Babyglück mit transplantierter Gebärmutter?
Mediziner der Universitätsklinik Erlangen planen die erste Gebärmuttertransplantation in Deutschland. In anderen europäischen Ländern haben solche Eingriffe bereits stattgefunden. Solche Operationen können Frauen helfen, die beispielsweise ohne Uterus geboren wurden und sich keinen Kinderwunsch erfüllen können.
Wenn der Kinderwunsch unerfüllt bleibt
Bei unerfülltem Kinderwunsch wird Paaren oft zu den merkwürdigsten Methoden geraten. So meinen manche Menschen, es helfe, nach dem Sex die Beine in die Luft zu strecken. Doch Forscher berichteten erst kürzlich, dass dies die Chance, ein Kind zu bekommen, nicht erhöht. Manche Frauen können ohnehin nur schwer oder gar nicht schwanger werden. Beispielsweise diejenigen, die aufgrund einer genetischen Veränderung von Geburt an keine oder eine zu kleine Gebärmutter haben. Eine Transplantation könnte ihnen jedoch helfen.
Frau mit Spender-Gebärmutter brachte Baby zur Welt
In den vergangenen Jahren wurden schon in verschiedenen Ländern Gebärmuttertransplantationen durchgeführt, um Frauen ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Auch in Europa wurden solche Eingriffe vorgenommen, in Großbritannien ist die erste Gebärmuttertransplantation geplant. Dass die OP machbar und erfolgversprechend ist, hat der Gynäkologe Mats Brännström mit Transplantationen in Schweden gezeigt. Dort hat eine Frau mit Spender-Gebärmutter im Jahr 2014 ein gesundes Baby bekommen. Mittlerweile sind fünf Kinder auf diese Weise geboren worden. Nun wird auch in Deutschland die erste Gebärmuttertransplantation geplant. Schon im nächsten Jahr könnte diese in der Frauenklinik des Universitätsklinikums Erlangen stattfinden.
Ein risikoreicher Eingriff
„Wir bereiten uns derzeit auf die erste Gebärmuttertransplantation vor. Aber zunächst müssen wir die dafür erforderlichen Genehmigungen vom bayerischen Gesundheitsministerium erhalten und den Eingriff am Tiermodell trainieren“, erklärte Klinikdirektor Professor Dr. Matthias Beckmann in einer Mitteilung. Es werde noch einige Monate dauern, bis die erste Gebärmutter in Erlangen transplantiert werden kann. Dem Arzt zufolge sei eine Gebärmuttertransplantation ein risikoreicher Eingriff – sowohl für die potenzielle Organspenderin und die Empfängerin als auch für das womöglich später darin wachsende Kind. „Deshalb müssen wir den Eingriff im Team mit Gefäßchirurgen und plastischen Chirurgen genauestens vorbereiten und trainieren – insbesondere wie die gespendete Gebärmutter mit künstlichen Blutgefäßen am besten an das Blutsystem der Empfängerin angeschlossen werden kann“, erläuterte Professor Beckmann.
„Gesetzgebung treibt die Frauen in die Illegalität“
Der Mediziner ist davon überzeugt, dass das Risiko beherrschbar ist und sich lohnt. Für die betroffenen Frauen sei es nämlich die einzige Möglichkeit, auf legalem Weg in Deutschland ein eigenes Kind zu bekommen. „Ich bin nicht besonders risikofreudig. Aber die Gesetzgebung treibt die Frauen in die Illegalität“, sagte der Gynäkologe mit Blick auf das Verbot von Leihmutterschaft und Eizellspende in Deutschland. „Diesen Frauen kann man bei uns derzeit nicht anders helfen. Das heißt, wir müssen am einzigen legalen Verfahren arbeiten.“ Wie groß das Risiko für Ärzte ist, zeigt ein Fall aus Oberfranken. Dort wurde ein Reproduktionsmediziner im vergangenen Jahr zu fünf Jahren Haft verurteilt, weil er unter anderem im Rahmen einer „Kinderwunschbehandlung“ Frauen die Eizellen fremder Frauen eingesetzt hat. Dies ist in Deutschland durch das Embryonenschutzgesetz (ESchG) verboten.
Tausende Frauen könnten profitieren
Wie es in einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa heißt, wird der Eingriff in Erlangen schätzungsweise 100.000 Euro kosten. Zwei Gruppen in Heidelberg und Tübingen planten ebenfalls solche Eingriffe. In Deutschland seien etwa 5.000 bis 10.000 Frauen betroffen. Auch Frauen, die ihre Gebärmutter nach einer onkologischen Erkrankung verloren haben, könnten demnach operiert werden. Hier gebe es laut der Agentur 500 bis 1.000 Fälle im Jahr. Den Angaben zufolge sollten die Empfängerinnen zwischen 25 und 40 Jahren alt sein.
Kritiker änderten ihre Meinung
Derzeit ist noch unklar, ob das Uni-Klinikum vom Freistaat die Genehmigung erhält. Eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums teilte mit, dass eine Entscheidung darüber „nach sorgfältiger Abwägung aller entscheidungsrelevanten Aspekte getroffen“ werde. Zwar lehnte die Deutsche Gesellschaft für Reproduktionsmedizin (DGRM) Gebärmuttertransplantationen vor Jahren noch ab, doch nach den Erfolgen in Schweden hat sich dies geändert. Und auch Claudia Wiesemann vom Institut für Ethik und Geschichte der Medizin an der Universität Göttingen meinte: „In der Summe halte ich es für ethisch vertretbar, das auszuprobieren.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
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