Zwei Studien zeigen: Viele Urlauber haben Sex im Ausland, leider oft ohne Kondom
Was tun wir eigentlich am liebsten, wenn wir im Urlaub sind? Sonnenbaden, entspannen, schwimmen und es uns einmal rundum richtig gut gehen lassen. Forscher fanden jetzt aber heraus, dass auch Sex ganz weit oben auf der Urlaubsliste steht. Gerade alleine reisende Menschen suchen immer mal wieder nach einem sinnlichen Abenteuer im Ausland. Dadurch steigt natürlich auch das Risiko für sexuell übertragbare Krankheiten.
Sicherlich gibt es auf der Welt einige Länder, die für ihren sogenannten Sextourismus bekannt sind. Menschen die in diese Regionen der Welt fahren, tun dies oft aus einem speziellen Grund. Wissenschaftler stellten jetzt allerdings bei Untersuchungen fest, dass viele Menschen grundsätzlich im Urlaub auf der Suche nach Bekanntschaften sind. Natürlich bleibt es meist nicht nur beim Kennenlernen und bei netten Gesprächen. Und so steigt auch die Gefahr für einige übertragbare Krankheiten. Zu diesem Thema gibt es zwei interessante Studien, die aktuell im British Medical Journal (BMJ) veröffentlicht wurden.
9,2 Prozent der Männer und 5,3 Prozent der Frauen hatten Sex im Urlaub
Urlaubs-Flirts sind der Stoff, aus dem viele romantische Filme gemacht sind. Wie ist es aber wirklich, wenn wir in den Urlaub fahren? Suchen viele Leute ein kleines Abenteuer in ihren Ferien? Forscher analysierten jetzt die Ergebnisse von zwei Studien, die sich mit dem Thema sexuell übertragbare Krankheiten befassten. Die erste Studie untersuchte 12.530 Menschen. Diese hatten am sogenannten British National Survey of Sexual Attitudes and Lifestyle teilgenommen. Die Probanden waren alle im Alter zwischen 16 und 74 Jahren alt. Sämtliche Teilnehmer berichteten, dass sie in den letzten Jahren mindestens einen Sexualpartner gehabt hatten, sagen die Forscher. Aus dieser Gruppe sagten 9,2 Prozent der Männer und 5,3 Prozent der Frauen, dass sie einen oder mehrere Sexualpartner außerhalb Englands kennengelernt hatten, erklärt Co-Autorin Clare Tanton. In dieser Gruppe gab es eine Menge sogenannter disassortativer sexueller Vermischung. Das bedeutet Vermischungen quer durch die Nationalitäten.
72 Prozent der Männer hatten erotischen Kontakt mit Partnern aus anderen Ländern
Insgesamt 72 Prozent der befragten Männer gaben an, ihre Verabredungen im Ausland nicht mit Bewohner Großbritanniens verbracht zu haben. Bei den weiblichen Probanden erklärten 58 Prozent einen gleichen Sachverlauf. Interessanterweise war es bei Männern weniger wahrscheinlich als bei Frauen, einen Partner aus dem Nahen Osten zu haben (2,4 Prozent bei den Männern gegenüber 5,7 Prozent bei den Frauen), erläutern die Mediziner. Bei den Verabredungen im Urlaub ging es natürlich nicht nur um nette Gespräche oder romantisches Kuscheln. Die Studie definierte Sex als vaginal, oral oder anal mit jemandem des anderen Geschlechts. Außerdem gab es noch oral, anal (für Männer), oder genitalen Kontakt (für Frauen) mit einer Person des gleichen Geschlechts, sagen die Experten
Kontaktfreudige Urlauber waren öfter durch Drogen oder Alkohol berauscht
Auffällig war in der Studie, dass Personen die gerne erotischen Spaß im Ausland hatten, auch im Allgemeinen sexuell abenteuerlicher waren. Solche Abenteurer nutzten nur leider nicht immer Kondome, wenn sie im Ausland ihren Spaß hatten. Verglichen mit anderen Urlaubern vewendeten diese Personen seltener Verhütungsmittel zu ihrem Schutz, sagen die Forscher. Nicht wirklich überraschend war, dass solche Menschen auch häufiger an sexuell übertragbaren Infektionen (STI) litten Diese abenteuerlichen Probanden waren in ihrem Urlaub auch wesentlich öfter berauscht, entweder durch Drogen oder durch Alkohol, fügen die Wissenschaftler hinzu.
Mehr Informationen zu übertragbaren Krankheiten und Schutzmaßnahmen für Urlauber gefordert
Sex im Urlaub und auf Reisen in andere Länder führt zu einer sehr schnellen Verbreitung von STI auf der ganzen Welt. Die Rate der sexuellen Vermischung deutet darauf hin, dass Populationen mit niedrigen Raten von sexuell übertragbaren Infektionen der Verbreitung meist schutzlos ausgeliefert sind, sagen die Experten. So gibt es beispielsweise in Großbritannien viel mehr Fälle von Chlamydien als irgendwo anders in Europa. Wenn Urlauber aus Großbritannien im Ausland jemanden kennenlernen, könne die Infektion die Urlaubsbekanntschaft als eine Art Brücke nutzen, um die Infektion auf die eigene Bevölkerungsgruppe zu übertragen. Natürlich ist dies auch umgekehrt möglich. Reisende aus Großbritannien infizieren sich im Urlaub und bringen die Krankheit dann mit ins eigene Land. Urlauber sollten mehr Informationsmaterial zu übertragbaren Krankheiten und Schutzmaßnahmen bekommen, wenn sie vorhaben, das Land zu verlassen, fordern die Mediziner.
Rucksacktouristen gute Zielgruppe für Safer-Sex Aufklärungskampagnen
Eine zweite Studie befasste sich speziell mit Rucksacktouristen, die in Thailand unterwegs waren. Mehr als ein Drittel dieser Urlauber ohne langfristigen Partner oder Ehepartner hatten im Urlaub mit einem neuen Partner Vaginal- und / oder Analverkehr, sagen die Forscher. Ein Drittel von ihnen gab zu, Kondome nicht konsequent genutzt zu haben. Briten und Schweden nutzten am seltensten Kondome, um sich zu schützen. Deutsche hatten weniger unsicheren Sex als Briten und Schweden, verwendeten aber auch nicht immer ein Kondom. Natürlich sind die Ergebnisse nicht für alle Reisenden verallgemeinerbar, allerdings scheinen Rucksacktouristen eine gute Zielgruppe für Aufklärungskampagnen zu sein, fügen die Experten hinzu.
Nehmen Sie immer Kondome mit in den Urlaub
Aus den gewonnen Daten lässt sich schließen, dass etwa jeder zehnte britische Mann und jede zwanzigste britische Frau Sex in ihrem nächsten Urlaub haben werden. Britische Menschen scheinen in ihrem Urlaub allgemein sehr „Kontaktfreudig“ untereinander und zu anderen Nationalitäten zu sein. Generell sollten Urlauber aus allen Ländern Kondome mit in den Urlaub nehmen, raten die Autoren, denn man wisse nie, was passiert und es sei immer besser, auf alles vorbereitet zu sein. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
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