Zur Entschlackung des Körpers, aber auch bei einer Fülle von Darmerkrankungen, die eine umfassende Reinigung des Darms erfordern, ist der auch als Darmspülung bekannte Einlauf (Klistier oder Klysma) häufig das Mittel erster Wahl. Die sogenannte Colon-Hydro-Therapie (CHT) ist diesbezüglich eine gern genutzte Variante. Durch das gezielte Spülen des Dickdarms mit Wasser soll hier eine Reinigung des Verdauungsorgans erreicht werden, die nicht nur überschüssige Schlacken, sondern auch Krankheitserreger aus den Darmwindungen entfernt. Wie das Verfahren im Detail funktioniert und was es bei der CHT zu beachten gibt, verrät Ihnen unser Beitrag zum Thema.
Inhaltsverzeichnis
Colon-Hydro-Therapie – die wichtigsten Fakten im Überblick
- Beschreibung: Die Colon-Hydro-Therape (CHT) ist eine bestimmte Form der Darmreinigung. Bei der CHT wird durch ein Kunststoffröhrchen Wasser in den Dickdarm eingebracht, um diesen von Gift- und Abfallstoffen zu befreien. Anschließend wird das Wasser samt gelöstem Darminhalt geruchlos über einen Abfluss-Schlauch abgeleitet. Unterstützend führt der Therapeut beziehungsweise die Therapeutin eine sanfte Bauchdeckenmassage durch.
- Anwendungsgebiete: Verdauungsbeschwerden wie Verstopfung, harter Stuhlgang oder chronischer Durchfall, Hauterkrankungen wie Schuppenflechte, Kopfschmerzen, Allergien, Reizdarm, Müdigkeit usw.
- Dauer: Die Behandlung dauert etwa eine Stunde. Je nach Art und Umfang der Beschwerden kann die Therapie insgesamt zwischen sechs und 15 Sitzungen umfassen.
- Kontraindikationen: Schwangerschaft, Darmoperationen, Herz-Kreislauf-Beschwerden, Herzinfarkt, Angina pectoris, akute Entzündungsprozesse im Magen-Darm-Trakt, Tumore im Darmbereich.
Hinweis: Die “Colon-Hydro-Therapie” ist eine seit Jahrzehnten durchgeführte Möglichkeit der Darmreinigung, welche von vielen Patientinnen und Patienten als hilfreich und effektiv bei verschiedenen gesundheitlichen Beschwerden beschrieben wird. Dennoch ist darauf hinzuweisen, dass es bislang keine wissenschaftlichen Belege für die Wirksamkeit dieser Methode gibt. Aktuell ist aus Studien lediglich bekannt, dass Darmspülungen zum Beispiel bei Entleerungsstörungen helfen können – Hinweise für weitergehende Heilerfolge durch die Colon-Hydro-Therapie fehlen bisher. Beachten Sie daher bitte unseren Abschnitt zu Risiken und Gegenanzeigen der CHT.
Unser Dickdarm
Dass der Darm ein essenzieller Bestandteil unseres Verdauungssystems ist, ist wohl jedem bekannt. Eine entscheidende Hauptaufgabe innerhalb des Verdauungsprozesses kommt hierbei dem Dickdarm (Intestinum crassum) zu. Nach dem Magen und Dünndarm bildet er den dritten wichtigen Abschnitt im Verdauungstrakt, der hauptsächlich für die Vorbereitung des Speisebreis zur Ausscheidung verantwortlich ist.
Doch auch wenn dem Nahrungsbrei ein Großteil an Nährstoffen und Wasser vorab im Dünndarm entzogen wird, filtert der Dickdarm noch einmal geringere Mengen an Fettsäuren, Proteinen und Mineralstoffen wie Natrium, Chlorid oder Kalium ab, bevor die unverdaulichen Nahrungsreste den Körper letztendlich als Stuhl wieder verlassen.
Auch erhebliche Flüssigkeitsmengen können vom Dickdarm entzogen werden und die tägliche Resorption von Wasser im Verdauungstrakt damit um mehr als einen Liter steigern. Die Flüssigkeitsaufnahme im Dickdarm stellt somit also ebenfalls eine wichtige Vorstufe zur Harnproduktion sowie zur Regulierung des Elektrolyt-Haushaltes dar.
Grob unterteilen lässt sich der Dickdarm in drei Hauptabschnitte: Die kleinste Einheit, der Blinddarm (Caecum), bildet diesbezüglich den blind endenden Anfangsabschnitt des Dickdarms. Oftmals fälschlicherweise als funktionsloses Relikt aus frühen Tagen der menschlichen Evolution bezeichnet, weiß man heute, dass der Blinddarm durchaus noch diverse Organfunktionen erfüllt.
So ist er zum Beispiel an einer Reihe von Immunprozessen und in diesem Zusammenhang auch an der Tätigkeit des Lymphsystems beteiligt. Außerdem gehen einige Mediziner davon aus, dass der Blinddarm nach einem Durchfallgeschehen wie auch nach der gezielten Reinigung des Darms mittels Darmspülung für die Neubesiedelung des Dickdarms mit Darmbakterien verantwortlich ist.
An den Blinddarm schließt sich das Kernstück des Dickdarms, der Grimmdarm (Colon), an. Ihm hat die Colon-Hydro-Therapie unverkennbar ihren Namen zu verdanken, zielt die Darmspülung doch hauptsächlich darauf ab, die Windungen des Grimmdarms zu reinigen. Dieser beherbergt die wohlbekannte Darmflora, ein spezielles Darmmilieu bestehend aus Bakterien und anderen Mikroorganismen, die von Natur aus symbiotisch im Grimmdarm siedeln und bei der Zersetzung beziehungsweise Vergärung des Nahrungsbreis zum finalen Kot helfen.
Jüngste Forschungsergebnisse legen nahe, dass sich die Darmflora aus mindestens 500 bis 1000 verschiedenen Arten von Mikroorganismen zusammensetzt, wobei
- Enterokokken (Streptokokkus faecalis),
- Bifidobakterien (zum Beispiel Bifidobacterium bifidum),
- Clostridien (zum Beispiel Clostridium),
- Bakterien der Gattung Ruminococcus,
- Enterobakterien (zum Beispiel Escherichia coli)
- und Milchsäurebakterien (zum Beispiel Bifidobakterien wie Bifidobacterium bifidum oder Laktobazillen)
einige der wichtigsten Vertreter darstellen.
Neben ihrer Verdauungsfunktion unterstützt die mikrobielle Darmflora den Körper dabei auch in der Abwehr von Krankheitserregern sowie in der Entgiftung des Stoffwechsels. Außerdem stellt sie eine zusätzliche Vitamin- und Energiequelle dar (vor allem für Fettsäuren, Vitamin B1, B2, B6 und B12) und scheint auch an der Verbesserung der körperlichen Ausdauer und Hitzeresistenz beteiligt zu sein. Der Grimmdarm kann also deutlich mehr als nur Stuhlgang produzieren, auch wenn hierin sicherlich eine der wichtigsten Aufgaben des Colons besteht.
Weitertransportiert wird der Stuhl vom Grimmdarm aus durch rhythmische Kontraktionsbewegungen der Darmmuskulatur, die sogenannte Darmperistaltik. Sie wird durch Nervenimpulse generiert, die in regelmäßigen Abständen Signalreize an die Muskeln im Darmtrakt senden und ihren Ursprung in einem natürlichen Reizreflex des Verdauungstraktes auf die Ankunft von Nahrung im Magen haben.
Zusätzlich wird dieser gastrokolische Reflex abermals durch die Mikroorganismen der Darmflora mitgestaltet, welche ebenfalls einen gewissen Dauerreiz auf das darmeigene Nervensystem ausüben und damit die Darmperistaltik aufrechterhalten.
Schubweise lässt sich der Kot so durch regelmäßige Kontraktionen in den Enddarm befördern. Er bildet das Endstück des Dickdarms und dient bekannterweise der Stuhlausscheidung, wobei der Kot zunächst im Mastdarm (Rectum), einem separaten Abschnitt des Enddarms, gesammelt und nur zu regelmäßigen Entleerungsintervallen über den Analkanal ausgeschieden wird. Auch die Kotausscheidung an sich folgt demnach einem Rhythmus, welcher von der sogenannten Darmperistaltik koordiniert wird.
Was ist eine Colon-Hydro-Therapie?
Es ist nicht schwer zu erkennen, dass Erkrankungen des Dickdarms und insbesondere des Grimmdarms zu massiven Störungen im Bereich der Darmentleerung und damit auch in der Ausleitung von Körperschlacken führen können. Mehr noch, eine gestörte Darmflora kann durch eine geschwächte Immunabwehr Darminfektionen und -entzündungen verursachen.
Eine regelmäßige Darmreinigung sehen daher viele Gesundheitsexperten als wichtigen Garant für einen gesunden Verdauungstrakt an. Auch beim Abnehmen kann eine Darmsanierung helfen, indem sie den Stoffwechsel anregt und zur Entschlackung beiträgt.
Es gibt verschiedene Maßnahmen zur Darmreinigung. Eine sehr einfache Möglichkeit ist zum Beispiel der gezielte Verzehr entwässernder beziehungsweise harntreibender Lebensmittel wie Gurken, Tomaten oder Spargel. Sie sorgen für eine bessere Flüssigkeitszufuhr im Darm, was den Stuhl aufweicht und den Abtransport erleichtert. Auch Vollkornprodukte und hier speziell Produkte aus Dinkel gelten als verdauungsfördernd und darmreinigend.
In einigen Fällen reicht diese Form der zusätzlichen Flüssigkeitszufuhr jedoch nicht aus, um den Darm vollständig zu reinigen. Bestes Beispiel sind hartnäckige Verstopfungen, die sich in der Regel im Grimmdarm manifestieren und dort einen übermäßigen Stau von stark verdichtetem Kot verursachen. In diesem Fall kann eine gezielte Darmspülung in Form einer Colon-Hydro-Therapie (CHT) Abhilfe schaffen.
Dabei wird dem Dickdarm durch ein über den Analkanal eingeführtes Kunststoffröhrchen eine erhöhte Menge Wasser (bis zu zehn Liter) zugeleitet, welches die Kotverdichtung auflösen soll. Die Wassertemperatur beträgt zumeist zwischen 21 und 42 Grad Celsius, da warmes Wasser zum einen den Speisebrei leichter aufweichen kann. Zum anderen sorgt die Wärme für eine zusätzliche Beruhigung der Darmmuskulatur, wodurch Krämpfe reduziert und eine harmonische Darmbewegung angeregt werden sollen.
Um die darmreinigende Wirkung der CHT noch zu verbessern, setzen manche Therapeuten auf die Beimengung von Substanzen, die einen abführenden beziehungsweise die Darmflora stärkenden Effekt haben sollen. Hierzu zählen insbesondere stark antioxidative und/oder milchsäurebakterienhaltige Flüssigkeiten wie
- Essig,
- Milch,
- Kaffee,
- Kochsalzlösung
- oder abführende Kräuterextrakte.
Die Lösung von Ablagerungen an den Darmwänden soll dadurch erleichtert sowie die Anreicherung einer geschwächten Darmflora durch Milchsäurebakterien verbessert werden. Zusätzlich zum Einlauf wird bei der Colon-Hydro-Therapie für gewöhnlich auch die Bauchdecke leicht massiert, was ebenfalls zur Regulierung der Darmperistaltik beiträgt.
Geschichte der Colon-Hydro-Therapie
Einläufe zählen zu den ältesten Behandlungsmethoden der Welt. Schon in der Medizin des alten Ägyptens war es Brauch, bei Magen-Darm-Erkrankungen oder Verdauungsbeschwerden einen Einlauf durchzuführen. Das berühmte Papyrus Chester Beatty VI, das etwa 1250 vor Christus angefertigt wurde, weiß hierzu sogar über geeignete Einlaufrezepturen zu berichten:
„Heilmittel für das Beseitigen einer Umwendung im After [Prolapsus]: Mehl/Brei von Langbohnen; unterägyptisches Salz; Fett der Gans; Pflanzenschleim von Gerste; Honig; werde zu einer Masse gemacht; werde an den After gegeben vier Tage lang.“
Als Hilfsmittel für den Einlauf genutzt wurde von den Ägyptern, wie im Übrigen auch von den Babyloniern und Indern, ein trichterförmiges Klistier, das aus Tierblase gefertigt wurde. Der Begriff stammt vom altgriechischen Wort klysterion für „Reinigung“ ab und zeigt bereits auf, worin der Zweck der antiken Einläufe begründet lag – nämlich in der Reinigung beziehungsweise Ausräumung des Darms.
Vielerorts gab es sogar spezielle Fachärzte, welche sich ausschließlich mit der korrekten Durchführung eines Einlaufes beschäftigten. Der ägyptische Hofarzt Iry bekam von seinem Pharao für die hervorragenden Dienste, die er dem Monarchen diesbezüglich erbrachte, sogar den Titel „Hüter des königlichen Darmausgangs“ verliehen. Dies mag amüsant klingen, zeigt jedoch auch auf, welch wichtige Funktion das Klistier bereits in der altertümlichen Krankheitstherapie einnahm.
Der Vater der modernen Medizin – Hippokrates von Kos – entdeckte Jahrhunderte später vermehrt den reinigenden Aspekt von Einläufen. Er nutzte diese deshalb insbesondere zur Behandlung von Verstopfungen und Stoffwechselstörungen. Auch kam damals zunehmend der sogenannte Alkoholeinlauf auf, der erstmals von klarflüssigen Substanzen anstatt Einlaufbreis Gebrauch machte.
So empfahl der griechische Arzt Galenos von Pergamon zum Beispiel schon im ersten Jahrhundert vor Christus einen Einlauf mit herbem Rotwein bei bestehenden Darmverletzungen. Der desinfizierende und wundstillende Aspekt, den Rotwein dank seines hohen Gehalts an Antioxidantien hat, ist hier besonders bemerkenswert.
Auch im Mittelalter behielten Einläufe ihren medizinisch relevanten Stellenwert bei. Das Behandlungsverfahren wurde damals durch neu aufgekommene Hilfsmittel wie Eisenröhrchen, stählerne Klistierspritzen und Trichter oder Druckklistiere aus Gummi weiter perfektioniert. In der Neuzeit entwickelte der Wiener Dozent Anton Brosch schließlich 1912 den sogenannten „Enterocleaner“. Eine Vorrichtung, die Darmspülungen im Rahmen medizinischer Sitzbäder erlaubte.
Seine Apparatur wurde 1922 von dem Tropenmediziner Gottlieb Olpp nochmals verbessert, woraus das subaquale Darmbad als modernes Behandlungsverfahren zur Durchführung von Einläufen hervorging. Dem Patienten wurden zu diesem Zweck über einen Einlaufsattel, der mittels eines Gürtels um das Gesäß geschnallt wurde, mehrmals hintereinander Einläufe aus Kochsalzlösung oder Kamillenextrakt verabreicht, während er in einer Wanne mit warmem Wasser saß. Erstmals wurden hierfür standardmäßig schmale Gummischläuche als Darmröhrchen für die Irrigation verwendet.
Das subaquale Darmbad galt bis 1950 als offizielle Behandlungsmethode zur professionellen Durchführung der Colon-Hydro-Therapie. In den 1980er Jahren wurden dann schließlich modernere Apparaturen von Experten wie dem Amerikaner Ray Dotolo entwickelt, die den gültigen Hygienestandards besser entsprachen und dem Patienten während der Behandlung einen höheren Komfort versprachen.
Anwendungsgebiete der Colon-Hydro-Therapie
Der wichtigste Grund für eine Anwendung der Colon-Hydro-Therapie sind Verdauungsprobleme, die mit einem Kotstau im Grimmdarm einhergehen. Allerdings wurden schon früh auch die Ideen von Hippokrates vermehrt ins Behandlungskonzept des Einlaufes aufgenommen. Der Begründer der modernen Schulmedizin ist auch als Erfinder der „Viersäftelehre“ bekannt. Diese besagt, dass der menschliche Körper vier lebenswichtige Säfte herstellt, nämlich
- Blut (sanguis),
- Schleim (phlegma),
- gelbe Galle (cholera)
- und schwarze Galle (melancholia).
Im Krankheitsfall seien diese vier Säfte – von Hippokrates auch Leibesfeuchten genannt – grundsätzlich aus dem Gleichgewicht geraten, was in hohem Maße einer gestörten Verdauung geschuldet sei. Über die Wahrhaftigkeit der Viersäftelehre lässt sich aus Sicht der modernen Medizin gewiss streiten. Über die Bedeutung der Verdauung für den Stoffwechsel und seiner Sekrete jedoch nicht.
Auch birgt der Darm wichtige Funktionen zur Immunabwehr, weshalb er bei Entleerungsstörungen und starker Verunreinigung diesen Aufgaben nur noch bedingt bis gar nicht mehr nachkommen kann. Daraus abgeleitet kann eine Reinigung des Darms zur Anregung des Stoffwechsels beziehungsweise Immunsystems, sowie zur Ausleitung überschüssiger Sekrete, durchaus noch eine Fülle weiterer Gesundheitsbeschwerden beheben. Aus diesem Grund nachstehend eine kleine Übersicht zur Gesamtheit aller Beschwerden, bei denen die CHT Hilfe verspricht.
Verdauungsbeschwerden
Auf Platz Nummer eins unter den Indikationen für eine Darmspülung steht ganz gewiss die Verstopfung (Obstipation). Insbesondere dann, wenn sich Verstopfungen nicht von selbst lösen, Ernährungsmaßnahmen keine Besserung bringen und die Obstipation über mehrere Tage hinweg anhält, können ernste Gesundheitsgefahren entstehen.
Abgesehen davon, dass eine hartnäckige Verstopfung meist auch mit schmerzhaften Darmkrämpfen und Blähungen einhergeht, kann der später abgehende, verhärtete Stuhl auch zu weiteren Problemen führen. Dazu zählen Verletzungen im Analbereich, die Entstehung von Hämorrhoiden durch starkes Pressen beim Stuhlgang und, gleichermaßen bedingt durch harten Stuhl sowie den beim Pressen aufgewendeten Druck, ein Rektumprolaps. Letzterer wurde, wie bereits erwähnt, schon im alten Ägypten mithilfe von mehrtägigen Einlauf-Kuren behandelt, welche den Stuhl vorübergehend verflüssigten und so für eine erleichterte Ausscheidung sorgten, bis sich das Rektum wieder zurück in den Unterleib gezogen hatte.
Sollte die Verstopfung dagegen weiterhin bestehen bleiben, so droht eine Kotstauung im Dickdarm (Koprostase). Sie kann zur Bildung steinharter Kotballen führen, welche wiederum einen vollständigen Darmverschluss (Ileus) begünstigen. Im schlimmsten Fall kommt die Darmperistaltik hierdurch vollständig zum Erliegen, was mitunter tödlich enden kann.
In allen genannten Fällen ist die CHT häufig die einzige Option, um ernstere Gesundheitsrisiken vom Patienten abzuwenden, sofern andere Einlaufvarianten versagt haben. Darüber hinaus sind Verstopfungen und ihre Begleiterscheinungen aber längst nicht die einzigen Verdauungsbeschwerden, die auf einen solchen Einlauf ansprechen.
- Bauchschmerzen,
- Blähungen,
- chronischer Durchfall,
- Darmkrämpfe
- oder auch Darmträgheit
lassen sich nämlich auch gesondert mit einer Darmspülung behandeln. Das Prinzip ist dabei immer das gleiche: Durch die umfassende Reinigung des Darms werden Störreize und Durchfallerreger wie Bakterien oder Pilze ausgeräumt und eine eventuell zu träge beziehungsweise überstimulierte Darmmuskulatur reguliert, wodurch die Darmtätigkeit letztlich wieder normalisiert wird.
Darmerkrankungen
Chronische Verdauungsbeschwerden sind in zahlreichen Fällen auch Begleitsymptome einer Darmerkrankung. Man denke nur an das Reizdarmsyndrom (RDS), bei dem der Darm schon durch die geringsten Störreize wie etwa zu scharfes Essen oder bestimmte Lebensmittelzusatzstoffe äußerst nervös mit Durchfall und schmerzhaften Darmkrämpfen reagiert.
Geschuldet ist diese Überempfindlichkeit des Darms meist entweder einer Hypersensibilität der Darmnerven oder aber einer vorangegangenen Magen-Darm-Entzündung (Gastroenteritis), durch die es zu einer bakteriellen Fehlbesiedelung im Darm kam, die im weiteren Verlauf zu Unverträglichkeiten und besonderen Sensitivitäten des Darms führte.
Ebenso können Divertikel, die gutartige Ausstülpungen an den Darmwänden beschreiben, einen Reizdarm und Verdauungsprobleme hervorrufen oder durch Unebenheiten in der Darmschleimhaut Ablagerungen von Darmschlacken verursachen, welche eine Darmspülung nahelegen.
Auch bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen kann die Colon-Hydro-Therapie unter Umständen zum Einsatz kommen – allerdings nur zwischen den akuten Schüben und nach ausführlicher Beratung mit dem/der behandelnden Arzt/Ärztin.
Vor allem Patienten mit Colitis Ulcerosa oder Morbus Crohn sind diesbezüglich immer wieder auf eine schnelle Darmentleerung angewiesen. Grund hierfür ist die Tatsache, dass im Falle eines entsprechenden Krankheitsbilds der Darm nicht selten derart gereizt auf den Verzehr bestimmter Lebensmittel reagiert, dass es zu stunden-, wenn nicht sogar tagelangen Darmkrämpfen kommt, die den Betroffenen unglaublich zusetzen.
Die akute Dickdarmentzündung (Colitis) wird zudem fast immer durch Infektionserreger gefördert, die dank einer sorgfältigen Darmspülung gleich mitbereinigt werden. Auf diese Weise wird der Darmflora wie auch den Darmwänden das zur Regeneration unablässige, keimfreie Milieu ermöglicht, um sich von der Entzündung zu erholen.
Übrigens: Für Dickdarmentzündungen verantwortlich sind oftmals gar keine körperfremden Erregerstämme. Sehr häufig wird die Colitis nämlich durch eine schlichte Überpopulation bestimmter Darmbakterien (zum Beispiel Escherichia coli) oder auch Darmpilze (zum Beispiel Candida Pilze) hervorgerufen, die dann natürlich die Darmflora aus dem Gleichgewicht bringt und durch toxische Ausscheidungsprodukte und eine Ausbreitung der eigentlich gutartigen Erreger bis in die Darmwand für entzündliche Infektionen sorgt.
Ernährungsfehler
Apropos Ernährung – in der Regel kommt es zu einer Überpopulation von Darmbakterien und Darmpilzen entweder durch ein vorgeschwächtes Immunsystem, das nicht mehr imstande ist, die Balance zwischen den Bakterienstämmen im Dickdarm selbst aufrechtzuerhalten, oder durch eine abnorme Aufnahme zusätzlicher Bakterienkulturen über die Nahrung. Gerade leicht verderbliche und zuckerhaltige Lebensmittel bilden einen idealen Nährboden für einschlägige Entzündungserreger.
Ein Verzehr stopfender Lebensmittel ist dagegen häufig Ursache für Verstopfungen, weil entsprechende Nahrungsmittel für ihre Aufspaltung ein sehr hohes Maß an Wasser benötigen. Wasser entzogen werden kann ihnen im Gegenzug kaum. Die Flüssigkeitszufuhr im Darm wird hierdurch enorm beeinträchtigt, wodurch der Stuhl zu fest wird und Komplikationen bei der Ausscheidung provoziert.
In Kombination mit mangelnder Bewegung oder einer mangelnden Flüssigkeitszufuhr verlangsamt sich dann auch schnell die Darmperistaltik, was den Transport des Nahrungsbreis zusätzlich erschwert und einen Kotstau auslöst. Zu den stark stopfenden Lebensmitteln zählen hierbei insbesondere Mehl- und Fertigprodukte mit zu wenig Ballaststoffen wie
- Chips,
- Fleisch,
- Käse,
- Kuchen,
- Pizza,
- Pommes frites,
- Süßigkeiten
- und Weißbrot.
Des Weiteren sind auch bestimmte Lebensmittelunverträglichkeiten nicht als Auslöser einer Verstopfung zu unterschätzen. Vor allem eine Histaminunverträglichkeit führt immer wieder zu Verdauungsbeschwerden wie Verstopfung oder Blähungen und kann darüber hinaus auch allergische Entzündungsreaktionen im Bereich der Darmschleimhaut auslösen.
Ein weiterer mit der Ernährung in Verbindung stehender Indikator für die Colon-Hydro-Therapie kann das Ziel der Entschlackung sein. Gerade bei Menschen mit Übergewicht ist die Darmspülung ein sehr beliebtes Mittel, um festsitzende Körperschlacken durch eine Anregung des Stoffwechsels sowie die Reinigung der Darmwände auszuleiten. Zudem wird durch das Verfahren die Verdauungstätigkeit angeregt, was dem Abnehmen zugutekommt.
Ganz ähnlich wirkt die Darmreinigung auch bei Cellulite, die vor allem bei Frauen gerne durch eine vermehrte Einlagerung von Lymphe und Fettgewebe ins Bindehautgewebe entsteht. Gerade bei übergewichtigen Frauen und Frauen in den Wechseljahren, wo der Anteil straffender Bindegewebsstrukturen bedingt durch einen sinkenden Östrogenspiegel noch zusätzlich abnimmt, ist Cellulite eine unliebsame Erscheinung. Darmspülungen können auch hier den Stoffwechsel dahingehend stimulieren, dass eingelagerte Fettschlacken und Lymphansammlungen im Bindehautgewebe besser abtransportiert werden.
Wir empfehlen in diesem Zusammenhang auch unseren Ratgeber zur Lymphdrainage.
Hauterkrankungen
Es mag etwas abwegig erscheinen, doch eine Darmspülung könnte unter Umständen auch Personen mit chronischen Hautleiden helfen. Tatsächlich ließ sich in verschiedenen Studien feststellen, dass es offenbar einen Zusammenhang zwischen Hauterkrankungen wie Schuppenflechte (Psoriasis) und Schädigungen der Darmschleimhaut gibt. Mehr noch, scheinen Haut und Darm bei Menschen mit Psoriasis in einem symptomatischen Wechselspiel zu stehen, das mit Haut- und Schleimhautschäden beider Organe sowie umfassenden Entzündungsprozessen einhergeht.
Die Studienergebnisse legen nahe, dass sich durch geeignete Maßnahmen zur Darmreinigung auch eine Besserung des Krankheitsbildes bei Hautbeschwerden erzielen lässt. Abermals kann hier die besondere Reinigungswirkung der Colon-Hydro-Therapie auf den Stoffwechsel als Erklärungsansatz herangezogen werden. Verschiedene Patienten berichteten in der Vergangenheit bereits davon, dass eine entsprechende Detox-Kur zur Verbesserung ihres krankheitsbedingt irritierten Hautbildes beitrug.
Weitere Hautkrankheiten, bei denen häufig eine Darmspülung empfohlen wird, sind Akne und Neurodermitis. Man kann davon ausgehen, dass hier das Reinigungsprinzip durch eine Colon-Hydro-Therapie ganz ähnlich funktioniert.
Sonstige Ursachen
Die Stoffwechselstimulation sowie die Ausleitung von Schlacken und problematischen Sekretansammlungen schließt bei der Darmspülung auch die Ausräumung von Entzündungssekreten und Reizstoffen mit ein, die zur Schmerzentstehung beitragen. Ferner sollen durch die so erzielte Entgiftung des Körpers auch Nervensignale und damit die Nervenfunktion insgesamt verbessert werden. In Anlehnung an dieses Therapieziel kommt die Colon-Hydro-Therapie auch bei folgenden Schmerz- und Nervenbeschwerden zum Einsatz:
- Konzentrationsstörungen,
- Kopfschmerzen,
- Leistungseinbußen,
- Migräne,
- Müdigkeit
- und Rheuma.
Ablauf einer Colon-Hydro-Therapie
Eine Darmspülung sollte grundsätzlich nur von geschultem Fachpersonal wie etwa einem/einer Darmspezialisten/in oder einem/einer zertifizierten Heilpraktiker/in durchgeführt werden, um Behandlungsfehler zu vermeiden. Dabei wird die Colon-Hydro-Therapie niemals ohne entsprechende Vorbereitungsmaßnahmen umgesetzt, innerhalb derer eine Vorreinigung des Darms stattfindet. Eine vollständige Therapie kann je nach Art und Schwere des zugrundeliegenden Gesundheitsproblems zwischen sechs und 15 Sitzungen umfassen.
Erster Schritt – Vorreinigung des Darms
Zur Vorbereitung auf die eigentliche Therapie verordnen Ärzte und Heilpraktiker häufig eine spezielle Entschlackungsdiät, die mehrere Tage bis Wochen anhält und selbst nach Therapiebeginn noch fortgesetzt werden kann. Eine ballaststoffreiche Ernährung mit verdauungsfördernden Lebensmitteln wie Flohsamen oder Porridge wird hier gerne mit reinigenden Nahrungsergänzungsmitteln wie Bentonit und flüssigen Probiotika zur Darmreinigung kombiniert. Auf diese Weise sollen erste Schlackenansammlungen grob von den Darmwänden gelöst und die Darmperistaltik gezielt stimuliert werden.
Zweiter Schritt – Einbringen des Einlaufes
Für die Durchführung der eigentlichen Darmspülung wird der Patient heutzutage nicht mehr in ein Darmbad, sondern in eine entspannte Seitenlage versetzt und zugedeckt, was den Wohlfühlfaktor während der Behandlung erhöhen soll. Nun wird ein vorab sterilisiertes kurzes Kunststoffröhrchen in den Analtrakt eingebracht. Dieses ist mit einem Wasserbehälter verbunden, durch den infolge wechselwarmes Wasser in den Darm geleitet wird, dessen Temperatur zwischen 21 und 42 Grad Celsius variiert und so eine Entspannung beziehungsweise Lockerung der Darmmuskulatur bewirken soll.
Dritter Schritt – Bauchmassage
Während des Einbringens des Wassers in den Dickdarm wird der/die behandelnde Therapeut/in bei der CHT zusätzlich die Bauchdecke der Patientin beziehungsweise des Patienten nach besonders verspannten Zonen abtasten und unter vorsichtigem Massieren des Gewebes das Wasser gezielt dort hinleiten. Die Massage erhöht den Stimulationsfaktor auf die Darmperistaltik zusätzlich und sorgt gleichzeitig für eine verbesserte Entspannung der Nerven im Bauchraum.
Vierter Schritt – Ausleitung des Darminhalts
Während bei anderen Formen des Einlaufs nach der Durchführung ein Toilettengang notwendig ist, wird bei der Colon-Hydro-Therapie der gelöste Darminhalt unkompliziert mit einem separaten Abflussschlauch abgeleitet. Dies hat den Vorteil, dass die Behandlung völlig geruchlos und hygienisch vonstattengeht, ohne dass der Patient sich extra bewegen muss. Sollte dennoch ein nachträglicher Toilettengang notwendig sein, kann der Patient diesen natürlich dennoch in der Behandlungspraxis tätigen.
Risiken und Gegenanzeigen
Sinn und Unsinn der CHT wurden in der Vergangenheit rege diskutiert, da das Verfahren unter einigen Medizinern als überholt gilt. Andere schwören nach wie vor auf das uralte Verfahren zur Darmreinigung, geben aber zu bedenken, dass die Darmspülung keine Dauerlösung ist. Durch eine zu häufige Anwendung kann nämlich ein gegenteiliger Effekt eintreten und Darmflora sowie Darmperistaltik eher in ihrer natürlichen Funktion gestört anstatt stimuliert werden. Auch besteht die Gefahr, dass durch wiederholte Spülungen der Elektrolythaushalt des Körpers empfindlich gestört wird. Unzureichend steril gehaltene Behandlungsutensilien bergen des Weiteren die Gefahr einer Darminfektion.
Achtung: Ebenfalls gewarnt sei vor einer falschen Anwendung im Alleingang, auch wenn es mittlerweile diverse Angebote für Hilfsmittel zur Heim-CHT gibt. Das falsche Einführen von Analröhrchen oder ein Arbeiten mit zu viel Druck bei der Einleitung des Spülwassers können zu ernsten Verletzungen der Darmwände sowie zu Bauchkrämpfen und Darmblutungen führen.
Gänzlich von einer Colon-Hydro-Therapie absehen sollten Schwangere sowie Personen mit akuten Entzündungsprozessen im Magen-Darm-Trakt, Blutungen, Tumoren oder Operationswunden im Darmbereich. Gleiches gilt bei Nierenfunktionsstörungen und überstandenem Herzinfarkt. Eine Darmspülung kann eine erhöhte Belastung für den Kreislauf darstellen, sodass auch Menschen mit Herz-Kreislauf-Problemen beziehungsweise Kreislaufschwäche unbedingt auf die CHT verzichten sollten. (ma)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Ullrich, Manfred A.: Chronische Krankheiten durch Colon-Hydro-Therapie erfolgreich behandeln, Spurbuchverlag, 2011
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.