Neuer Bluttest kann unnötige Verschreibung von Antibiotika reduzieren
Wir müssen nach neuen Wegen suchen, um die übermäßige Nutzung von Antibiotika zu vermeiden. Forscher fanden jetzt heraus, dass ein preiswerter Bluttest feststellen kann, ob eine Infektion durch einen Virus oder ein Bakterium verursacht wird. Dadurch könnten unberechtigte Verschreibungen von Antibiotika vermieden werden. Diese Medikamente sind bei der Behandlung von viralen Infektionen nutzlos.
Wissenschaftler von der anerkannten Stanford University School of Medicine in Kalifornien stellten bei einer Untersuchung fest, dass sie durch einen simplen Bluttest herausfinden können, ob Menschen unter einer bakteriellen oder viralen Infektion leiden. So kann der ungerechtfertigte Einsatz von Antibiotika vermieden werden. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der Fachzeitschrift „Science Translational Medicine“.
Bisher gab es oft Unklarheiten über die Art der Infektion
Eine lange Zeit lang konnten Mediziner nicht sofort klar sagen, welche Art von Infektion Erkrankte haben, erklärt Hauptautor Timothy Sweeney von der Stanford University. Wenn Menschen in eine Klinik eingewiesen werden, könne oft nicht genau bestimmt werden, ob die Patienten vielleicht unter einer viralen oder bakteriellen Infektion leiden.
Neuer Test identifiziert die Aktivität von sieben menschlichen Genen
Der neue Test – der bisher noch nicht auf dem Markt ist – identifiziert sieben menschliche Gene. Deren Aktivität verändert sich während einer Infektion und durch ihr sogenanntes Aktivitätsmuster kann dann festgestellt werden, ob eine Infektion viral oder bakteriell ist, sagen die Mediziner. Viele Methoden zur Diagnostik versuchen Bakterien in unserem Blutkreislauf zu finden, allerdings haben die meisten infizierten Menschen keine Blutstrominfektionen. Aus diesem Grund sind solche Tests nicht wirklich hilfreich, sagt Sweeney.
Bluttest könnte die Verbreitung von resistenten Bakterienstämmen reduzieren
Wissenschaftler entdecken immer neue Methoden, um mit einfachen Bluttests gefährliche Erkrankungen feststellen zu können. So fanden Experten beispielsweise bereits heraus, dass ein simpler Bluttest Herzinfarkte vorhersagen könnte. Aber gibt es auch Bluttests, die uns helfen können, die Ausbreitung von resistenten Bakterienstämmen zu vermeiden? Der neue Test soll in der Lage sein, eine Infektion überall im Körper festzustellen, weil er unser Immunsystem auswertet. Die neue Methode ist deutlich besser, um bakterielle Infektionen auszuschließen, sagen die Autoren. Die Idee einen solchen Test zu entwickeln, entstand nachdem andere Forschungen ergeben hatten, dass unser Immunsystem eine gemeinsame Reaktion auf mehrere Viren zeigt. Diese unterscheidet sich von der Reaktion auf bakterielle Infektionen, sagt Professor Purvesh Khatri von der Stanford University.
Neuer Bluttest muss unbedingt kostengünstig sein
Wenn weitere Untersuchungen ergeben, dass der neue Test einwandfrei funktioniert und kosteneffizient ist, könnte dieser Test dazu beitragen, dass in Zukunft der Anstieg von antibiotikaresistenten bakteriellen Krankheitserregern verhindert werden kann. Oft werden Antibiotika Patienten verschrieben, weil die Medikamente billig sind. Wenn unser neuer Test wirklich etwas verändern soll, muss er kostengünstiger als das Medikament selber sein, erklärt Professor Khatri.
Jede dritte Antibiotika-Verschreibung in den USA ist überflüssig
Die Angst vor resistenten Bakterienstämmen steigt immer weiter an. Bisher sind in den Vereinigten Staaten etwa zwei Millionen Erkrankungen und 23.000 Todesfälle pro Jahr auf resistente Bakterien zurückzuführen, erläutern die Experten. Ein Grund dafür seien die oft sinnlosen Verschreibungen von Antibiotika. In medizinischen Einrichtungen der USA ist etwa jede dritte Antibiotika-Verschreibung unnötig, schätzen die Wissenschaftler.
Weitere Untersuchungen sind nötig, bevor der neue Test auf den Markt kommt
Der neue Test muss sich noch weiteren Studien in einer klinischen Umgebung unterziehen, da die meisten der Untersuchungen sich bislang auf bereits bestehende digitale Online-Datensätzen der Genexpression in verschiedenen Patienten konzentrieren, erklären die Autoren. Bevor der Test auf den Markt kommen kann, müsse er zudem noch in ein Gerät eingebaut werden, dass in der Lage ist, die Testergebnisse innerhalb von einer Stunde auszuwerten und darzustellen. Eine kommerzielle Version des Tests für klinische Studien werde schätzungsweise in etwa 18 bis 24 Monaten erhältlich sein, sagt Sweeny. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
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