Innovatives Verfahren ermöglicht zielgerichtete Behandlung von Tumoren
Neue Hoffnung für Krebs-Patienten: Haben sich bei einer Krebserkrankungen einige
wenige Metastasen gebildet, können diese zukünftig mithilfe einer neuartigen Strahlentherapie behandelt werden. Dies berichtet die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) anlässlich ihrer diesjährigen Jahrestagung, welche kürzlich in Mannheim stattfand. Demnach könnten mit dem neuen Verfahren Tumoren zielgerichtet mit sehr hohen Strahlendosen zerstört werden, ohne dabei das gesunde Gewebe übermäßig zu strapazieren. Dadurch würden den Experte zufolge die Heilungschancen erhöht – selbst wenn der Krebs schon gestreut hat.
Rund eine halbe Million Menschen erhalten jährlich die Diagnose Krebs
In Deutschland erkranken nach Information der Deutschen Krebshilfe jährlich rund 500.000 Menschen neu an Krebs, rund 224.000 Menschen sterben im Jahr daran. Damit stellt Krebs nach den Herz-Kreislauferkrankungen die zweithäufigste Todesursache dar. Ist der Tumor örtlich begrenzt, kann er in den meisten Fällen durch lokale Behandlungsmöglichkeiten wie eine Operation geheilt werden. Hat er jedoch bereits in andere Körperregionen gestreut bzw. Metastasen gebildet, ist die Behandlung weitaus schwieriger. Denn eine Heilung kann hier nur erreicht werden, wenn sich der Tumor und sämtliche Metastasen gut operieren oder durch andere Therapieverfahren vollständig zerstören lassen.
„Wenn der Krebs gestreut hat, standen in der Vergangenheit oft nur Systemtherapien wie beispielsweise die Chemotherapie zur Verfügung. Dabei zirkulieren gegen den Krebs wirkende Substanzen im Blutstrom und erreichen die Zellen überall im Körper“, wird Professor Dr. med. Stephanie E. Combs in der Mitteilung der DEGRO zitiert. Dies könne zwar effektiv sein, bedeute für den Patienten oft aber auch starke Nebenwirkungen, so die Direktorin der Klinik und Poliklinik für Radioonkologie und Strahlentherapie am Klinikum rechts der Isar in München weiter.
Präzise Ausrichtung der Strahlung möglich
Hat der Krebs nur an wenigen Stellen im Körper gestreut, („Oligometastasierung“, von griechisch „oligo“ für „wenig“), sei es der Expertin zufolge von Vorteil, wenn direkt an der befallenen Stelle behandelt wird. Zu diesem Zweck wurde nun eine neue Bestrahlungsmethode entwickelt, die in der Fachsprache als „stereotaktische Strahlentherapie“ (kurz: Stereotaxie) bezeichnet wird. Der Vorteil gegenüber der konventionellen Strahlentherapie liegt in der Präzision, mit der die Strahlung auf geschädigtes Gewebe gerichtet werden kann. Denn die Therapeuten können millimetergenau festlegen, welche Bereiche behandelt werden sollen. Zudem wird der Tumor von mehreren Seiten bestrahlt, wodurch das umgebende, gesunde Gewebe weniger beansprucht werde. „Wir können damit eine sehr hohe Strahlendosis direkt auf den befallenen Bereich bringen. Beim umliegenden gesunden Gewebe ist die Dosis dann sehr viel geringer“, fasst Stephanie E. Combs zusammen.
Generell bei jeder Krebsart einsetzbar
Würden beispielsweise Hirnmetastasen bestrahlt, sinke dadurch das Risiko auf neurokognitive Einschränkungen. „Die Hochpräzisionsstrahlentherapie ist mit einer chirurgischen Behandlung vergleichbar, beispielsweise bei kleinen Metastasen in der Lunge“, führt die Expertin fort. Bei anderen Krebsarten, wie z.B. einem Prostatakarzinom mit wenigen Knochenmetastasen, könne das neue Verfahren die Erkrankung zurückdrängen und den Beginn einer Hormontherapie hinauszögern. Generell sei die Stereotaxie bei jeder Tumorerkrankung einsetzbar, so zum Beispiel auch bei Brustkrebs, informiert die DEGRO. „Mit der stereotaktischen Strahlentherapie behandeln wir nicht nur effektiv, sondern nebenwirkungsarm. Und wir erhöhen die Heilungschancen, auch wenn der Krebs gestreut hat“, sagte Frederik Wenz, Tagungspräsident und Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie am Universitätsklinikum Mannheim, laut der Mitteilung.
Tumor muss klein und sehr genau lokalisierbar sein
Voraussetzung für die Durchführung seien laut Stephanie Combs allerdings präzise Informationen über die Größe und Ausbreitung der Metastasen. Bevor diese nicht eine Erfolgschance belegen, werde keine Behandlung durchgeführt. Wie das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein informiert, müssen drei Bedingungen gleichzeitig erfüllt sein, damit eine extrem präzise Bestrahlung in Betracht kommt. Demnach muss der Tumor mit maximal zwei bis drei Zentimetern relativ klein und im Röntgenbild sehr genau lokalisierbar sein. Zweitens sollte der Tumor gut abgegrenzt wachsen, wodurch eine vorsorgliche Mitbestrahlung der Umgebung nicht nötig ist. Sind diese Punkte erfüllt, muss eine besonders präzise Lagerung des Patienten erfolgen, um ein exaktes Treffen des Zielgebiets im Körper zu gewährleisten. (nr)
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