Studie: Cholesterin-Medikamente dürften Krebssterblichkeit verringern
Bei hohen Cholesterinwerten wird Patienten meist eine Ernährungsumstellung empfohlen. Reicht diese nicht aus, werden häufig cholesterinsenkende Medikamente verschrieben. Diese haben offenbar einen weiteren positiven Effekt: Laut einer neuen Studie könnten sie die Krebssterblichkeit reduzieren.
Cholesterinsenker könnten Krebssterblichkeit senken
Bei rund jedem dritten Bundesbürger ist das Cholesterin zu hoch. Ein erhöhter Cholesterinspiegel kann zu Erkrankungen der Gefäße führen, mit möglichen Folgen wie einem Herzinfarkt oder Schlaganfall. Um den Spiegel zu senken, wird in der Regel eine Ernährungsumstellung empfohlen. Die jahrelangen Warnungen vor Eiern und Butter gelten laut vielen Gesundheitsexperten hier jedoch nicht mehr. Häufig kommen auch cholesterinsenkende Medikamente zum Einsatz. Allerdings meinen manche Fachleute, dass diese mehr schaden als nutzen, da sie unter anderem Muskelbeschwerden verursachen und das Diabetes-Risiko erhöhen könnten. Eine Studie offenbart nun jedoch ganz andere – positive – Effekte solcher Arzneimittel. Britischen Forschern zufolge könnten Cholesterinsenker die Krebssterblichkeit senken.
Riesige Beobachtungsstudie mit fast einer Million Teilnehmern
Wie eine große Beobachtungsstudie aus Großbritannien mit fast 930.000 Patienten ergeben hat, dürften Herz-Kreislauf-Medikamente, am ehesten die Cholesterinsenker (Statine), einen positiven Effekt auf die Krebssterblichkeit haben. Die Untersuchung umfasste die häufigsten Krebserkrankungen wie Lungen-, Brust-, Prostata- und Darmkrebs. Vorgestellt wurden die Ergebnisse der Studie des Forscherteams um Dr. Paul Carter von der Aston Medical School in Birmingham bei einer Tagung der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) in Florenz (Italien).
Übergewicht und hohe Cholesterinwerte erhöhen Krebsrisiko
Wie das Internetportal „medicalxpress.com“ berichtet, erklärte Dr. Carter: „Die Entdeckung der Verbindung zwischen Übergewicht und hohen Cholesterinwerten als Risikofaktoren für Krebs waren für Forscher und Öffentlichkeit spannend.“ Und weiter: „Doch noch moderner ist die Idee, dass, wenn ein hoher Cholesterinspiegel Krebs verursachen kann, cholesterinsenkende Maßnahmen wie Statine dieses Risiko verringern können.“ Den Angaben zufolge hatten von den 929.552 Patienten der Studie 7.997 Personen Lungenkrebs, 5.481 Frauen litten an Brustkrebs, 4.629 Patienten an Prostata- und 4.570 an Dickdarmkrebs. Wie es heißt, waren erhöhte Cholesterinspiegel mit einem um 22 Prozent geringeren Lungenkrebs-Sterberisiko verbunden. Bei Brustkrebs lag die Todesrate laut den Wissenschaftlern um 43 Prozent niedriger, beim Prostatakarzinom reduzierte sich die Sterblichkeit um 47 Prozent und bei Dickdarmkrebs um 30 Prozent.
Nicht alle Patienten können die Medikamente nehmen
„Das Ausmaß ist bemerkenswert“, meinte Dr. Carter. „Unsere Forschungen deuten darauf hin, dass irgendetwas rund um die Diagnose erhöhter Blutfettwerte die Überlebenswahrscheinlichkeit bei Krebs erhöht. Das Ausmaß ist für die vier Krebserkrankungen auffällig. Aufgrund vorausgegangener Untersuchungen gibt es eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Statine diesen Effekt produzieren.“ Statine werden seit Jahrzehnten zur Behandlung überhöhter Cholesterinwerte eingesetzt. Die Senkung des „bösen“ LDL-Cholesterins im Blut verringert das Risiko für Arteriosklerose (Arterienverkalkung) und deren Folgeerkrankungen. Allerdings können nicht alle Patienten solche Medikamente nehmen. Erst kürzlich berichteten Forscher in der Fachzeitschrift „Journal of the American Medical Association“ (JAMA) über Beweise für eine Statin-Intoleranz. Bei Betroffenen stellen sich unter anderem sehr starke Muskelschmerzen und Krämpfe ein.
Aspirin soll vor Krebs schützen
Experten zufolge lässt sich die Wirkung der Medikamente auf das Herz-Kreislaufsystem nicht allein mit der Cholesterinsenkung erklären. Statine sind auch entzündungshemmend. So zeigte eine ältere Studie bei Statin-Nutzern eine deutlich geringere Gesamtsterblichkeit und auch spezifische Krebssterblichkeit. Zudem zeigten Wissenschaftler des Allgemeinen Krankenhauses der Stadt Wien (AKH), dass Krebskranke, die regelmäßig Statine einnahmen, ein um fast 60 Prozent geringeres Thrombose-Embolie-Risiko haben. Es ist bekannt, dass Krebspatienten häufig von Embolien betroffen sind. Die Autoren der aktuellen Studie befürworten eine große wissenschaftliche Untersuchung, um den Effekt von häufig zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verwendeten Medikamenten auf die Krebssterblichkeit genauer zu studieren. Dazu gehören zum Beispiel ACE-Hemmer, Beta-Blocker und auch Aspirin (Acetylsalicylsäure/ASS). Zahlreiche Studien gaben Hinweise darauf, dass Aspirin vor Krebs schützen soll. Zudem berichteten Wissenschaftler aus den Niederlanden über eine Untersuchung, derzufolge eine längere Aspirin-Einnahme die Überlebensrate bei Darmkrebs verdoppelte. (ad)
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