Antibiotika im Säuglingsalter schmälern deutlich die positiven Effekte des Stillens
Stillen hat viele gesundheitliche Vorteil für die Entwicklung von Kindern. Hierzu zählen beispielsweise ein verringertes Infektionsrisiko und eine geringere Wahrscheinlichkeit von Übergewicht im späteren Lebensverlauf, berichten finnische Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „JAMA Pediatrics“. Allerdings könnte die Einnahme von Antibiotika im Säuglingsalter diese Effekte zunichte machen, erläutert das Forscherteam um Katri Korpela von der Universität Helsinki.
Ausgehend von der Annahme, dass viele positive Effekte des Stillens insbesondere über das Mikrobiom beziehungsweise die Darmflora zum Tragen kommen, gingen die Forscher möglichen negativen Wirkungen einer Antibiotika-Einnahme auf die Vorteile des Stillens nach. Sie analysierten insbesondere den Zusammenhang mit dem Infektions- und Übergewichtsrisiko bei Kindern. Hier stellte sich heraus, dass durch Antibiotika im Säuglingsalter die Vorteile des Stillens tatsächlich weitgehend verloren gehen.
Langfristige Auswirkungen auf die Entwicklung des Mikrobioms
Die Wissenschaftler untersuchten in ihrer aktuellen Studie, ob der Einsatz von Antibiotika die langfristigen positiven Auswirkungen des Stillens auf die Gewichtsentwicklung und das Infektionsrisiko verhindert. Zudem überprüften sie, ob die Dauer des Stillens im Zusammenhang mit der langfristigen Entwicklung des Mikrobioms steht. An insgesamt 226 Kinder untersuchten die Forscher die Wirkung des Stillens und der Antibiotika-Einnahme. Jeweils 113 Kinder hatten im Säuglingsalter Antibiotika erhalten beziehungsweise keine Antibiotika eingenommen. Zudem analysierten die Wissenschaftler bei 42 Kindern in regelmäßigen Abständen anhand von Stuhlproben die Vielfalt ihrer Darmflora.
Infektionsrisiko und Gewichtsentwicklung ausgewertet
Im Fokus der Studie standen die Auswirkungen der Antibiotika-Einnahme auf das Risiko von Übergewicht und die Widerstandsfähigkeit gegen Infektionen. Zur Bewertung des Gewichts der Kinder nutzten die Forscher den sogenannten Body-Mass-Index (BMI) und das Infektionsrisiko wurde anhand der Verschreibungen von Antibiotika nach dem Abstillen bewertet. Laut Aussage der Forscher zeigte sich dabei deutlich, dass die Kinder ohne Antibiotika-Einnahme im Säuglingsalter mit jedem Monat der Stilldauer um fünf Prozent weniger Antibiotika-Behandlungen nach dem Abstillen benötigten und einen um 0,08 Prozent geringeren BMI aufwiesen, schreiben die Forscher. Unter den 113 Kindern, die im Säuglingsalter Antibiotika erhielten, sei hingegen kaum eine signifikante Wirkung des Stillens auf den BMI und die späteren Antibiotika-Behandlungen festzustellen gewesen.
Positive Wirkung einer langen Stilldauer geht verloren
Die Wissenschaftler berichten weiter, die Analyse der Stuhlproben bei 42 Kindern habe gezeigt, dass bei den Kindern mit kurzer Stilldauer (0-6 Monate) ohne Antibiotika-Einsatz und bei Kindern mit langer Stilldauer (8-16 Monate) und frühem Einsatz von Antibiotika eine deutliche geringere Fülle bestimmter Darmbakterien festzustellen war – im Vergleich zu Kindern mit langer Stilldauer und ohne Antibiotika-Einsatz. Die Forscher kommen zu der Schlussfolgerung, dass der Einsatz von Antibiotika bei einem Kind während der Stillzeit die wohltuenden Wirkung einer langen Stilldauer eindeutig schwächt. Zudem würden die aktuellen Studienergebnisse darauf hindeuten, „dass vor allem die langfristigen metabolischen Vorteile des Stillens durch die Darmflora gefördert werden, berichten Katri Korpela und Kollegen. (fp)
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