Jodtabletten-Debatte in Kontext einer möglichen Reaktorunfalls
Wenn bei einer Reaktorkatastrophe radioaktives Jod freigesetzt worden ist, bieten Jodtabletten einen gewissen Schutz. Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) rät anlässlich der Jodtabletten-Debatte in Nordrhein-Westfalen von einer „vorsorglichen“ Eigenmedikation dringend ab.
Ende Mai berichteten zahlreiche Medien, dass Nordrhein-Westfalen vorsorglich Jodtabletten für alle Schwangeren und Minderjährigen im Land kaufen werde. Sie sollen bei einem Reaktorunfall an diese zum Schutz vor Strahlenschäden der Schilddrüse verteilt werden.
Hintergrund der Maßnahme sind die grenznah gelegenen belgischen Atomkraftwerken Tihange und Doel, die als störanfällig gelten. Die Experten warnen jedoch vor den Folgen eines unbedachten Umgangs mit den hochdosierten Kaliumjodid-Tabletten: Jod in diesen extrem hohen Dosen kann zu Störungen der Schilddrüsenfunktion wie zum Beispiel einer Überfunktion der Schilddrüse, einer Hyperthyreose, mit Herzrasen, Schweißausbrüchen, Gewichtsverlust und Bluthochdruck führen.
Auch ein Morbus Basedow oder eine chronische Schilddrüsenentzündung (Hashimoto-Thyreoiditis) könnten die Folge sein. Niemand sollte zum Schutz vor möglichen Reaktorunfällen eigenständig hochdosierte Jodpräparate einnehmen.
Wenn eine Reaktorunfall eingetreten ist, werden die Behörden unverzüglich die entsprechenden Informationen und Empfehlungen zur Einnahme von Jodtabletten bekannt geben. (pm)
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