Ein Virus in der Gebärmutterschleimhaut scheint bei vielen Frauen Unfruchtbarkeit auszulösen
Es scheint endlich eine Erklärung für die Unfruchtbarkeit von vielen Frauen weltweit zu geben. Ein Virus in der Gebärmutterschleimhaut von Frauen kann oft für eine ungeklärte Unfruchtbarkeit verantwortlich zu sein. Forscher fanden jetzt heraus, dass eine Infektion mit HHV-6A scheinbar die Fruchtbarkeit vieler Frauen massiv beeinträchtigt.
Wenn Frauen unfähig sind, Kinder zu bekommen, kann es viele unterschiedliche Gründe dafür geben. Oft bleibt eine mögliche Ursache allerdings ungeklärt. Wissenschaftler von der University of Ferrara stellten jetzt bei einer Untersuchung fest, dass der sogenannte HHV-6A Virus für die Unfruchtbarkeit bei einer großen Anzahl von Frauen verantwortlich sein könnte. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der Fachzeitschrift „PLOS one“.
Neues Diagnosetool könnte vielen Frauen mit Unfurchtbarkeit helfen
Alleine in Großbritannien können laut Aussage der Forscher etwa 3,5 Millionen Paare mit Kinderwunsch keinen Nachwuchs zeugen. Die Ursache bleibt bei etwa einem Viertel dieser Fälle ungeklärt, sagen die Forscher. Die Erkenntnisse der neuen Studie könnten Ärzten in Zukunft allerdings helfen, dieses Problem zu beheben. Voraussetzung ist ein neues Diagnosetool für die weibliche Unfruchtbarkeit, das die virialen Infektionen erkennt.
Es ist noch wenig über das Virus HHV-6A bekannt
Über HHV-6A ist bisher noch relativ wenig bekannt. Das Virus wurde im Jahr 1986 entdeckt und zählt zu den neun menschlichen Herpesviren, sagen die Autoren. Es ist im allgemeinen nicht im Blut oder Speichel des Erkrankten nachzuweisen. Deshalb ist die Anzahl der am Virus erkrankten Menschen innerhalb der Bevölkerung relativ unbekannt, fügen die Experten hinzu.
Frühere Untersuchungen verbanden HHV-6A bereits mit Fehlgeburten und anderen Problemen
Es gab bereits frühere Untersuchungen, die das Vorhandensein von HHV-6A-DNA mit Fehlgeburten, schwangerschaftsinduzierter Hypertonie und einem frühzeitigen Bruch von Membranen verbunden. Aber zu diesem Zeitpunkt konnten keine Auswirkung auf die Fruchtbarkeit von Frauen festgestellt werden, sagen die Wissenschaftler.
Etwa 43 Prozent der unfruchtbaren Frauen trugen das HHV-6A Virus in sich
In ihrer neuen Studie analysierten die Autoren die Proben der Gebärmutterschleimhaut von dreißig Frauen. Diese litten alle unter einer ungeklärten Unfruchtbarkeit, erläutern die Wissenschaftler. Bei 13 der Teilnehmerinnen konnte das HHV-6A Virus festgestellt werden. Dieser Wert entspricht etwa 43 Prozent aller unfruchtbaren Frauen im Test. Bei fruchtbaren Frauen konnte das Virus überhaupt nicht gefunden werden, fügen die Mediziner hinzu.
HHV-6B Virus ist in der Bevölkerung weiter verbreitet als HHV-6A
Es war ungewöhnlich, die Spuren von HHV-6A im Uterus von so vielen Frauen zu finden. Das Virus ist selten in der allgemeinen Bevölkerung festzustellen, im Vergleich zu dem sehr ähnlichen Virus HHV-6B, erklären die Wissenschaftler. Dieses wurde öfter durch Kontrollen im peripheren Blut von Patienten gefunden. Aus diesem Grund vermuten die Mediziner jetzt, dass HHV-6A an der Unfruchtbarkeit vieler Frauen schuld sein könnte.
Frauen mit HHV-6A-Infektion haben auch einen hohen Estradiolspiegel
Die Wissenschaftler stellten auch eine starke Korrelation zwischen dem Niveau von Estradiol und vorhandenen HHV-6A-Infektionen fest. Frauen mit dem Virus wiesen eine höhere Wahrscheinlichkeit für einen hohen Estradiolspiegel auf. Es wurden ebenfalls abnormale Werte von Zytokinen gefunden, welche die Wechselwirkungen zwischen den Zellen zu regulieren. Es könnte interessant sein, diese Anomalien weiter zu untersuchen, um Frauen mit ungeklärter Unfruchtbarkeit besser helfen zu können, berichten die Forscher.. Wenn sich die Ergebnisse bestätigen, könnte einer großen Menge von unfruchtbaren Frauen in Zukunft geholfen werden, so die Studienautoren weiter.
Mediziner testen, ob Medikamente gegen Herpes-Virus-5 auch bei HHV-6A helfen
Zukünftige Forschung könnte eine wirksame Behandlung gegen die Infektion finden. Es gibt derzeit allerdings noch keine zugelassenen Medikamente, die spezifisch für HHV-6A oder HHV-6B entwickelt wurden. Mediziner verschrieben hier daher oft Medikamente, die eigentlich zur Behandlung sogenannter Herpes-Virus-5-Infektionen gedacht sind. Wenn wir herausfinden können, ob eine solche antivirale Behandlung bei Frauen mit einer HHV-6A Gebärmutterinfektion helfen kann, wäre dies ein großer Schritt im Kampf gegen die Unfruchtbarkeit, erläutern die Wissenschaftler. (as)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.