schlaganfall.
Im Alter von nur 24 Jahren, als junge, schlanke, sportliche Frau und überzeugte Nichtraucherin – unmöglich! Eine Aufspaltung der Halsschlagader – eine sogenannte spontane Dissektion – hat den Infarkt bei ihr ausgelöst: äußerst selten, wenig erforscht, aber eine der häufigsten Ursachen für Schlaganfälle bei jungen Patienten ohne typische Risikofaktoren.
Weil keiner ihrer Ärzte ihr die drängende Frage nach dem „Warum“ beantworten kann, begibt sich die Journalistin selbst auf die Spur einer rätselhaften Krankheit und trifft Ärzte und Genetiker, die darüber forschen. Es wird vermutet, dass die spontane Dissektion mit einer unheilbaren Bindegewebsveränderung zusammenhängt – was bedeutet, dass sich jederzeit wieder eine hirnversorgende Ader aufspalten und weitere Schlaganfälle verursachen könnte. Bei ihrer verbissenen Suche muss die Journalistin feststellen, dass die moderne Medizin noch keine eindeutigen Antworten kennt. Die Ungewissheit und der verzweifelte Versuch, eine Erklärung zu finden, stürzen die junge Frau nach und nach in eine psychische Erkrankung.
Erst dieser harte Rückschlag zwingt sie zur echten Auseinandersetzung mit allem, was passiert ist. Aus dieser Aufarbeitung ist das vorliegende Buch „Der Spalt: Wie mich – 24, schlank, sportlich, Nichtraucherin – der Schlag traf“ entstanden, das die Erlebnisse der vergangenen vier Jahre schonungslos und mutig offenlegt. Ihr Anspruch war es allerdings nicht nur, ihre erschütternde Geschichte mit anderen zu teilen, sondern auch über diese seltene Schlaganfallursache bei jüngeren Patienten aufzuklären. „Ich möchte mit dem Mythos aufräumen, dass ein Schlaganfall nur alte, kranke Menschen treffen kann. Das glauben fast alle, selbst viele Ärzte, wie ich von anderen Betroffenen weiß“, schildert die Autorin.
„Ich selbst habe riesiges Glück gehabt, weil bei mir die Rettungskette vorbildlich funktioniert hat: Innerhalb kürzester Zeit war ich in der Darmstädter Stroke Unit und bekam blutverdünnende Medikamente. Dadurch habe ich kaum bleibende Schäden zurückgetragen“, berichtet MittmeyerRiehl. „Leider hat nicht jeder Betroffene so viel Glück. Darum ist es so wichtig, die Symptome zu kennen und sofort zu handeln – egal, ob es sich um ein Kind oder einen Senior handelt.“ (pm)
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