Luftverschmutzung: Tausende Tote in Europa durch Kohlekraftwerke
Luftverschmutzung stellt für viele Menschen weltweit ein enormes Gesundheitsrisiko dar. Auch hierzulande ist die Situation oft dramatisch. Schuld daran sind unter anderem Kohlekraftwerke. Einer neuen Studie zufolge sorgen die Schadstoffe aus deutschen Kraftwerken für Tausende Tote.
Luftverschmutzung gefährdet die Gesundheit
Dass Luftverschmutzung mit einem hohen Gesundheitsrisiko einhergeht, ist lange bekannt. Erst kürzlich zeigte eine Studie, die in der Fachzeitschrift „The Lancet Neurology“ veröffentlicht wurde, dass die Verschmutzung der Luft das Risiko für Schlaganfälle deutlich erhöht. Auch das Risiko für Arteriosklerose (Arterienverkalkung) und andere Krankheiten, wie etwa der Lunge, wird erhöht. Längst sind es nicht mehr nur asiatische Metropolen in denen eine erhebliche Gesundheitsgefahr für die Bevölkerung besteht. Auch in unseren Breitengraden ist die Situation oft dramatisch. Forscher aus Österreich berechneten im vergangenen Jahr Europas Städte mit der größten Feinstaubbelastung in der Zukunft. Dabei ist unter anderem Stuttgart. Deutsche Kohlekraftwerke sind laut einer neuen Studie ein wesentlicher Verursacher todbringender Luftverschmutzung in Europa.
Deutsche Kraftwerke auch für Nachbarländer gefährlich
Was aus den Schloten deutscher Kraftwerke kommt, ist offenbar auch für Nachbarländer gefährlich. Laut der Studie mit dem Titel „Europe’s Dark Cloud“ sind die Schadstoffe für den Tod mehrerer tausend Menschen im europäischen Ausland verantwortlich. Den Autoren zufolge gab es im Jahr 2013 in der Summe bundesweit mehr als 2.500 vorzeitige Todesfälle. In Italien seien rund 1.600 Menschen im selben Jahr an den Folgen der verunreinigten Luft gestorben und in Frankreich habe es über 1.300 Todesfälle gegeben. Europaweit seien es rund 23.000 gewesen. Deutschland bekomme gleichzeitig zur selbstproduzierten Luftverschmutzung auch die meiste dreckige Luft aus den Nachbarländern ab.
Mythos von der günstigen Energiequelle
Vorgestellt wurde die Studie von einem europaweiten Verbund von Nichtregierungsorganisationen, an dem das Bündnis Health and Environment Alliance (HEAL), die Umweltstiftung WWF, das Climate Action Network (CAN) und der britische Thinktank Sandbag beteiligt sind. In der Erhebung wurden die Daten von 257 der 280 europäischen Kohlekraftwerke in Europa ausgewertet. HEAL-Direktorin Anne Stauffer meinte, die Erhebung zeige, wie stark das Vertrauen auf Kohleenergie die Gesundheit der Europäer schädige. „Sie entlarvt auch den Mythos, dass Kohle eine günstige Energiequelle ist“, sagte sie in einer Mitteilung. Den europäischen Gesundheitssystemen entstanden demnach durch die Todesfälle sowie Herz- und Lungenkrankheiten als Folgen der Luftverschmutzung Kosten von bis zu 62,3 Milliarden Euro.
Kraftwerke müssten abgeschaltet werden
Den Angaben zufolge war Polen noch vor Deutschland Spitzenreiter beim grenzüberschreitenden Ausstoß von Feinstaub und anderen Schadstoffen aus Kohlekraftwerken. 2013 habe die dort verursachte Luftverschmutzung sogar mehr als 4.500 Menschen das Leben gekostet. Erst vor wenigen Monaten kam ein Gutachten zu dem Schluss, dass alle deutschen Kohlekraftwerke vom Netz genommen werden müssten, wenn hier strengere Quecksilber-Grenzwerte gelten würden. Der Quecksilber-Ausstoß deutscher Kraftwerke beträgt demnach rund sieben Tonnen pro Jahr. (ad)
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