Schulstress und Mobbing in sozialen Medien führen zu vermehrten Selbstmorden unter Teenagern
Suizidversuche unter Teenagern sind schon lange ein bekannte gesellschaftliches Problem. Allerdings stellten jetzt Forscher fest, dass in den letzten Jahren Suizidversuche bei Teenager, Studenten und Schülern besonders stark zugenommen haben. Schuld daran seien vor allem Krankheiten, Schuldruck und Mobbing in sozialen Netzwerken.
Die Selbstmorde unter Teenagern nehmen immer weiter zu. Das britische Forscherteam um Cathryn Rodway von der University of Manchester fand bei seiner aktuellen Untersuchung heraus, dass Schulstress, Krankheiten, Beziehungsprobleme und Mobbing immer mehr junge Menschen in den Selbstmord treiben. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der Fachzeitschrift „The Lancet Psychiatry“.
Vollzeit-Studenten sind besonders durch Selbstmorde gefährdet
Die neue Untersuchung zeigte, dass alleine im Jahr 2014 in England und Wales 130 Vollzeit-Studenten Selbstmord begingen. Alle diese Personen waren im Alter von 18 Jahren oder älter. Im Jahr davor gab es 100 Todesfälle durch Selbstmorde unter Studenten. Etwa die Hälfte aller Krankenwagen-Einsätze an Universitäten hingen mit Suizidversuchen oder Selbstverletzungen zusammen, warnten die Wissenschaftler. Die Anzahl der Selbstmorde wurde vom Office for National Statistics (ONS) veröffentlicht. Daraus war zu erkennen, dass 97 der Todesfälle im Jahr 2014 männliche Studenten betrafen und 33 Selbstmorde bei Frauen festzustellen waren.
ONS stellt zunehmende Selbstmorde bei Studenten fest
Die bisher höchste Suizidrate wurde im Jahr 2010 gemessen. In England und Wales töteten sich in diesem Jahr 127 Studenten selber, sagen die Experten. Die Aufzeichnungen der ONS begannen im Jahr 2007. Damals gab es noch 75 Selbstmorde im Jahr. Auf alle Altersgruppen betrachtet, hätten junge Menschen zwar die niedrigste Selbstmordrate und die Zahlen des ONS zeigen zudem, dass in allen Altersstufen die Selbstmordrate im Jahr 2014 gegenüber den Jahren 2004, 1994 und 1984 zurückging, erläutern die Mediziner. Doch bei Studenten war ein deutich Anstieg festzustellen.
Psychische Erkrankungen sind ein Problem der gesamten Gesellschaft
Die aktuellen Ergebnisse verstärken die Sorge, dass Universitäten bessere Beratung für Studenten mit psychischen Problemen anbieten sollten, sagen die Autoren. Die Universität York veröffentlichte jetzt Zahlen über Krankenwagen-Einsätze wegen Selbstverletzungen oder Suizidversuchen. Diese Jahr gab es demnach schon 12 Anforderungen von Krankenwagen, die mit Suizidversuchen und Selbstverletzungen zusammenhingen, erläutern die Mediziner. Dieser Wert entspricht 50 Prozent der gesamten Ambulanz-Notfälle an der Universität. Im vorhergehenden vollen Kalenderjahr gab es 134 solcher Anrufe an der Universität. 20 Prozent von ihnen hingen mit Selbstmordversuchen oder Selbstverletzungen zusammen, fügen die Experten hinzu.
Die Auswertung der Zahlen kommt zu dem Ergebnis, dass Häufigkeit und Schwere der Probleme immer schlimmer werden. Mehr als 50 andere Universitäten hätten ebenfalls eine deutliche Zunahme von komplexen psychischen Gesundheitskrisen festgestellt. Das Ganze sei ein wachsendes Problem, nicht nur für die Universitäten, sondern für die gesamte Gesellschaft, fügen die Wissenschaftler hinzu.
Geldsorgen, Beziehungsprobleme und starker Druck können zum Selbstmord führen
Die Mitarbeiter der Universität erklärten jetzt, sie wollen Dienste zur Verfügung stellen, die mehr Unterstützung für ihre Mitarbeiter und Studenten bieten. Außerdem sollte das koordinierte Vorgehen mit lokalen NHS-Diensten verbessert werden, fügen die Mediziner hinzu. Als eine wachsende Quelle von Stress wurde der ständige Druck der sozialen Medien und die Bedrohung durch Cyber-Mobbing hervorgehoben. Wenn Studenten unter Druck stehen, können Probleme wie beispielsweise ein geringes Selbstwertgefühl, Depression, Angst und Hoffnungslosigkeit auftreten, warnen die Experten. Zusätzlich haben viele jungen Menschen Schwierigkeiten mit Beziehungen, Geldsorgen und dem erstmaligen alleinigen Wohnen ohne die Familie, fügen die Forscher hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.