Verharmlosung von E-Zigaretten unangebracht
Elektrische Zigaretten (E-Zigaretten) werden von den Herstellern als gesündere Alternative zum herkömmlichen Rauchen propagiert. Allerdings bringen auch diese durchaus Gesundheitsrisiken mit sich, so der Hinweise der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (DGHNO KHC). So habe eine kürzliche Studie bestätigt, dass elektrische Zigaretten die Schleimhäute in Mund und Rachen schädigen. Zudem sei auch eine krebsauslösende Wirkung nicht auszuschließen. E-Zigaretten sollten daher keinesfalls verharmlost werden, warnen die Experten.
Die Verharmlosung als vermeintlich unschädlicher Ersatz für herkömmliche Zigaretten übersieht laut Aussage der Mediziner die bestehenden Gesundheitsrisiken bei den elektrischen Zigaretten. So habe die Studie eine Schädigung der Mund- und Rachenschleimhaut bestätigt und es gebe zudem Berichte über Reizungen der Atemwege oder auch allergische Reaktionen, erläutert Professor Dr. med. Martin Canis von der Universität Göttingen. Darüber hinaus bezweifeln die Forscher auch, dass die E-Zigaretten zur Tabakentwöhnung geeignet sind.
E-Zigaretten als unbedenklich beworben
E-Zigaretten sind insbesondere bei Jugendlichen immer beliebter und mehr als zwei Millionen Deutsche sollen schon einmal eine E-Zigarette probiert haben, berichtet die Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Viele würden die E-Zigaretten aus Neugierde testen oder in dem Bestreben, ihre Tabaksucht zu überwinden. Da kein Tabak verbrannt wird, bestehe die Auffassung, dass keine krebsauslösenden Stoffe anfallen. Auch würden die verwendeten Liquids als ungefährlich beworben. Die Industrie verweise darauf, „dass die Liquids Propylenglycol (als E 1520) und Glycerin (als E 422) zugelassene Zusatzstoffe für Lebensmittel sind.“ Doch werden die sie in den E-Zigaretten auf 65 bis 120 Grad erhitzt. „Die Unbedenklichkeit gilt allerdings nur für Nahrungsmittel, die zum Verzehr gedacht sind“, betont Professor Canis.
Reizungen der Atemwege und allergische Reaktionen
Bei der Inhalation der Dämpfe ist nach Einschätzung des Experten keineswegs von einer Unbedenklichkeit auszugehen. Denn „durch die Erhitzung können neue chemische Substanzen entstehen“ und außerdem würden „die Liquids neben den Trägersubstanzen häufig noch Aromen wie Schokolade, Frucht oder Kaffee (enthalten), die den Geschmack verbessern sollen und ebenfalls eingeatmet werden.“ Erste Berichte über Reizungen der Atemwege und allergische Reaktionen seien bereits bekannt. Zudem haben Wissenschaftler dieses Jahr erstmals untersucht, wie Liquide aus E-Zigaretten auf die gesunde Mundschleimhaut wirken. Hierfür seien Zellen aus der Schleimhaut des Mundes oder des Rachens an fünf Tagen für jeweils zwei Stunden verschiedenen Liquiden mit Frucht- und Tabakaromen ausgesetzt worden. Das Team um Dr. Christian Welz von der Göttinger Uni-Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde bewertete anschließend den Anteil überlebender Zellen und die Schäden an der Erbsubstanz bei den Zellen.
Schädigungen der Zellvitalität und vermehrte DNA-Schäden
Aus der Untersuchung ging hervor, dass „jedes getestete Liquid eine eindeutige Minderung der Zellvitalität und eine Zunahme der DNA-Schädigungen“ bewirkte, erläutert Professor Canis. Dabei hätten Liquide mit Fruchtaromen sogar eine höhere Zell- und Genotoxizität als Liquide mit Tabakaroma aufgewiesen. Zwar könnten die Studienergebnisse nicht hinreichend belegen, dass E-Zigaretten Krebs auslösen, doch sie seien ein erster Hinweis. Weitere Untersuchungen seien nun dringend erforderlich.
Selbst wenn die Auswirkungen deutlich geringer sind als bei gerauchten Zigaretten, „stellen die Ergebnisse die Unbedenklichkeit des Konsums von E-Zigaretten klar in Frage“, betont der Experte. Zudem mache der Wirkstoff Nikotin in den E-Zigaretten wie bei herkömmlichen Zigaretten süchtig und die E-Zigaretten können über einen deutlich längeren Zeitraum als herkömmliche Zigaretten am Stück konsumiert werden, erläutert Canis. Daher sei zu bezweifeln, ob E-Zigaretten als Hilfsmittel zur Tabakentwöhnung dienen können. Hier sei eher die Verwendung etablierter Mittel wie Nikotin-Kaugummis oder Pflaster empfehlenswert. Das geplante Verbot eines Verkaufs von E-Zigaretten an Kinder und Jugendliche begrüßen die Experten. (fp)
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