Nicht nur in Entwicklungsländern: 1,5 Millionen erwachsene Deutsche mangelernährt
Bei Mangelernährung denken die meisten Menschen wohl sofort an Entwicklungsländer in Afrika oder Asien. Doch auch in Deutschland ist das Probleme verbreitet. Experten zufolge sind rund 1,5 Millionen erwachsene Bundesbürger mangelernährt.
Mangelernährung nicht nur in Entwicklungsländern
Wenn von Mangelernährung die Rede ist, fallen einem meist Bilder von Kindern in armen Ländern in Afrika oder Asien ein. Doch auch in Europa ist das Problem verbreitet. So warnten Gesundheitsexperten in Deutschland schon vor Jahren, dass Mangelernährung bei Senioren immer häufiger festzustellen sei. Aktuell beschäftigen sich rund 1.200 Spezialisten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz auf der Tagung „Ernährung 2016“ in Dresden mit dem Thema.
Betroffen sind oft alte und chronisch Kranke
Zwar sind laut einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa rund 1,5 Millionen Menschen in Deutschland mangelernährt, doch: „Es gibt keine Aufmerksamkeit dafür.“ Das erklärte Ingrid Acker vom BerufsVerband Oecotrophologie (VDOE) zum Auftakt des Treffens. Risikogruppen seien insbesondere alte und chronisch Kranke, „die gern zu Hause sein wollen, sich aber nicht mehr so gut versorgen können“. Nach Einschätzung der Fachleute werde das Problem von Politik und Medizinern oft vergessen.
Jeder vierte Krankenhauspatient mangelernährt
Laut dem Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM), Mathias Plauth, ist im Schnitt jeder vierte Patient im Krankenhaus mangelernährt. Von den Experten wird daher ein Screening nach dem Vorbild anderer Länder, wie etwa in Großbritannien, gefordert, wo Patienten auf ernährungsbedingte Krankheiten untersucht werden. Im Vereinigten Königreich warnen Mediziner schon seit langem vor Mangelernährung aufgrund der wachsenden Armut im Land.
Ernährungsteams in Kliniken gefordert
Die deutschen Verbände fordern zudem, dass sowohl ambulant als auch in Klinken Ernährungsteams eingesetzt werden, die interdisziplinär arbeiten. „Ernährung ist für viele Erkrankungen verantwortlich“, sagte Plauth. Der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) zufolge ernähren sich bis zu zwei Drittel der älteren Patienten einseitig oder reduziert. Erkrankungen, Einsamkeit, steigende Hilfsbedürftigkeit oder Altersarmut seien Gründe für verminderten Appetit, durch den sich das Risiko schwerer Komplikationen erhöht. „Patienten mit Mangelernährung haben ein deutlich höheres Risiko zu sterben oder schwere Komplikationen zu entwickeln“, erklärte Dr. Andreas Leischker, Chefarzt der Klinik für Geriatrie am Alexianer in Krefeld, in einer Mitteilung der DGG. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.