Studie: Hinweise auf Krebserkrankung durch Suchmaschinen-Daten
Microsoft-Forscher haben in einer Studie festgestellt, dass sich durch Anfragen bei Suchmaschinen bei den Nutzern Anzeichen von bestimmten Krebserkrankungen erkennen lassen. Das Ziel der Wissenschaftler sei aber nicht die Online-Diagnose der Krankheit, sondern Risikopersonen zu ermutigen, einen Arzt aufzusuchen.
Krebsdiagnose durch Suchmaschinen-Anfragen
Auch wenn Gesundheitsexperten immer wieder vor Eigen-Diagnosen im Internet warnen, hält das wohl kaum jemanden davon ab, bei Beschwerden im Netz nach den möglichen Ursachen zu suchen. Bauchspeicheldrüsenkrebs taucht bei den 50 am häufigsten gesuchten Krankheiten im Netz zwar nicht auf, typische Symptome wie Bauchschmerzen oder Rückenschmerzen allerdings schon. Doch genau diese Krebsart, deren erste Anzeichen oft unspezifisch sind und die daher oft zu spät erkannt wird, stand im Mittelpunkt einer Studie von Microsoft-Forschern. Sie zeigten, dass Pankreaskarzinome schon Monate vor der ärztlichen Diagnose erkannt werden können, indem Anfragen an Microsofts Suchmaschine Bing auswertetet werden.
Anonymisierte Daten ausgewertet
Eric Horvitz, Ryen White und John Paparrizos haben laut einem Bericht von „Technology Review“ mit einem Datensatz von 6,4 Millionen Anfragen gearbeitet. In der medizinischen Fachzeitschrift „Journal of Oncology Practice” berichten sie über die Ergebnisse. Ihren Angaben zufolge filterten sie aus den anonymisierten Daten die Suchen heraus, bei denen sie von einer eindeutigen Diagnose ausgehen konnten, beispielsweise „Bei mir wurde Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert“ oder „Warum habe ich Krebs in der Bauchspeicheldrüse bekommen?“ Davon ausgehend durchsuchten sie die Suchhistorien über mehrere Monate zurück nach Anzeichen, welche auf die Krankheit hinweisen. Neben Bauchschmerzen und unerklärlichem Gewichtsverlust zählt dazu unter anderem auch dunkler Urin. Die Wissenschaftler bezogen auch Risikofaktoren wie Alkoholabhängigkeit und Adipositas mit ein.
Geringe Zahl an falschen Alarmen
„Wir entdeckten Muster in den Suchanfragen, die das künftige Auftreten von Suchanfragen, die auf eine eindeutige Diagnose schließen lassen, voraussagen können“, erläutern die Autoren. Den Angaben zufolge gelang ihnen in fünf bis 15 Prozent der Fälle die Früherkennung. Beeindruckend seien auch die „extrem geringen Fehlerquoten von 1 zu 100.000“. Ryen White hob jedoch im Microsoft-Blog hervor, dass eine Online-Diagnose der Krankheit nicht das Ziel gewesen sei: „Das Ziel ist es, diejenigen zu ermutigen, den Arzt aufzusuchen, die das höchste Risiko aufweisen.“
Psychologische Auswirkungen der Warnungen nicht geklärt
Wie es heißt, ging es dem Team mit der Untersuchung darum, eine Diskussion unter Ärzten anstoßen zu wollen. Auch wenn die prinzipielle Machbarkeit gezeigt werden konnte, sei nicht beabsichtigt, Microsoft-Kunden in naher Zukunft einen Krebsalarm auf den Bildschirm zu schicken. Dennoch meinten die Wissenschaftler: „Wir sind gespannt darauf, die Analyse auf andere verheerende und schwer zu diagnostizierende Krankheiten anzuwenden.“ Doch auch wenn ein webbasiertes Screening laut den Forschern einfach und kostengünstig sei, seien die psychologischen Auswirkungen solcher Warnungen längst nicht geklärt. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.